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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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sollte, und dich alleine nach ihnen suchen lasse.«
    »Zwei schlafende Kinder sind wirklich eine sehr gute Ausrede, würde ich sagen.«
    »Findest du?« Ihre Stimme klang erleichtert.
    »Absolut.«
    Sie umarmte mich unbeholfen.
    »Du brauchst nicht auf mich zu warten«, rief ich ihr hinterher, als sie die Treppe wieder hochstieg, war mir jedoch nicht sicher, ob sie es auch gehört hatte.
    Hier im Keller war es wesentlich wärmer als draußen, aber dafür auch feuchter. Ich verstand nicht allzu viel von der Weinlagerung, wenn auch der General selbstverständlich dafür gesorgt hatte, dass ich ein Grundwissen darüber besaß.
    Von Nikolaus und seinem Vater sah ich nichts und stieg noch eine weitere Etage in die Tiefe. Unzählige Barriquefässer reihten sich aneinander. Es roch süßlich nach Alkohol und Trauben. Die Wände waren mit Kellerschimmel bedeckt. Ein grau-grünlicher Belag, der, so weit ich wusste, die Luftfeuchtigkeit regulierte.
    Jetzt hörte ich Stimmen, aber sie kamen aus einem tieferen Stockwerk. Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Die Stimmen waren zu laut, als dass es sich um eine gewöhnliche Unterhaltung handeln konnte. Ich trat durch eine breite Eichentür in das nächste Gewölbe.
    Mein erster Blick fiel auf ein hölzernes gefiedertes Ungetüm, das auf einem der Fässer thronte. Die untere Hälfte waren Rumpf und Beine eines Wolfes und die Obere endete in Kopf und Flügel eines Raben. Der Rabe hatte den Schnabel zu einem Schrei weit geöffnet. Gänsehaut überlief mich bei diesem Anblick.
    Nikolaus sprach mit äußerster Erregung. Von seinem Vater hörte ich nur einen gedämpften Bass, zu undeutlich, als dass ich Worte davon hätte verstehen können. Außerdem lag mir nichts ferner, als die beiden zu belauschen. Deshalb pochte ich gegen den Türrahmen.
    Die Stimmen verstummten augenblicklich. Ich stieß die Tür weit auf. Der Raum wurde durch einige Kerzenleuchter erhellt. Nikolaus stand neben seinem Vater, ein Weinglas in der Hand und wirkte überrascht mich zu sehen. Sein Vater hatte seine Mimik besser im Griff, er lächelte liebenswürdig.
    Er war eine imposante Erscheinung mit graumeliertem Haar und sah Nikolaus unglaublich ähnlich. Dieselbe Statur, dasselbe Lächeln, wenn das seine auch eine Spur geschliffener war. Seine Augen hatten die gleiche Farbe, nur die Brauen darüber waren buschiger, die Nase etwas größer und seine Haut hatte einen leichten Grauton, der den Raucher verriet. Er trug einen Freizeitanzug aus dunkelblauem Tuch, und der Geruch seines Aftershaves drang mir aufdringlich in die Nase.
    »Welche Überraschung!«, sagte Wassilij mit fester Stimme. »Der Herr Fürst.«
    »Alexej«, brachte Niki hervor.
    »Verzeihen Sie diesen Überfall, Herr Sajenko. Ihre Schwiegertochter war so freundlich mich herzufahren, weil ich eine dringende Angelegenheit mit ihrem Sohn zu besprechen habe.«
    »Ach ja?« Niki lächelte. Ich sah, dass sein Glas bereits geleert war.
    »Aber Sie stören überhaupt nicht, Durchlaucht. Darf ich Sie zu einer kleinen Verköstigung einladen?«
    Warum nur hatte ich den Eindruck, dass er es zu genießen schien, mich auf diese Art anzureden? Ich senkte die Lider, um ihn unbemerkt mustern zu können.
    »Sehr gerne«, erwiderte ich und nahm das mir angebotene Glas Weißwein in die Hand.
    »Der Wein ist nicht schlecht«, erklärte Niki mit schwerfälliger Zunge. »Ein Riesling oder sowas.«
    Sein Vater warf ihm einen verärgerten Blick zu.
    »Das halte ich für unwahrscheinlich«, sagte ich. »Riesling wird normalerweise nicht in Barriquefässern gelagert.« Ich roch daran und bemerkte den hohen Alkoholgehalt. Ein kleiner Schluck bestätigte meine Vermutung, denn mir lag ein typischer, leicht rauchiger Geschmack nach Walnüssen auf der Zunge.
    »Ein Chardonnay«, stellte ich fest. Nikolaus’ Vater bestätigte es mir eher widerstrebend mit einem leichten Kopfnicken.
    Niki stöhnte. »Du kannst deinen Stall auch nicht verbergen, was?«
    Herr Sajenko reichte mir in einem Korb etwas Brot, das ich dankend ablehnte.
    »Sie kennen sich mit Wein aus?«, fragte er.
    »Ein wenig«, gab ich zu. »Aber ich bin weit davon entfernt, ein Kenner zu sein. Wie lange reift er schon?« Ich deutete auf mein Glas.
    »Drei Jahre.«
    Ich nickte anerkennend und sah mich um. Der Raum war langgezogen und seine tiefe Decke wirkte bedrückend. Ich hätte mich wesentlich wohler dabei gefühlt, das Gespräch an einem anderen Ort zu führen. Aber die Gelegenheit mit Nikis Vater zu sprechen, war so

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