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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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Wort.
    Ich wusste, wie sie mich nannte, zumindest Marek gegenüber: der Eremit.
    Erst hatte es mich amüsiert, aber jetzt fragte ich mich doch, ob sie mich wirklich für einen Wilden hielt, der im Wald hauste, sich von Beeren, Wurzeln und Getier ernährte und nackt in einer Höhle schlief.
    Obwohl dieser Gedanke gar nicht so verkehrt war. Das war mein Leben. Wir wilderten und gierten, lebten für den Augenblick, planten nur für den Winter, der nach dem Herbst folgen würde. Aber unzivilisiert? Nein, unzivilisiert waren wir nicht. Wir hatten unsere Regeln. Regeln, die die Gemeinschaft aufrecht hielten und das Leben vereinfachten. Auch hausten wir nicht wie Eremiten, suchten nicht nach einem Glauben, oder betrachteten unser Leben als Opferdienst an einen Gott.
    Ich lächelte. »Und was, wenn ich fragen darf, machst du hier zu dieser nachtschlafenden Zeit? Wolltest du mich besuchen?« Die Frage war provokant. Ich hatte genau den richtigen, süffisanten Ton getroffen, und ihr Gesicht lief prompt rot an. Das war ihr schon im Krankenhaus ständig passiert, und ich vermutete, dass sie sich selbst darüber ärgerte.
    Mühsam schluckte sie und würgte eine unverfängliche Antwort hervor.
    »Ich sagte doch, ich hatte Hunger.« Sie stellte den Topf auf dem Tisch ab. An ihrem erhobenen Kinn erkannte ich Trotz und Stolz. Aber Stolz war dazu da, gebrochen zu werden. Und jetzt versuchte sie auch noch, mich bei meinem eigenen Stolz zu packen. Sie konnte ja nicht wissen, wie sinnlos das war.
    »Hast du dich noch nicht daran gewöhnt in einem Bett zu schlafen? Oder warum streunst du nachts durch den Wald?«
    Das war ein netter Versuch, mich aus der Reserve zu locken. Aber wenn ich mit ihrer Hilfe meinen Schwarm finden wollte, durfte ich mich nicht mit ihr streiten. Ich musste anders reagieren, anders als sie es erwartete.
    »Du hast recht.« Ich strich mir eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht und senkte die Lider. »Es fällt mir noch schwer, mich hier einzugewöhnen.«
    Ihre Antwort kam unerwartet milde. »Ich wollte dich nicht beleidigen. Hier.« Sie schob mir den Topf herüber. »Ist allerdings kalt.«
    Das störte mich nicht im Geringsten. Ich griff nach ihrem Löffel und aß schnell ein paar Bissen. Nahrung zu finden, war das Wichtigste, um unser Überleben zu sichern, da durfte man nicht wählerisch sein. Sie beobachtete mich schweigend, stand auf und kramte dann in einer der Küchenschubladen. Als sie dann direkt neben mir stand, signalisierte mein Vogelinstinkt nur eins:
    Flucht.
    Aber ich war jetzt kein Vogel. Ich musste meine Rolle gut spielen - besser als bisher. Deshalb schluckte ich tapfer den Eintopf hinunter und versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Sie beugte sich vor und untersuchte meine Wundnaht am Arm. Ihre Hände berührten meine gespannte Haut wie ein kühler, zarter Windhauch. Gänsehaut breitete sich über meinem Rücken aus, und ich rutschte unbehaglich auf dem Stuhl nach vorne.
    »Machst du dich fluchtbereit?«, fragte sie.
    War das so offensichtlich? Betont gelassen nahm ich einen weiteren Bissen in den Mund.
    »Ich glaube, es hat sich wieder entzündet.« Sie seufzte. »Du sollest besser aufpassen!«
    Ich kaute.
    »Quark ist da am Besten, der zieht die Entzündung heraus. Ich mache dir damit einen neuen Verband.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sei nicht albern. Das kannst du wohl schlecht selber machen, mit einer Hand, oder?«
    Sie durchstöberte den Kühlschrank. Als sie den Quark gefunden hatte, bestrich sie eine Kompresse fingerdick damit und drückte sie vorsichtig auf meinen Arm.
    Ich schluckte. »Mit Essen spielt man nicht.«
    Ihr Gesicht färbte sich sofort wieder feuerrot, und schnell wickelte sie einen frischen Verband um meinen Oberarm. Mir wurde bewusst, dass ich auf diese Weise wieder gefesselt wurde. Gefesselt von ihr.
    »Ich glaube du fieberst«, sagte sie. Doch in ihrer Stimme schwang ein Ton mit, der mir zu verstehen gab, dass ich bloß fantasierte.

Aasgier
     
     
     
    D ieses vermaledeite Bett brachte mich noch um. Ich verwünschte Marek, weil er mich in dieser armseligen Hütte untergebracht hatte und der Eremit bequem im Haupthaus schlafen durfte. Und ich verwünschte ihn, weil er sich noch immer nicht um meine Heizung gekümmert hatte und ich die Nacht über vor Kälte kaum ein Auge zumachen konnte. Aber am meisten verwünschte ich diesen Eremiten, der, das musste ich zugeben, der eigentliche Grund war, warum ich kaum Schlaf fand.
    Er reizte mich. Er reizte mich

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