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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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erstaunlich schnell!«, sagte Marek. »Ich glaube, diesmal hast du deinen Rekord gebrochen. Das waren weniger als -«, er schaute auf die Uhr an seinem Handgelenk, »- naja, nicht ganz zwei Stunden.« Er kicherte und wich meiner schlagenden Hand aus. Ich drehte mich zu Lara um, die mit gebührendem Stolz ihr Werk an Alexej begutachtete.
    » Das «, betonte sie laut, »passt wesentlich besser zu ihm als diese ollen Jeans, nicht wahr, Isa?«  
    Ich musste ihr innerlich recht geben. »Auf jeden Fall sehr praktisch«, spottete ich. Die Sachen passten perfekt. Wie hatte Lara das mit der Größe hinbekommen? In meiner Brust flatterte es, wie bei der Aufregung vor dem Schwimmunterricht, wenn man wusste, es würde einem nicht erspart bleiben, vom Dreimeterbrett zu springen.  
    »Wie viele Halsbänder habt ihr eigentlich in Gebrauch?«, fragte Alexej.
    »Einhundertneunzehn.« Marek musste nicht einmal darüber nachdenken, so schnell kam die Antwort. »Wir haben vier Luchse, sechsundsechzig Rehe und neunundvierzig Rothirsche, die ein Halsband tragen mit integriertem GPS-Empfänger. Alle mit Store-On-Board-Technik.«
    »Und woher hat Isa jetzt dieses Halsband? Hat das eines der Tiere verloren?«
    »Es wurde per Funksignal abgesprengt. So können wir die Daten aus dem Chip lesen, ohne das Tier erneut einfangen zu müssen. Außerdem braucht es nicht länger als nötig damit herumzulaufen. Bisher können wir das leider nur bei Rothirschen anwenden, weil der Drop-off-Verschluss echt schwer ist. Das ganze Band wiegt bis zu neunhundert Gramm, je nach Batteriegröße.«
    »Und wofür ist der GPS-Empfänger?«
    »Damit wir ab und zu eine SMS von unseren Schätzchen bekommen und wissen, wo sie sich gerade rumtreiben.« Lara lächelte süß und hakte sich bei Alexej ein.
    Irgendwie wurde es mir hier zu eng. »Ich muss mich umziehen.«
    »Warte, nimm mich mit. Ich hab auch etwas Schickes für dich.« Laras Ohrringe klimperten, und ich musste gestehen, dass mich dieses Geräusch in diesem Moment aggressiv machte. Sie schob mich durch die Tür und griff im Hinausgehen nach einer pinkfarbenen Plastiktüte, deren Anblick allein schon genügte, mir die Stimmung zu verderben.
    »Was hast du getan?«, fragte ich vorwurfsvoll, als sie sich kurze Zeit später auf mein Bett warf.
    Sie zog einen Schmollmund. »Nichts.«
    Ich hob eine Augenbraue an und versuchte, ziemlich streng auszusehen, aber Lara lachte perlend. »Ich habe gehofft, dass du dich jetzt mehr für dein Äußeres interessieren würdest, und deshalb habe ich dir etwas zum Anziehen gekauft.«
    »Das hast du nicht!«, sagte ich drohend.
    »Oh doch, habe ich!«
    »Willst du unbedingt dein Geld zum Fenster rauswerfen?«
    »Nicht unbedingt. Ich dachte nämlich, du würdest mir sehr dankbar sein.« Sie untermalte das ›sehr‹ mit einer ausladenden Handbewegung.  
    »Und warum sollte ich?«
    »Was ist das denn für eine dämliche Frage?« Sie schien ehrlich entgeistert. »Täusche ich mich, oder steht bei uns im Büro momentan ein umwerfend gutaussehender Mann herum, der sich an nichts erinnern kann, keine nervigen Verwandten zu haben scheint und uns quasi hilflos ausgeliefert ist?« Die letzten Worte hauchte sie geradezu und warf sich in theatralischer Pose zurück.
    »Ist mir nicht aufgefallen«, brummte ich.
    »Aha!«
    »Was heißt denn hier ›Aha‹?«
    »Das erklärt alles!«
    »Du spinnst! Ich weiß genau, was du jetzt denkst, und ich sage dir gleich: Das ist ausgemachter Blödsinn!«
    »Du bist verknallt!«
    »Ja sicher.« Ich schnaubte und warf Lara die Plastiktüte in die Arme. »Du wirst mich nicht verkuppeln, schlag dir das aus dem Kopf!«
    »Und wie!«
    »Und wie was?«
    »Und wie verknallt du bist!«  
    »Lara!« Ich dehnte ihren Namen, wie eine Bogensehne und hob meinen Zeigefinger. »Reiz mich jetzt nicht! Ich bin gerade zwei Stunden durch strömenden Regen getigert und habe echt keine Lust mir so was anzuhören.«
    Sie setzte sich auf und musterte mich neugierig. Ich spürte wieder dieses Kribbeln in der Magengegend, als hätte ich heute Mittag einen Berg Waldameisen verspeist, die jetzt in meinem Bauch ein Fußballturnier veranstalteten.
    »Du hast keine Lust auf Männergeschichten?«
    »Allerdings nicht!«
    »Schlechte Erfahrungen gemacht?«
    »Ich kann mich nicht mehr erinnern. Jedenfalls habe ich keine Lust, mich hier von ein paar schönen Augen ablenken zu lassen.«
    »Das ist wirklich schade. Er hat dich nämlich sehr vielversprechend angesehen.« Sie seufzte so

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