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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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zu erkennen. Ich stieß mich erneut ab, ruderte hilflos, stellte fest, dass mein Flügel lahmte, und setzte mich wieder ab.  
    » Kroak !«, kam es verzweifelt aus meiner Kehle.  
    Es surrte durch die Luft, und ein schwarzer Schatten stürzte sich auf mich und hätte mich fast vom Ast gerissen.
    »Alexej!«
    Ich war so erleichtert ein Mitglied meines Schwarms zu finden, dass ich selig meinen Schnabel an ihm rieb. »András! Endlich!«
    »Gott, du lebst!« Er stupste mich freudig an. »Wir haben deine Spur verloren, nachdem sie dich ins Auto gebracht hatten.« Er musterte mich. »Aber wie ich sehe, geht es dir gut. Ich meine, im Vergleich zu Pavel.«
    Es lag kein Vorwurf in seinen Worten.
    »Wir müssen Pavel unbedingt nach Hause bringen!«, krächzte ich.
    »Ich habe gesehen, wo diese Frau ihn vergraben hat. Darius und László sind unterwegs, um Nikolaus um Hilfe zu bitten.«
    »Aber Nikolaus ist doch in Wien.«
    »Nein, er ist in Prag, schon seit zwei Jahren.«
    Ich wusste, dass es unsinnig war, aber ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme einen freudigen Klang annahm.
    »In Prag«, wiederholte ich.
    »Ja, er spielt in der Česká filharmonie , wusstest du das nicht?«
    Wie lange schon hatte ich nichts mehr von Nikolaus gehört? Ich verdrängte diesen Gedanken und erkundigte mich nach den anderen Raben.
    »Arwed ist fort. Seit dem Angriff des Staubgrauen ist er verschwunden. Wir vermuten, dass er diesen Bluthunden gefolgt ist, zumindest den zwei Versprengten, die noch übrig waren.« Er spie voller Abscheu aus.
    »Raban und Klein-Milo sind natürlich hier, ebenso Sergius und Ferenc. Und außerdem haben wir einen Neuzugang.«
    Mein Kopf fuhr ruckartig herum. »Wer -?«
    »Es ist Pavels kleiner Bruder. Jaroslaw.«
    »Aber Jaro ist viel zu jung«, entfuhr es mir.
    »Er ist erst fünfzehn«, stimmte András zu, seine Stimme klang bitter. »Hätten wir ihn wegschicken sollen? Er ist den ganzen Weg von Příbram allein geflogen.«
    »Aber er kann unmöglich hier bleiben!« Ich spürte eine hilflose Wut in mir aufkeimen. »Wir können seiner Mutter nicht auch noch den zweiten Sohn nehmen. Er muss so schnell wie möglich zurück! Ich werde ihm helfen. Er muss lernen, diesen Drang zu unterdrücken. Er kann es schaffen. Er muss seine Instinkte beherrschen. Er -«
    »Er wird nicht auf dich hören!«
    »Es wird ihm nichts anderes übrig bleiben!«, entgegnete ich. Die Vorstellung, dass Pavels kleiner Bruder sich den Gefahren dieses wilden, unsteten Lebens aussetzte, war mir unerträglich. Wenn ich doch nur bei Pavel nicht so nachgiebig gewesen wäre. Er war ebenfalls zu jung gewesen, um eine Entscheidung dieser Tragweite zu fällen, zu jung, um zu begreifen, was es hieß, ein Menschenleben hinter sich zu lassen. Und viel zu jung, um zu sterben.
    Wer auch immer hinter dieser Meute von Bluthunden steckte, würde sich sicher nicht damit begnügen, nur einen einzigen Raben erwischt zu haben. Die Gefahr war nahezu greifbar. Ich zitterte unkontrolliert, plusterte mein Gefieder auf und steckte meinen Schnabel unter den rechten Flügel, um mich zu beruhigen. Hatten wir nicht alles hinter uns gelassen, damit unsere Familien in Frieden leben konnten? Reichte es nicht, dass wir als verschollen galten? Wie viele Opfer sollten wir denn noch bringen?
    »Wo ist unser Schlafplatz?«
    »Folge mir!« András stieß sich vom Zweig ab. Ich war nicht ganz so schnell und ruderte mühsam hinter ihm her. Die wenigen Minuten, die ich mich hatte ausruhen können, hatten nicht ausgereicht. Es kostete mich immense Kraft, meinen linken Flügel zu bewegen.
    András trieb mich mit seinem Gekrächze an und landete elegant in einer Baumspitze. Ich folgte kurz darauf. Meine Landung war aber alles andere als elegant: Ich krallte mich hilflos am Geäst fest, während mein verletzter Flügel seltsam abgespreizt in der Luft hing. Als Erstes hörte ich Klein-Milo dröhnend lachen. Wir nannten ihn so, weil sich seine enorme menschliche Größe geradezu in den kleinen Rabenkörper gepresst hatte.  
    Milo bestürmte mich. »Alexander der Große ist wieder da!«
    Dann attackierten mich die anderen. Nur Raban hielt sich zurück. Ich sah den Grund sofort: Hinter ihm hockte ein kleiner Rabe, die rundlichen Flügel fest angelegt, den kurzen Schwanz herabgesenkt. Das musste Jaro sein. Ein Jungtier!, dachte ich bestürzt. Seine Augen waren noch blau gefärbt.
    »Nehmen wir jetzt schon Küken auf?«, fragte ich. Jaro zog verängstigt den Kopf ein.
    »Nicht wenn es

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