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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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ab.
    »Danke«, krächzte ich heiser und ließ dabei offen, ob der Dank dem Getränk oder dem charmanten Kompliment galt. Dass ich ziemlich beschissen aussah, wunderte mich nicht. Das musste daran liegen, dass ich mich auch ziemlich beschissen fühlte.
    »Halsschmerzen?«
    Ich nickte.
    »Kopfschmerzen?«
    Erneutes Nicken.
    »Herzschmerzen auch?«
    Ich stöhnte schamvoll.
    »War das ein Ja?«
    »I-ich h-habe ihn a-angefleht z-zu bleiben«, stotterte ich zähneklappernd.
    »Ist dir kalt? Ich glaube du hast Schüttelfrost. Warte, ich hol dir noch eine Decke.« Lara verschwand aus meinem Sichtfeld. Ich schloss gequält die Augen. Meine Mandeln fühlten sich an wie Walnüsse und meine Nase war heiß und geschwollen. Wenn man schon mal die Gelegenheit bekam, sich richtig mies zu fühlen, dann aber auch gründlich! Es war mir nicht einmal vergönnt, mich in die Arbeit zu stürzen und dabei abzulenken, nein, ich musste auch noch ans Bett gefesselt sein.
    Lara breitete eine dicke Vliesdecke über mir aus. »Schämst du dich jetzt, weil du ihn angefleht hast?«
    Ich knirschte mit den Zähnen.
    »Das musst du nicht. Ich hätte es auch gemacht. Er ist echt toll.«
    Sollte mich das jetzt trösten? Ich schniefte laut, und meine Hand krabbelte unter der Bettdecke hervor, um die Tränen wegzuwischen.
    »Er h-hat g-gesagt, er empf-empfindet n-nichts«, schluchzte ich.
    Lara sah mich entgeistert an. »Das hat er gesagt?«
    »A-aber g-gelogen.«
    »Bist du sicher?«
    »S-sicher bin ich sicher.«
    Sie streichelte mir über das Haar. »Na das klingt doch gar nicht so schlimm. Und ich dachte schon, ihr wärt im Streit auseinandergegangen.«
    Gar nicht so schlimm? Was konnte denn noch schlimmer sein? Außerdem sind wir im Streit auseinandergegangen! Ich zog mir die Decke über das Gesicht. Das war allerdings keine gute Idee, weil ich kaum noch Luft bekam. Ich tauchte wieder auf und sah Lara lächeln.  
    »W-was gibt es da zu grinsen?«, fragte ich misstrauisch.
    »Och, ich habe mich nur gerade gefragt, was du da unter der Decke versteckt hältst.«
    »Ga-ga-gar nichts! Pfoten weg!«, schimpfte ich und schlug nach Laras Hand, die unter meine Decke gegriffen hatte. Aber ich war viel zu schwach, um mich gegen sie zu wehren, und so musste ich hilflos mit ansehen, wie sie Alexejs Hemd unter meiner Decke hervorzog und inspizierte.
    »Woher hast du das denn?«, fragte sie verblüfft.  
    Ich schloss die Augen in Vorahnung des herannahenden Übels.
    »Ist das etwa sein Hemd? Ja klar ist das seins! Ich habe es doch selbst gekauft. Schwarz. Er sieht einfach irre aus in Schwarz. Aber woher hast du es?«
    »Er hat es mir vor die Füße geworfen.« Mir war plötzlich furchtbar heiß.
    »Wow!«
    »Es gibt überhaupt keinen Grund für ein Wow , wirklich nicht!«
    »Willst du damit sagen, er hat es nicht in Ekstase getan?«
    »Leider nicht.«
    Lara runzelte die Stirn. Es war nicht schwer zu erraten, was sie als Nächstes fragen würde.
    »Und der Rest?«
    Mein Kopf hämmerte zu sehr, um mit ihm in die richtige Richtung zu deuten, also raunte ich nur. »Tür.«
    Sie entdeckte das Bündel, das ich heute Nacht aufgesammelt hatte, und hob mit spitzen Fingern seine Hose auf.
    »Kein Grund für ein Wow , ja? Was habt ihr getrieben? Schlamm-Catchen?«
    »Ich habe keinen Schimmer. Er sah schon so aus, als ich ihn getroffen habe.«
    »Aber was hat er denn jetzt an?«
    »Nichts.«
    »Nichts?«
    »Überhaupt nichts!«
    »Aber -«
    »Er hat gesagt, dass er da, wo er jetzt hingeht, nichts braucht. Keine Klamotten und sonst auch nichts, mich eingeschlossen.« Meine Augen brannten.
    »Das ist wirklich sehr seltsam.«
    Mehr als seltsam sogar. Aber eigentlich wollte ich gar nicht darüber reden, und schon gar nicht darüber nachdenken müssen, zumindest jetzt im Moment nicht.
    »Kann ich nicht noch ein bisschen schlafen? Ein zwei Stündchen, ja? Danach bin ich bestimmt wieder auf dem Damm.«
    »Ist gut. Ich nehme die Klamotten mit und gebe sie Michala zum Waschen.«
    »Nein!«, stieß ich hervor und richtete mich im Bett auf.
    »Die sind total verdreckt, Isa!«
    »Ist mir egal!«
    »Du weißt schon, dass das jetzt mehr als albern ist, oder?«
    Ich nickte. »Dann lass mir wenigstens das Hemd.«
    Lara hielt mir seufzend das Teil vor die Nase. Ich griff danach und stopfte es hektisch unter mein Kopfkissen.
    »Tut mir echt leid, dass ich recht hatte.«
    »Was meinst du?«
    »Na ja, das mit euch beiden. Ihr wärt wirklich ein schönes Paar gewesen. Aber ich konnte doch nicht

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