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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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abhaken. Allein unter ›first violin‹ waren schon zwanzig Leute aufgeführt. Du meine Güte - war das ein riesiges Orchester! Ich las mir auch alle Namen der zweiten Geige und der Viola durch, aber kein Nikolaus. Erst beim dritten Durchscrollen fiel mir ein Nikolaj ins Auge.
    Nikolaus - Nikolaj. War doch fast dasselbe.
    Nikolaj Wassilijewitsch Sajenko.  
    Ich überflog erneut die ganze Liste und konnte überhaupt keinen weiteren Namen entdecken, der russisch klang. Überall waren jede Menge Häkchen und Striche, die für das Tschechische typisch waren und mich regelmäßig zum Wahnsinn trieben. Das musste er einfach sein!
    Aber diese Information konnte mir auch nicht wirklich weiterhelfen. Ich konnte ja schlecht dort anrufen, nach Nikolaus verlangen und ihn, wenn ich ihn tatsächlich an die Strippe bekommen sollte, fragen:
    ›Hey, Nikolaus, alter Freund, hast du noch mal was von Alexej gehört? Weißt du, wo er wohnt? Wenn ja, dann sag es mir bitte, denn er hat mir einfach so mein Herz geklaut, und ich möchte es mir gern zurückholen, okay?‹
    Das war ja lächerlich und brachte mich auch überhaupt nicht weiter. In der Hoffnung, dass mir später noch etwas Besseres einfallen würde, klappte ich den Deckel meines Laptops zu.
    Marek konnte bestimmt noch Hilfe beim Auswerten der Telemetrie-Daten gebrauchen, und mich würde es ablenken, wenn ich etwas zu tun bekam.
    Ich fand ihn wie vermutet in seinem Büro. Das Fax knatterte und summte, als ich eintrat. Er saß über der PC-Tastatur gebeugt und tippte mit Zwei-Finger-Such-System in sein Schreibprogramm. Seine Stirn war angestrengt gerunzelt, und es hätte mich nicht gewundert, über seinem Kopf kleine Rauchwölkchen aufsteigen zu sehen. Ich räusperte mich, und er fuhr sich durch das schüttere Haar.
    »Was gibt’s? Kaffee? Ein Pils?«, fragte er angesäuert, und das war Marek sonst selten. Ich verkniff mir einen Kommentar. Marek hasste Bürokram.
    »Ich kann dir gern ein Bier holen, wenn du willst«, erwiderte ich. »Ist es so schlimm?«
    Er schnaubte. »Schlimmer. Ich sterbe gerade einen grausamen Tod durch den Kehlbiss eines Papiertigers!«
    »Ist schon gut - kommt sofort.« Ich trabte in die Küche und zog eine Bierflasche aus dem untersten Fach. So bewaffnet wagte ich mich wieder zu Marek in die Höhle des Papiertigers. Er nahm einen tiefen Zug.
    »Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen? Ich hab gerade nichts zu tun«, bot ich an.
    »Schön wär’s. Ich Trottel habe mich freiwillig angeboten, einen Artikel für die ›Silva Gabreta‹ zu schreiben.«
    »Was für ein Thema denn?«
    »Über die Grenzen des globalen Positionierungssystems.«
    »Igitt.«
    »Du sagst es.«
    »Du weißt, ich stehe mit diesem GPS-Teil eh auf Kriegsfuß. Also -« ich ließ den Satz unbeendet.
    »Vielen Dank auch.«
    »Wie viel hast du denn schon?«
    »Die Einleitung?« Es klang mehr wie eine Frage. Ich beugte mich über seine Schulter und las seine letzten Zeilen.
    »› Wenn sich Hindernisse zwischen den Satelliten und dem Sender befinden, wie z. B. Blätter, Holz oder der Körper des Tieres selbst, können die Signale unterdrückt werden und der GPS-Empfänger nicht exakt funktionieren. Die Genauigkeit der GPS-Einheit schwankt also, da sich ein Tier am Tag durch verschiedene Habitattypen bewegt. ‹ Das hört sich doch schon ziemlich gut an!«, versuchte ich Marek aufzumuntern.  
    Er sah böse aus.
    »Ehrlich! Bis wann musst du den Artikel denn fertig haben?«
    »Bis gestern.«
    »Oh.« Ich schob mich unauffällig Richtung Tür.
    »Halt, warte!«
    Anscheinend nicht unauffällig genug. »Kann ich dir sonst noch etwas bringen?«, fragte ich.
    »Nein. Aber du könntest dich um die Post kümmern. Ich hab keine Ahnung, wohin Lara verschwunden ist, und der Stapel wird vom Angucken auch nicht kleiner. Keine Panik, einfach nur sortieren. Leg alles, was beantwortet oder bezahlt werden muss, auf Laras Schreibtisch und verteil den Rest an alle Mitarbeiter. In Ordnung?«
    Er hatte sich mit den letzten Worten schon wieder abgewandt und hypnotisierte seinen Bildschirm. Wie konnte ich dazu schon Nein sagen.
    »Wenn es weiter nichts ist.« Mein Blick blieb an einem überquellenden gelben Plastikkorb hängen, der unweit von Mareks Schreibtisch auf dem Fußboden stand.
    »Ist das die Post?«, meine Stimme klang panisch.
    »Ja, warum?«
    Also gut: auf in den Kampf! Ich verzog mich mit dem Korb in die Küche und überlegte, ob ich mir zur Bewältigung des Berges vielleicht auch ein Bier gönnen

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