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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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Krächzen hören, um diese Worte zu unterstreichen. Und die anderen Raben antworteten mir bestätigend.
    Alle bis auf Sergius.

Herzpuls
     
     
     
    D er Jimny gab nicht besonders viel her. Selbst mit mächtigem Rückenwind war das Tempo nicht beeindruckend. Ich bretterte hinter einem Lkw her, der gerade einen Überholvorgang gestartet hatte.
    »Soll ich dir helfen das Gaspedal zu finden, du Vollidiot?«, brüllte ich die Windschutzscheibe an, die nun gar nichts dafür konnte. Aber die Möglichkeit, im Krankenhaus etwas zu erfahren, das ein Licht auf Alexejs Geheimnis werfen konnte, erhitzte mich.
    Und wenn Alexej wirklich krank war? Vielleicht hatte er irgendeinen Herzfehler? Und warum sollte jemand eine Untersuchung ablehnen, die einen Verdacht auf eine Erkrankung klären würde?
    Es gab nur zwei Möglichkeiten, die mir dazu einfielen. Nein, eigentlich drei: Entweder man hatte furchtbare Angst vor medizinischen Geräten und Ärzten im Allgemeinen oder man hatte Angst davor, welches Ergebnis bei dieser Untersuchung herauskommen würde. Da Alexej alles andere als ängstlich war, schieden diese beiden Möglichkeiten sofort aus. Blieb nur noch Variante drei: dass er die Untersuchung abgelehnt hatte, weil er das Ergebnis schon kannte.
    Er wusste, was mit seinem Herzen nicht in Ordnung war, und deshalb ergab diese Untersuchung für ihn keinen Sinn. Und dass er die Ärzte nicht darüber aufgeklärt hatte, passte genau in das Bild, das ich mir von ihm malte. Er gab nichts von sich preis, wenn er keinen Nutzen davon hatte.
    Er gab überhaupt nichts von sich preis.
    Ich lenkte zu hektisch in die Ausfahrt und der Wagen schwankte bedrohlich. Das fehlte mir gerade noch. Jetzt noch einen Unfall bauen und dann in der Zeitung lesen: › Liebeskranke Irre verursachte Massenkarambolage. ‹ Der Motor röhrte empört, und ich flog durch die enge Kurve.  
    Hoffentlich war die nette Schwester von letztem Mal wieder da. Sicher kochte das Personal am Wochenende nur auf Sparflamme und ich forderte mein Glück ganz schön heraus, wenn ich hier und heute etwas in Erfahrung bringen wollte. Der Besucherparkplatz war brechend voll. Ich kurvte eine Weile durch die Reihen und quetschte mich dann in eine Lücke.  
     Drinnen ließ ich den Aufzug rechts liegen und rannte die Treppe nach oben.
    Auf mein Klopfen am Schwesternzimmer erhielt ich keine Reaktion. Aber dann kam eine junge Frau mit blondem Pferdeschwanz aus einem Patientenzimmer heraus. ›Schwester Eva‹ stand auf ihrer Brust. Ich räusperte mich unsicher. » Dobrý den .« Na toll - das klappte ja schon fließend!
    Schwester Eva lächelte mit großen Zähnen und rieb sich die feuchten Hände, die stark nach Desinfektionsmittel rochen. Ich trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Wie sollte ich anfangen?
    »Ich suche Schwester ... Schwester Tereza«, probierte ich es auf Englisch.
    »Die ist nicht da, sorry. Sie hatte heute Frühdienst. Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?«  
    Unentschlossen kaute ich auf meiner Unterlippe.
    »Das wäre schön.« Ich kramte den Brief aus der Tasche meiner Jeans und faltete ihn auseinander.
    »Ich habe da eine Frage zu einem Arztbrief«, fing ich an.
    »Waren sie Patientin bei uns?« Sie lächelte freundlich.
    »Eigentlich ist es nicht mein Arztbrief. Es ist so -«, ich holte tief Luft. »Es ist der Befund eines Freundes, und der ist momentan im Urlaub. Ehrlich gesagt mache ich mir Sorgen, weil hier drin steht, dass mit seinem Herzen etwas nicht stimmt. Und ich wollte mich erkundigen, wie schlimm das Ganze ist, weil ich sonst versuchen müsste, ihn zu erreichen.«
    »Hat er Ihnen den Brief gegeben?«, fragte sie.
    »Nicht direkt. Ich muss mich um seine Post kümmern, solange er fort ist.«
    »Ich darf eigentlich keine Informationen an Fremde weitergeben. Sind sie eine Angehörige?«
    »Nur eine Freundin.«
    Sie streckte die Hand nach dem Brief aus und überflog die beiden Seiten.
    »Vielleicht haben sie nur etwas missverstanden? Ich kann Ihnen erklären, was hier steht, aber ich darf Ihnen unmöglich Informationen über einen unserer Patienten geben.«
    »Das verstehe ich natürlich. Sagen Sie mir nur, ob es etwas Schlimmes ist - dieser Befund vom Herzen, meine ich.«
    »Sieht so aus, als hätte der Herzbefund keine Bedeutung für den Krankheitsverlauf, der hier behandelt wurde.«
    »Ja, aber was könnte das denn bedeuten?«
    »Hier steht, dass man im Röntgenbild einen vergrößerten Herzschatten gesehen hat und beim Abhören unklare

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