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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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ich in Gedanken. »Und wenn Sie persönlich jemanden kennen würden, der so einen seltsamen Befund hätte, würden Sie ihm dann raten, das genauer untersuchen zu lassen?«, fragte ich vorsichtig.  
    »Als Krankenschwester muss ich da natürlich mit ›Ja‹ antworten, alles andere wäre fahrlässig. Aber wenn Sie mich ganz privat fragen, kann ich nur sagen: Wer suchet, der findet. Wenn man einmal seinen Körper auf den Kopf stellen lässt, dann wird man irgendwann etwas finden, dass behandlungswürdig ist.«
    Schwester Eva streichelte mir freundlich über den Arm. »Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen. Es ist sicher alles in Ordnung mit Ihrem Freund.«
    Dann machte sie ein erschrockenes Gesicht. »Aber Sie wissen, dass das rein hypothetisch war, ja? Ich käme in Teufelsküche, wenn Sie das herumerzählen würden.«
    »Oh nein, ich habe ja auch ein rein hypothetisches Interesse an diesen ... äh ... seltenen Fällen. Das war wirklich sehr faszinierend. Děkuji pěkně . Vielen Dank für Ihre Mühe!«  
    »Ich muss jetzt auch mal weiter«, erklärte sie hastig und steckte den Block zurück in ihren Kittel.
    »Hier, ihr Arztbrief.«
    Ich schaute ihr nach, wie sie über den Flur eilte und nahm dann den Weg durch das Treppenhaus. Im Auto sah ich mir ihre Zeichnung noch einmal an.
    Zwei Herzen.
    Waren es wirklich zwei Herzen, die in Alexejs Brust schlugen? Und das auch noch in einem anderen Rhythmus?
    Und wenn es schon ein funktionstüchtiges Herz gab, welchen Zweck erfüllte dann dieses zweite, zusätzliche Herz? Es musste doch irgendetwas mit Blut versorgen. Einen Körper oder wenigstens einen Teil des Körpers?
    Aber welcher Teil sollte das sein?

Schattenvogel
     
     
     
    U nd du willst wirklich fliegen?«
    Jaro sah enttäuscht aus. Er knisterte nervös mit den Blättern, die zwischen seinen Krallen hervorlugten.
    »Nur so kann ich etwas in Erfahrung bringen.«
    »Wie willst du das anstellen? Ich meine, wo willst du denn suchen? Wonach überhaupt?«
    »Ich habe es Arwed versprochen. Er möchte noch einmal mit seiner Mutter sprechen. Wenn wir Glück haben, können wir herausfinden, in welche Richtung die polizeilichen Ermittlungen gehen. Wenn wir Pech haben, erfahren wir gar nichts. Aber wenn der Angriff auf den Staubgrauen uns wirklich nur aus der Reserve locken sollte, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zu zeigen - öffentlich.«
    »Das ist ganz schön gefährlich.«
    »Weniger gefährlich als Mensch, denn als Rabe. Es ist leicht, einen Singvogel zu vergiften oder abzuschießen. Das würde, wenn überhaupt, nur eine Geldstrafe nach sich ziehen.«
    »Kann ich nicht mitkommen?«
    »Und dein neues Leben gleich wieder verlassen?« Ich winkte ab. »Arwed wird mich begleiten - oder viel mehr begleite ich ihn. Aber ich würde dich gerne um einen Gefallen bitten.«
    Jaros enttäuschter Gesichtsausdruck wich freudiger Erwartung.
    »Klar, was soll ich tun?«
    »Erstens: Sei nicht so furchtbar begeistert! Du weißt doch noch gar nicht, was ich von dir will. Vielleicht passt es dir gar nicht.«
    Er stieß einen Pfeifton aus und trat unruhig von einem Bein auf das andere. »Zweitens?«
    »Ich dachte, du könntest während meiner Abwesenheit ein Auge auf Sergius werfen. Nicht, dass ich ihm misstraue«, ich schlug abwehrend mit den Flügeln, »aber ich habe irgendwie ein ungutes Gefühl. Wenn es grundlos sein sollte, umso besser. Ich wüsste gerne, womit er seine Zeit verbringt, wenn er nicht mit der Nahrungssuche beschäftigt ist.«
    »Ich werde die Augen aufhalten. Kannst dich auf mich verlassen, habe ja sonst nichts zu tun.«
    »Langweilst du dich schon?« Ich keckerte leise. Dann wurde ich ernst, denn jetzt kam der schwierige Teil. »Da ist noch etwas.«
    »Drittens?«
    »Du weißt doch, dass wir abwechselnd unsere Erkundungsflüge machen? Du bist noch nicht dafür eingeteilt, ich weiß, aber ich dachte, dass du vielleicht ab und zu-« ich holte tief Luft, »-natürlich nur, wenn du nichts Besseres zu tun hast - also vielleicht könntest du etwa fünf Kilometer von hier in westlicher Richtung nach dem Rechten sehen. Nur, wenn nichts anderes anliegt«, wiederholte ich achselzuckend.
    »In westlicher Richtung?« Jaro gluckste.
    »Dort wo die Häuser der Nationalpark-Verwaltung liegen. Wie gesagt: Nur, wenn du nichts Besseres vorhast.«
    »Selbstverständlich nur, wenn ich nichts Besseres vorhabe.« Jetzt keckerte er albern. »Ich habe noch nie erlebt, dass du dich so oft wiederholst und um das Aas

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