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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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geheilt hatte. Ihre Liebe zu ihm war ungebrochen, doch er hatte sie in seiner Unwissenheit aufs Übelste beleidigt und davongejagt. Bei der Vorstellung, was sie nun von ihm denken musste, wurde ihm übel.
    Ruckartig erhob er sich vom Bett. »Warte!«, rief er dem Barden hinterher. Notdürftig wickelte er sich die Decke um die Hüfte, hinkte steif zur Tür und riss sie auf.
    Jorin war nirgendwo zu sehen.
    Raven fluchte. Hastig blickte er sich um. Beide Pferde standen noch angebunden vor dem Haus. Wollte der Barde Kara zu Fuß folgen? »Jorin, wo bist du?«, schrie er.
    Ein Rascheln ließ Ravens Kopf herumfahren. Zwischen den Bäumen blitzte ein Stück von Jorins Umhang auf. So schnell er konnte, eilte er zu der Stelle.
    Aber dort, wo sich der Barde hätte befinden müssen, war niemand. Stattdessen schwebten drei schwarze Federn durch die Luft.
    Rabenfedern.
    Die Decke glitt aus Ravens Hand und für einen Moment traten seine Schuldgefühle gegenüber Kara in den Hintergrund. Sein Verstand weigerte sich, es zu glauben, und doch konnte das ja nur bedeuten ... Jorin und Gorik waren ein und derselbe!
    Seit nunmehr einundzwanzig Jahren begleitete ihn ein Götterbote und er hatte es nicht begriffen. Keuchend hielt sich Raven an einem Baumstamm fest. Gab es irgendjemanden auf dieser Welt, der noch blinder war als er?
    Doch warum war Gorik, oder besser gesagt Jorin, an seiner Seite? Und was wusste der Götterbote von seinem Vater, den er vorhin im Gespräch mehrmals erwähnt hatte? Langsam fuhr Ravens Hand an der rauen Rinde des Baumes entlang. Weglaufen kam nun nicht mehr infrage. Er brauchte Antworten – und er musste sich entschuldigen.
    Ob Kara ihn anhören würde, wusste er nicht, trotzdem wollte er es nicht unversucht lassen. Sie war ein großes Risiko für ihn eingegangen und sollte wenigstens wissen, wie leid ihm alles tat. Vielleicht würde sie ihn auslachen, wenn er demütig zu ihr zurückkehrte. Vielleicht würde sie seine Reue erkennen und ihm verzeihen. Möglicherweise wäre sie sogar bereit, ihm wieder ihre Liebe zu schenken, die er so achtlos weggeworfen hatte.
    Entschlossen hob Raven den Kopf. Ja, er würde für seine Fehler geradestehen. Sollte Kara verlangen, dass er sich vor ihr in den Staub warf, dann würde er das mit Freuden tun!
    Am liebsten wäre er sofort aufs Pferd gestiegen, um sie und Jorin einzuholen, doch so konnte er unmöglich losreiten. Missmutig sah er an sich herunter und ging zurück in die Hütte, um irgendetwas Besseres als eine Decke zu finden, mit dem er seine Blöße verbergen konnte.
    Als er den Stapel Kleidung auf dem Tisch erblickte, die Jorin vorhin mitgebracht haben musste, atmete er erleichtert auf. Dankbar, nicht weiter nackt oder in ein Stück Stoff gehüllt herumlaufen zu müssen, schlüpfte er in Hemd, Hose und Stiefel. Auch seine Lederschiene, besudelt von Blut, fand er zwischen den Sachen und legte sie an.
    Kaum war er fertig angekleidet, warf er sich den Trinkschlauch um und band die Pferde los. Das zweite Tier würde er als Handpferd an den Sattel gebunden mitführen, falls Gorik in Menschengestalt weiterreisen wollte. Er schüttelte den Kopf. Die Tatsache, dass der Rabe sich in einen Mann verwandeln konnte, war immer noch unglaublich. Aber nun erklärte sich ihm endlich das schlaue Verhalten des Vogels, das ihn so oft erstaunt und mehr als einmal gerettet hatte.
    Mit den Pferden am Zügel ging Raven ein paar Schritte in den Wald hinein und sah sich aufmerksam um. In der weichen Erde waren die Hufspuren, die Karas Reittier hinterlassen hatte, deutlich sichtbar. Auch abgeknickte Zweige wiesen ihm die Richtung an, die sie eingeschlagen hatte. Zufrieden stellte er fest, dass sie nicht nach Tharwyn zurückgeritten war. Sein Hass gegen Ylda loderte trotz allem heiß. Die durch sie erlittenen Qualen würde er niemals vergessen. Andererseits wäre Kara in der Festung ihrer Mutter in Sicherheit vor Heron.
    Rasch saß er auf und machte sich auf den Weg, den Blick auf die Erde gerichtet, um Karas Fährte nicht zu verlieren. Wie würde es weitergehen, sollte Kara sich tatsächlich wieder für ihn entscheiden? Und hatte Jorin wirklich die Antworten, nach denen er schon so lange suchte? Raven runzelte die Stirn. Selbst wenn der Götterbote ihm verriet, wer sein Vater gewesen war, würde das wohl kaum etwas an seiner Lage verändern. Er war ein Wasserknecht: arm, unbedeutend und nun auch geächtet. Welchen bescheidenen Weg sein Leben nehmen würde, mochte allein die Göttin wissen. Im

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