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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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unbedachten Taten zurechtgewiesen wurde. Aber vermutlich verdiente sie diese Behandlung für ihre Eigenwilligkeit. Ihr Herz war einfach kein guter Ratgeber, das musste sie endlich einsehen und aufhören, seinen Weisungen zu folgen – so, wie es ihre Mutter schon seit Jahren von ihr forderte. Mit hängenden Schultern nahm sie die Zügel ihres Pferdes wieder auf.
    Songan hob eine Hand und drei seiner Krieger ritten auf sie zu. »Schließe schon zur Gruppe auf, Kara«, bat er sie und wies auf den Trupp Tempelwachen. »Ich erteile den Männern noch ihre Befehle und bin gleich bei dir.«
    Kara ließ ihr Pferd antraben und rasch war Songan wieder an ihrer Seite. »Die drei Krieger werden bald in Tharwyn sein und der Fürstin alles berichten. Mit dem Heer deiner Mutter im Rücken bist du in vollkommener Sicherheit«, beruhigte er sie. »Heron wäre verrückt, wenn er jetzt die Hände nach dir ausstreckt. Außerdem«, fügte er lächelnd an, »bin ich bei dir. Bereit, dich mit meinem Leben zu verteidigen.«
    »Das weiß ich doch.« Wehmütig sah sie ihn an. »Wem könnte ich vertrauen, wenn nicht dir?«
    Am Mittag des nächsten Tages erreichten sie den Tempel. Ihre Reise war ohne Zwischenfälle verlaufen und Kara konnte ihre Ankunft kaum noch erwarten. Fast ununterbrochen hatte sie für Beron gebetet. Hoffentlich hatte die Göttin ihn noch nicht zu sich geholt.
    Die Sorge um Ednas Ehemann hatte sie von ihrer eigenen abgelenkt, je näher sie aber dem Tempel kamen, desto stärker drängte sich die Erinnerung an Raven in ihr Bewusstsein. Hier vor der Mauer hatte sie ihn zum ersten Mal gesehen – und sich prompt in ihn verliebt.
    Wie es ihm wohl ging? Seinen Worten zufolge musste irgendetwas bei der Heilung furchtbar verkehrt gelaufen sein, obwohl sie am Morgen nichts hatte entdecken können. Oder nahm er es ihr übel, dass sie sein Bein und seinen Arm nicht ebenfalls geheilt hatte? Kara seufzte. Sie würde es wohl nie erfahren. Zu gerne hätte sie gewusst, warum Gorik zu ihr gekommen war. Hatte der Rabe eine Botschaft für sie gehabt? Der Vogel war nicht mehr zu sehen gewesen, sooft sie auch unauffällig den Himmel abgesucht hatte. In seiner Menschengestalt hatte sich Jorin ihr ebenfalls nicht gezeigt.
    Kurz vor dem Tor verringerten die Reiter das Tempo und Karas Blick schweifte an der Außenmauer entlang. Der Anblick war niederschmetternd. Die einst strahlend weißen Mauern waren an vielen Stellen durch die Brände schwarz gefärbt und an etlichen Stellen zerstört. Es würde viel Arbeit bedürfen, bis die Folgen des Überfalls beseitigt waren. Noch hatte niemand mit den Reparaturarbeiten begonnen. Vermutlich hatte Theon veranlasst, zuerst die Wohnhäuser und Ställe wieder in Stand zu setzen.
    Sie ritten durch das bewachte Haupttor und die Schäden, die sich im Inneren auftaten, verschlugen Kara für einen Moment die Sprache. Als Raven sie damals vom Tempel zu ihrem Zimmer geleitet hatte, hatte sie es nicht wahrgenommen, doch das Ausmaß der Verwüstung war erschreckend. Kaum eines der Langhäuser war verschont geblieben: Dächer waren eingestürzt und ganze Abschnitte unbewohnbar geworden.
    Hinter ihnen schlossen die Wachen das Tor, das als einziges Teil der Wehrmauer behelfsmäßig instand gesetzt worden war, und Kara stieg mit Songans Hilfe vom Pferd.
    »Ich bringe dich sofort zu Theon.« Der Tempelwächter fasste sie am Arm.
    »Was ist mit Edna und Beron?«
    »Einer meiner Männer wird sie suchen und ihnen die Nachricht von deiner Rückkehr bringen.« Er gab einem Mann ein Zeichen, der daraufhin sofort davon eilte.
    Kara nickte und wollte zu dem Steinhaus gehen, in dem die Räumlichkeiten des Tempelherrn lagen, doch Songan hielt sie zurück.
    »Theon befindet sich im Tempel«, ließ er sie wissen.
    Verwundert sah sie ihn an. Um diese Tageszeit erledigte Theon stets seine Korrespondenz in seinem Schreibzimmer. Der Überfall schien jede Routine durcheinandergebracht zu haben und so folgte sie Songan die Treppe hinauf zur Vorhalle.
    Bestimmt betete der Tempelherr nun öfter, überlegte Kara. Viele schienen verletzt zu sein und brauchten dringend Fürsprache bei der Göttin. Die hohe Anzahl an Verwundeten musste auch der Grund sein, dass es merkwürdig still in der Anlage war. Sonst hatte man immer das Gefühl gehabt, sich mitten in einem summenden Bienenstock zu befinden: Kinderlachen, fröhliche Zurufe zwischen den Erwachsenen sowie das Kommen und Gehen der Pilger. Jetzt herrschte eine seltsame Ruhe. Nicht einmal Baulärm

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