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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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Frage ist: Wie viel weiß Raven über seine Herkunft?«, fuhr der Berater fort und legte die Fingerspitzen aneinander. »War es bloß ein Zufall, dass er Euch gerettet hat, oder steckt womöglich ein böser Plan dahinter? Fürstin Ylda würde es gerne sehen, wenn Eure Regentschaft angezweifelt werden würde. Vielleicht arbeitet sie mit Raven zusammen und hat ihm Hilfe bei der Beanspruchung Eures Throns angeboten? Selbst wenn er nur ein Bastard wäre, fände er sicherlich genug Anhänger, die ihm glauben würden.«
    Bei der Göttin! Heron sprang von seinem Stuhl auf und lief im Zimmer auf und ab. »Wieso hat Vater nie darüber gesprochen?«, grollte er. »Die Prophezeiung hat er mich Wort für Wort auswendig lernen lassen, aber auf diese mögliche Gefahr hat er mich nie hingewiesen!« Erneut zuckte der Muskel in seiner Wange und er verschränkte die Arme vor der Brust. »Raven ist ein Risiko. Am besten wäre es, er würde eines raschen Todes sterben.«
    »Ja, sein Ableben wäre von Vorteil«, stimmte der Berater zu. »Allerdings habt Ihr ihm heute Morgen vor Zeugen versprochen, ihn in die Burg zu holen.«
    Ruckartig blieb Heron stehen. »Ich dachte, der Kerl wünscht sich eine Kuh, ein Fass Bier oder dass ich ein gutes Wort beim Vater eines Mädchens für ihn einlege«, erklärte er verärgert. »Nie hätte ich gedacht, er wollte Krieger werden.« Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Wenn ich Raven jetzt töten lasse, würden dadurch nur weitere Gerüchte entstehen. Ich muss mein Versprechen halten – zumindest vorerst.«
    Einen Moment lang überlegte er, dann trat ein kaltes Glitzern in seine Augen. »Ich habe bereits eine Aufgabe für ihn im Sinn, die ihn uns eine Weile vom Hals hält und die zeigen wird, zu welcher Seite er gehört. Sollte er ein Mann Yldas sein, kann ich diesen Umstand sogar zu unseren Gunsten ausnutzen. Ist er tatsächlich harmlos, so wird der Dienst als Krieger für ihn ausreichend Möglichkeiten bieten, bald einen tragischen Unfall zu erleiden.«
    Befriedigt über seinen Entschluss trat Heron zum Fenster und sah in die Nacht hinaus. »Mach dir keine Gedanken mehr über Raven«, ließ er seinen Berater wissen. »Egal ob dieser Krüppel Übles im Schilde führt oder nicht, ich gehe kein Wagnis ein: Raven ist so gut wie tot.«

3
    Obwohl Raven die Tür der Kate hinter sich zugeschlagen hatte, konnte er das Weinen seiner Mutter immer noch hören. Kurz überlegte er, zu ihr zurückzugehen, doch es würde nichts ändern. Seine Entscheidung, Herons Krieger zu werden, war gefallen. Weder ihre Tränen noch ihre Bitten konnten ihn davon abhalten. Er atmete tief durch und schlug den Weg zur Burg ein. Seit er denken konnte, machte sich seine Mutter Sorgen um ihn. Es wurde Zeit, ihr zu beweisen, dass er selbst auf sich aufpassen konnte. Spätestens, wenn er in ein paar Wochen mit dem silbernen Reif um den Hals und seinem Sold in der Hand vor ihr stand, würde sie begreifen, dass er recht gehabt hatte.
    Das Rauschen von Schwingen ließ Raven aufsehen. Gorik segelte zu ihm hernieder, landete auf seiner Schulter und stieß ein freudiges Krächzen aus. Ravens Laune hob sich. Wenigstens einer, der sein Unternehmen guthieß. Obwohl, auch Amartus, den er gestern Nachmittag aufgesucht hatte, hatte ihn ermuntert zu gehen und ihm seinen Segen gegeben. Und das konnte er wirklich gebrauchen. Er hatte es natürlich nicht zugegeben, aber er war nervös. Ob Heron sich überhaupt noch an sein Versprechen erinnerte? Wie würden die anderen Krieger auf sein Erscheinen reagieren – und auf seine Lähmungen? Um sich von diesen wenig erfreulichen Gedanken abzulenken, versuchte er sich ins Gedächtnis zu rufen, was Amartus ihm alles über den Schwertkampf und das Verhalten eines Kämpfers beigebracht hatte ...
    Schneller, als ihm lieb war, erreichte Raven die Burg Sartain. Ein Torflügel der wehrhaften Anlage war geöffnet und etliche Menschen strömten ein und aus, um ihrem Tagewerk nachzugehen. Ein Trupp Krieger galoppierte auf ihren Pferden aus dem Burghof hinaus und Raven konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Bald würde er mit ihnen reiten! Er drehte seinen Kopf und sah Gorik an. »Ich glaube, es ist besser, du betrachtest das Ganze von oben«, schlug er dem Vogel vor.
    Der Rabe krächzte, fuhr mit dem Schnabel durch Ravens Haar und schwang sich in die Luft. Mit den Augen verfolgte Raven Goriks Flug und sah, wie der Vogel sich auf den Zinnen der Burgmauer niederließ. Ein letztes Mal blickte Raven prüfend an

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