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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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Göttin! Seit zwei Knechte uns verlassen haben, schufte ich doppelt und dreifach und komme trotzdem nicht mit der Arbeit hinterher.«
    Kara lachte. »Wenn du nicht mit jeder Frau, die dir über den Weg läuft, schäkern würdest, bekämest du deine Arbeit auch erledigt.«
    Tomin warf ihr einen strafenden Blick zu, dann klopfte er einladend auf die Bank. »Setzt euch.«
    Kaum hatte Raven neben Kara Platz genommen, reichte Beron ihnen die Schüssel mit Hafergrütze. Xalva goss erst Raven und dann Kara Wasser in ihre Becher.
    Nachdem Xalva den Wasserkrug auf den Tisch abgestellt hatte, sah sie Raven interessiert an: »Darf ich dich fragen, seit wann du nicht mehr sprechen kannst? Von Geburt an, oder hat es einen anderen Grund?« Ihr Tonfall war vollkommen frei von Sensationsgier. Sie klang ehrlich interessiert, so wie sie vermutlich auch ihre Patienten befragte.
    Raven zeigte auf seinen gelähmten Arm und sein steifes Bein und dann auf seinen Hals.
    »Deine Stummheit ist also ebenfalls eine Folge des Unfalls«, fasste Xalva seine Geste in Worte.
    Er nickte. Das ungute Gefühl, das ihn dabei beschlich, verdrängte er. Seine Anwesenheit hier war ein einziger Schwindel, da kam es auf eine Lüge mehr nicht an.
    »Wie alt bist du, Raven?«, erkundigte sich Beron.
    Raven zeigte ihm zweimal zwei volle Hände und dann einen Finger. Wenigstens das entsprach der Wahrheit, dachte er und bemerkte, dass Kara aufmerksam mitgerechnet hatte.
    »Damit bleibt Kara das Küken in unserer Runde.« Tomin lachte. »Sie ist er erst siebzehn, Xalva und ich sind zweiundzwanzig und Beron ist mit vierundzwanzig Jahren der Älteste.«
    »Wieso musst du immer auf meinem Alter herumreiten, Tomin?«, schimpfte Kara.
    »Weil irgendjemand darauf achten muss, dass du nicht eingebildet wirst.«
    »Ich bin überhaupt nicht eingebildet«, schnaubte sie, »höchstens ein bisschen stolz.«
    Bevor Raven sich fragen konnte, was Tomin mit seiner Andeutung gemeint hatte, tauchte hinter Beron eine junge, rundliche Frau auf, deren braunes Haar unter einer Haube versteckt war. Sie stellte eine Schale mit Äpfeln auf den Tisch und küsste Beron auf die Wange. Mit der einen Hand zog der Wächter die Frau an sich, mit der anderen schnappte er sich einen Apfel und biss genüsslich hinein.
    »Mmh«, sagte er mit vollen Backen, »es ist ein unbestreitbarer Vorteil, mit einer der Köchinnen verheiratet zu sein.«
    Seine Frau gab ihm einen Klaps auf die Schulter und zwängte sich neben ihn auf die Bank. »Guten Morgen«, grüßte sie. »Greift alle zu!« Ihr Blick blieb an Raven hängen. »Ein neues Gesicht in unserer Mitte. Wer du bist, brauche ich nicht zu fragen. Das sehe ich sofort an ...«
    Ravens Körper spannte sich an. Jetzt hatte die scheinheilige Freundlichkeit ein Ende. Seine Mängel hatten sich offensichtlich bereits bis zur Küche herumgesprochen und die Köchin würde sicher nicht gewillt sein, ihn an diesem Tisch zu dulden.
    »... den blauen Augen, den goldenen Haaren und den breiten Schultern!«, fuhr sie fort. Sie kicherte, zwinkerte Kara zu und streckte Raven über den Tisch weg die Hand entgegen. »Herzlich willkommen, Raven. Ich bin Edna, Berons Frau und Karas beste Freundin.«
    »Du warst bis gerade eben meine beste Freundin«, rief Kara empört.
    Erstaunt drehte Raven den Kopf zu ihr und sah, dass Karas Gesicht von einer zarten Röte überzogen war. Sie schien tatsächlich vor Edna von seinem Aussehen geschwärmt zu haben ...
    Edna schien Kara nicht weiter ärgern zu wollen und wechselte das Thema. »Wenn ihr heute Nachmittag an der Küche vorbeikommt, klopft an. Wir wollen Apfelkuchen backen.«
    Beron legte stolz den Arm um seine Gemahlin. »Allein das ist ein Grund, im Tempel zu arbeiten, Raven: die fantastischen Backkünste meiner Ehefrau.«
    Die anderen stimmten lachend zu und Raven wusste überhaupt nicht mehr, was er denken sollte. Anscheinend waren Karas Freunde genauso blauäugig wie sie selbst, wenn sie ihn so vorbehaltlos in ihrem Kreis aufnahmen. Verwirrt wandte er seine Aufmerksamkeit seinem Frühstück zu.
    Nach einer Weile spürte er Karas Hand auf seinem Oberarm und sah auf.
    »Wenn du satt bist, sollten wir jetzt zu Theon gehen.«
    Er schob den Teller von sich, als Zeichen, dass er genug gegessen hatte, und erhob sich. Nach einem knappen Nicken in Richtung der anderen folgte er Kara aus der Speisehalle hinaus zu dem kleinen Gebäude, das direkt hinter dem Tempel stand. Vor dem Eingangsportal des steinernen Hauses stand eine Wache, die

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