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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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nenne?«
    Raven winkte ab und Kara sah ihn verständnislos an. »Aber du sagtest doch, du hättest einen Namen?«
    Statt darauf zu antworten, hob Raven seinen rechten Arm. Er bewegte die Hand durch die Luft, ahmte mit den Fingern Flügelschläge nach und deute schließlich mit Daumen und Zeigefinger einen Schnabel an. Wenn schon alles über ihn erfunden war, dann konnte sie wenigstens seinen echten Namen kennen. Auf einen Falschen würde er vermutlich sowieso nicht richtig reagieren, sondern sich dadurch nur verraten.
    Aufmerksam betrachtete sie seine Handbewegungen. »Ein Vogel?«, fragte sie nach einer Weile.
    Er nickte und ließ die Hand sinken.
    »Du bist also nach einem Vogel benannt ...« Grübelnd kaute sie auf ihrer Unterlippe, dann erhellte sich ihr Gesicht. »Heißt du Falk, als Kurzform von Falkwyn?«
    Raven schüttelte den Kopf und blickte sich suchend um. Schließlich tippte er auf seine Armschiene.
    »Leder?«, fragte Kara verwirrt.
    Er schüttelte kurz den Kopf und deutete auf den Griff des Messers, das er zum Essen benutzt hatte.
    Ratlos sah Kara ihn an. »Ich verstehe nicht.«
    Verzweifelt sah Raven sich um. Alle Gegenstände waren nur dunkelbraun! Dann fiel sein Blick auf den Saum von Karas Kleid, wo sich eindeutig ein Rußfleck befand. Er deutete mit dem Finger auf die Stelle und Kara hob den Stoff an.
    »Ein gefleckter Vogel?«
    Er wurde noch wahnsinnig! Schnell zeigte er hintereinander auf das Leder, den Messergriff und den Fleck.
    »Ach, es geht um die Farbe!«
    Erleichtert nickte er.
    »Der Vogel ist dunkel.« Da er nicht widersprach, fuhr sie fort: »Ist er einfarbig?«
    Er nickte erneut, und triumphierend verkündete sie: »Eine Amsel! Dann heißt du sicher Anselm, wie der berühmte Heerführer.«
    Raven verzog das Gesicht, und Kara lachte. »Nicht böse sein, ich komme noch drauf. Wie groß ist der Vogel?«
    Mit der Hand zeigte Raven die Größe an, die Gorik hatte.
    Für einen Moment sah Kara verdutzt aus, dann lächelte sie. »Jetzt weiß ich es: ein Rabe!«
    Mit einer Handgeste bedeutete er ihr, dass sie Recht hatte.
    »Raven«, sagte sie leise. »Das Wort der alten Sprache für Rabe.«
    Der Klang seines Namens aus ihrem Mund war wunderschön.
    »Raven«, wiederholte Kara und betrachtete ihn nachdenklich. »Seltsam«, bemerkte sie nach einer Weile. »Weder deine Haare noch deine Augen sind schwarz.«
    Raven senkte den Blick und sah auf die Bettdecke. Normalerweise fand ein Jahr nach Geburt eines Kindes ein Fest statt, an dem die Familie gemeinsam einen Namen festlegte. Doch nach der Verstoßung durch Wegon hatte sich die Familie seiner Mutter von ihnen losgesagt, und so war nur Amartus zum Namensfest gekommen. Der Hüter hatte in Goriks Anwesenheit ein Zeichen der Göttin gesehen und deshalb den Namen Raven für ihn ausgewählt.
    Raven selbst glaubte nicht an Goriks göttliche Bestimmung. Er vermutete, der Rabe blieb nur bei ihnen, weil ständig bei Tisch etwas für ihn abfiel. Allerdings hatte er das Amartus gegenüber nie erwähnt.
    »Habe ich dich beleidigt?« Karas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Das wollte ich nicht, es tut mir leid.« Versöhnlich lächelte sie ihn an.
    Misstrauisch blickte er zurück. Warum gab sie sich so viel Mühe mit ihm? Wusste sie bereits, dass er Herons Spion war und stellte ihm eine Falle, um ihn in Sicherheit zu wiegen? Vor allem ihr ständiges Lächeln war ihm unheimlich. Niemand lächelte, wenn er ihn sah, erst recht keine Frau. Andererseits musste Kara ihrer weißen Kleidung nach eine der Tempeldienerinnen sein, und damit war es ihre Aufgabe, sich um Reisende zu kümmern. Doch sie behandelte ihn, als sei er ein naher Verwandter, und kein einfacher Besucher.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?« Sie klang nun sehr besorgt.
    Rasch nickte Raven.
    »Am besten legst du dich wieder hin und schläfst ein bisschen, damit dein Kopf sich erholt. Und während du dich ausruhst, sage ich Theon Bescheid, dass du dich als Knecht bewerben willst.« Sie trat zu ihm und half ihm beim Hinlegen. Sorgsam zog sie die Decke über ihn und rückte das Kopfkissen gerade. »Ich hätte dich nicht so viel fragen dürfen, aber ich war neugierig.« Zögerlich legte sie ihre Finger auf seine Schulter. »Schlaf gut, Raven. Ich sehe später wieder nach dir.«
    Sie drehte sich um und Raven blickte ihr nach, wie sie auf die Ausgangstür der steinernen Halle zuging. Die junge Frau lief aufrecht, den Kopf selbstbewusst gehoben. Ihr schlichtes Kleid aus weißem Leinen umspielte ihren

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