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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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die natürlichste Sache der Welt gewesen zu sein, ihn bei Bedarf zu unterstützen. Nicht einmal die Spur eines gönnerhaften Lachens war dabei auf seinem Gesicht zu entdecken gewesen. Raven runzelte die Stirn. Wenn er nicht aufpasste, gewöhnte er sich noch an dieses zuvorkommende Benehmen ihm gegenüber.
    In der Speisehalle zeigte sich, dass Tomin mit seiner Vermutung recht gehabt hatte. Kara saß bereits am Tisch und winkte ihnen zu. Beron und Xalva waren ebenfalls anwesend, doch den Platz neben Kara hatten sie freigelassen. Raven ließ sich neben ihr nieder, was umgehend ein Lächeln auf ihr Gesicht zauberte.
    »Und, wie war die Arbeit, Raven?«, erkundigte sie sich.
    Raven nickte, und Tomin, der sich gerade seinen Teller mit Gemüse und Fleisch füllte, lachte auf. »Raven ist stark wie ein Stier, Kara! Hätte er noch seinen zweiten Arm und das Bein zur Verfügung, er könnte die gesamte Arbeit des Tempels alleine bewerkstelligen.«
    Gegen seinen Willen färbte sich Ravens Gesicht rot, unter Karas bewunderndem Blick wurde er noch röter. Tomin hatte ihm das bereits auf dem Heuboden gesagt, dass er das Lob vor den anderen wiederholen würde, hätte er nie gedacht. So machte er nur eine beschwichtigende Handbewegung und senkte den Blick auf seinen Teller.
    »Arbeitet ihr nach dem Essen weiter in der Scheune?«, erkundigte sich Kara.
    »Ja«, antwortete Tomin. »Ich wäre froh, wenn wir das Heuballenstapeln bis heute Abend erledigt hätten.«
    Sie nickte. »Gut, dann komme ich nachher mit dem Apfelkuchen vorbei.«
    »Wunderbar«, erwiderte Tomin, »ich kann es gar nicht erwarten.« Und mit einem Grinsen fügte er an: »Und Raven sicher auch nicht.«
    Raven sah von seinem Teller auf und rollte mit den Augen. Was sollten diese ständigen Anspielungen? Trotzdem konnte er es nicht leugnen, es würde ihn freuen, wenn Kara sich bei ihnen blicken ließ, und das nicht nur wegen des Kuchens. Inzwischen hatte er sich an ihre Gegenwart, ihre Freundlichkeit und ihr fröhliches Lächeln gewöhnt.
    Am Nachmittag brachte Kara nicht nur einen Teller voll Apfelkuchen mit, sondern auch frischen Most. Die Küche hatte mit dem Keltern begonnen und Edna hatte ihr einen Krug mit dem süßen Saft abgefüllt.
    Nun saßen sie zu dritt auf einem Baumstamm vor der Scheune und ließen sich den zarten Kuchen schmecken. Nachdem der Teller leer gegessen war, erhob sich Tomin. Raven wollte es ihm gleichtun, doch der Knecht winkte ab. »Bleib sitzen, Raven, ich habe ein dringendes Bedürfnis. Sobald ich wiederkomme, arbeiten wir weiter.« Mit einem zweideutigen Blick lief er davon.
    Neben ihm räusperte sich Kara. »Gefällt es dir bei uns, Raven?«
    Raven nickte. Das war keine Lüge. Sein Bauch war gefüllt mit herrlichem Kuchen, die Sonne schien warm in sein Gesicht und er saß neben einer wunderschönen Frau. Karas Schultern berührten die seinen und er nahm sogar den Duft ihres Haares wahr, das nach Rosen roch. Es war lange her, dass er sich so wohl gefühlt hatte wie in diesem Moment. Und dass sein Hiersein dazu beitrug, bald Herons Krieger zu sein, machte den Aufenthalt nur umso angenehmer.
    Plötzlich rutschte Kara auf dem Baumstamm nach vorne und deutete auf die Mauer, die die Anlage umgab. »Sieh mal, dort ist die Krähe wieder! Seit ich dich gefunden habe, sehe ich sie ständig im Tempelbezirk.«
    Und wirklich, auf einer Zinne saß Gorik. Raven beschloss, etwas zur Ehrenrettung seines Freundes zu unternehmen. Er zeigte auf den Vogel, dann auf sich und formte mit den Lippen das Wort Rabe .
    »Ein Rabe?«, rief Kara und kniff die Augen zusammen. »Tatsächlich, jetzt erkenne ich es auch! Das ist wundervoll!« Aufgeregt erklärte sie: »Raben sind die Lieblingsvögel der Göttin. Leider hat wohl seit Jahren kein Schwarm mehr in der Nähe des Tempels gelebt, deshalb nahm ich an, es sei eine Krähe. Dass jetzt wieder ein Rabe hier erscheint, ist ein gutes Zeichen.«
    Wie als hätte er das Stichwort vernommen, flog Gorik von der Mauer herunter und landete knapp vor ihnen auf der Erde. Begeistert betrachtete Kara ihn. »Er scheint Menschen gewohnt zu sein«, stellte sie fest. »Er ist zutraulich.«
    Er ist verfressen , wollte Raven erwidern, stoppte sich aber im letzten Augenblick. Stattdessen las er ein paar Krümel vom Kuchenteller und warf sie auf den Boden. Gorik stolzierte heran und pickte sie gnädig auf, wobei er sich von allen Seiten präsentierte.
    Angeber , dachte Raven. Der Rabe wusste genau, wie schön sein nachtschwarzes Gefieder in

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