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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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flehentlich. »Ich bitte euch inständig, mich zu befreien.«
    Raven bewegte sich nicht, und Kara stieß ihm ihren Ellenbogen in die Rippen. »Es ist unsere Pflicht, diesem armen alten Mann zu helfen!«, zischte sie. Jorin sah nun wirklich nicht bedrohlich aus, das musste Raven doch erkennen.
    »Rettest du eigentlich jeden Mann, den du irgendwo draußen findest?«, fragte er mürrisch, zog dann aber ein Messer aus seinem Waffengürtel, ging zum Baum und durchtrennte die Stricke.
    »Ich danke euch vielmals«, sagte Jorin überglücklich und rieb seine Arme. »Nennt mir eure Namen, damit ich diese in meinen Liedern erwähnen kann.«
    Raven, der nicht sehr begeistert davon schien, in einem Lied besungen zu werden, sah Jorin mürrisch an. »Ich bin Raven, und das ist Kara ...«
    »... deine wundervolle Gemahlin«, vervollständigte der Barde seinen Satz und verneigte sich vor ihr.
    »Ja, so ist es«, erklärte Raven, ehe sie diese Annahme richtigstellen konnte. »Kara ist meine Frau.« Er trat auf sie zu und legte scheinbar stolz seinen Arm um ihre Hüften, doch Kara nahm die Kraft wahr, die in dieser Geste lag – und die Drohung.
    »Seid ihr auch unterwegs nach Sarwen?«, erkundigte sich Jorin, der nichts von den unterschwelligen Spannungen zwischen ihr und Raven wahrzunehmen schien. »Ich will zum Pferdemarkt nach Dorswyn. Dort herrscht ein buntes Treiben – viele Zuhörer für mich.«
    »Ein Pferdemarkt ...«, murmelte Raven nachdenklich, dann setzte er laut hinzu: »Ja, Dorswyn ist auch unser Ziel. Wir sind nur etwas vom Weg abgekommen.«
    »Dann würde ich mich euch beiden gerne anschließen«, erklärte der Barde und maß bewundernd Ravens breite Schultern, seinen ledernen Waffenrock und das Schwert an seinem Gürtel. Kara war klar, dass Jorin sich von Raven Schutz versprach. Dabei war Raven der Gefährlichste von allen!
    Raven nickte, wenn auch wenig erfreut, und auf Jorins Gesicht erschien ein Strahlen.
    »Ich suche nur noch schnell meine Habseligkeiten, die diese Bösewichter ins Gebüsch geworfen haben, dann bin ich wieder bei euch.« Er verschwand hinter dem Baum, und Kara nutzte ihr kurzes Alleinsein.
    »Ich soll deine Gemahlin sein?«, empörte sie sich. »Dieses Missverständnis stellst du sofort richtig!«
    »Und wie soll ich deine Gegenwart sonst erklären?« Seine Miene verfinsterte sich. »Keine ehrbare Frau reist alleine mit einem Mann. Und dass wir Bruder und Schwester sind, nimmt uns wohl niemand ab.«
    Kara öffnete den Mund – und schloss ihn wieder. In diesem Punkt hatte Raven leider recht. »Wehe, du nimmst dir irgendwelche Freiheiten heraus, die dir nicht zustehen!«, zischte sie.
    »Wenn ich das wollte, hätte ich es vergangene Nacht längst getan«, erwiderte er zornig.
    Kara blieb ihm eine Antwort schuldig, denn in diesem Augenblick kam Jorin zurück, eine kleine Harfe, einen Wanderstab und einen Umhang in den Händen haltend. In Ordnung, dachte sie, für den Moment musste sie gute Miene zum bösen Spiel machen. Spätestens das Gedränge auf dem Pferdemarkt würde ihr die Möglichkeit bieten, zu entkommen.
    Sie hob ihren Blick und sah sich in den Wipfeln der Bäume um. So wie es schien, war der Rabe immer noch nicht zurückgekehrt – und von ihr aus konnte er noch lange wegbleiben. Denn ohne den Vogel standen ihre Chancen auf eine erfolgreiche Flucht ungleich besser.
    Die Anwesenheit des Barden war eine Bereicherung auf ihrer Reise – jedenfalls für Kara. Raven war wieder in eisernes Schweigen verfallen, während sie sich angeregt mit Jorin unterhielt. Sie liefen auf dem Karrenweg, denn so kamen sie weitaus schneller voran als im Unterholz des Waldes. Jorin, der den Pfad kannte, hatte versichert, er würde nur wenig benutzt. Trotzdem behielt Raven ihre Umgebung – und auch Kara – aufmerksam im Blick. Auf die Gesprächsversuche des Barden gab er nur einsilbige Antworten, so dass Jorin bald darauf verzichtete.
    Um die Mittagszeit blieb Raven plötzlich unvermittelt stehen und wies sie an, sich mit ihm hinter einem Gebüsch zu verstecken. Kaum hatten sie sich hinter einer Hecke verborgen, rumpelten vier Pferdefuhrwerke und ein kleines Ziegenwägelchen den Karrenweg entlang. Raven zog sein Schwert aus der Scheide, doch Jorin legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter und wies mit der anderen auf die bunte Bemalung der Wagen. »Das sind nur Gaukler, die wahrscheinlich ebenfalls nach Dorswyn unterwegs sind.«
    Raven betrachtete die auffällig gestalteten Fuhrwerke, an denen Glöckchen

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