Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin
leise bimmelten, und schob die Waffe wieder zurück. »Wir bleiben, wo wir sind«, ordnete er an.
»Wollen wir sie nicht fragen, ob sie uns auf ihren Wagen mitnehmen können?«, widersprach Kara. »Meine Füße schmerzen furchtbar. Und vielleicht haben sie auch eine Kleinigkeit zu essen für uns.« Da er unentschlossen wirkte, fügte sie süßlich an: »Bitte, mein lieber Mann.«
Er warf ihr einen giftigen Blick zu, aber da auch Jorin zustimmend nickte, erklärte er sich schließlich einverstanden. Sie traten aus ihrem Versteck und erwarteten am Wegesrand die Ankunft der Wagen.
Kurz darauf hielten die Gaukler vor ihnen an. Der Mann, der den ersten Wagen lenkte, musterte sie misstrauisch. Vor allem Ravens kriegerisches Aussehen schien ihm zu missfallen.
»Mein Name ist Raven, das ist meine Frau Kara und unser Begleiter ist Jorin, der Barde. Wir wollen zum Markt nach Dorswyn«, erklärte er rasch, da er die Vorsicht des Mannes ebenfalls spürte. »Wärt ihr bereit, uns ein Stück nordwärts mitzunehmen?«
»In diesem Wald treibt sich viel Gesindel herum«, entgegnete der Mann. »Wer garantiert mir, dass ich euch trauen kann?«
»Ich bezahle gut dafür.« Raven öffnete den Geldbeutel an seinem Gürtel, nahm Münzen heraus und reichte sie dem Mann auf dem Bock.
Die Summe schien hoch genug zu sein, um dessen Vorbehalte auszuräumen. »Klettert auf die Ladefläche«, erwiderte er. »Wenn ihr euch anständig benehmt, dürft ihr bis Dorswyn mit uns fahren.«
Raven dankte ihm, dann half er Jorin und Kara beim Hinaufsteigen. Kaum hatten sie auf dem offenen Wagen zwischen Holzkisten, Fässern und langen Stangen Platz genommen, schnalzte der Gaukler mit der Zunge und das Fuhrwerk setzte sich mit einem Ruck in Bewegung.
Kara atmete auf. Endlich nicht mehr laufen! Bestimmt würden ihnen die Gaukler bei ihrer nächsten Rast gegen Bezahlung auch etwas von ihrem Essen abgeben. Vorsichtig sah sie zu Raven, der ihr – eingezwängt zwischen zwei Leinensäcken – gegenübersaß.
Obwohl er kaum noch mit ihr sprach, war er erstaunlicherweise auf ihre Bitten eingegangen. Nicht auf alle, aber sie als seine Ehefrau auszugeben, schützte wenigstens ihr Ansehen. Zudem war es äußerst großzügig von ihm, auch Jorin die Fahrt zu bezahlen. Andererseits: Was hieß da großzügig – es war immerhin ihr Geld! Trotzdem hätte er sich geizig zeigen und sie alle weiter zu Fuß gehen lassen können.
Und dann war da noch die vergangene Nacht. Er hatte gemerkt, dass sie fror, und sein Möglichstes getan, sie zu wärmen. So sehr sie sich darüber geärgert hatte, ein Teil von ihr hatte seine Nähe genossen – der Teil, der immer noch den Raven aus dem Tempel liebte. Kara biss sich auf die Lippe. Wann begriff sie endlich, dass der wunderbare Mann, der ihr Türmchen aus Brot und Käse gebaut und ihr Herz mit seinen Blicken schneller hatte schlagen lassen, nur ein Trugbild gewesen war?
Bei Einbruch der Dämmerung hielten die Gaukler an und errichteten auf einer Lichtung am Wegesrand ihr Nachtlager. Die Truppe bestand aus vier Männern und drei Frauen, die rasch die Pferde ausspannten, die Wagen zusammenschoben und über einem Feuer – was Raven stirnrunzelnd zur Kenntnis nahm – Abendessen kochten. Tatsächlich bekamen sie etwas davon ab, und Kara löffelte gierig den warmen Eintopf, bis in ihrer Schüssel kein Rest mehr zu sehen war.
Die Gaukler zogen sich zum Schlafen in die mit Planen bespannten Wagen zurück, und Raven, Jorin und sie wählten sich in einigem Abstand zu den Fuhrwerken ihr Nachtquartier.
Erneut legte Raven sich hinter sie, und dieses Mal erhob Kara keinen Widerspruch. Auch wenn sie ihn noch so sehr verabscheute – ohne ihn würde die Nacht furchtbar kalt werden. Allerdings würde sie darauf achten, nicht wieder nach seiner Hand zu greifen. Sie rollte sich auf der Seite zusammen und gähnte. Ihr voller Bauch machte sie angenehm träge, und die von Raven ausgehende Wärme sorgte zusätzlich dafür, dass sie sofort einschlief.
Laute Stimmen und das Klirren von Waffen rissen Kara aus ihrem traumlosen Schlaf. Bevor sie verstand, was geschah, zog Raven sie an der Hand auf.
»Ein Überfall auf die Gauklertruppe«, keuchte er. »Uns drei haben die Räuber noch nicht entdeckt. Versteck dich im Wald, Kara! Ich hole dich, wenn der Kampf vorbei ist.«
»Und was machst du?«, stammelte sie verwirrt.
»Ich helfe mit Jorin zusammen den Gauklern. Das sind wir ihnen für ihr Vertrauen schuldig.«
Erst jetzt bemerkte Kara, dass
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