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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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einiges mehr von diesem Platon gelesen hatte, meist das Wort führte. Am meisten stießen die Männer sich, auch wegen des Bezugs zur eigenen Lage, an dem Ausgang der Geschichte. Die ganze Zeit über wurden gute Argumente vorgebracht und jeder, der diese Verteidigungsschrift las, musste ganz und gar auf der Seite des Sokrates stehen und die bestechliche Gerichtsbarkeit verachten. Aber anstatt dass er um sein Recht kämpfte, und zwar nicht nur mit Worten, wenn diese nicht weiterführten, sondern sich seinem Schicksal einfach fügte, machten ihn in den Augen Sedains und Kraehs zum Jammerlappen. Der zweite Kritikpunkt fußte auf der Einbringung der Götter. »Das ist doch nicht stimmig. Weshalb benutzte er ständig seinen Verstand, um dann zuletzt mit dem Übersinnlichen anzukommen?«, fragte der Halbelf einmal. Der Winter neigte sich allmählich seinem Ende zu, während sie, wie so oft zuvor, an der Feuerstelle vor ihrer Hütte saßen. Wie immer schürzte Orthan seine dünnen Lippen und sah eine Weile ins Leere. Er sammelte seine Gedanken für eine wohldurchdachte Antwort. Diesmal jedoch blieb sie aus, da ein Rascheln aus der Ferne die fünf Männer am Feuer aufhorchen ließ. Abgesehen von der abrupten Beendigung des Gesprächs, verhielten sie sich normal. Landulf rührte in dem Topf, der von zwei Steinen über den Flammen gehalten wurde. In dem wurde Kamille aufgebrüht, die der jüngere der Brüder glücklicherweise noch im Sommer gesammelt und getrocknet hatte. 
    Zwei in dunklen Stoff gewandete Gestalten schälten sich aus der sichelmondbeschienen Nacht. In sicherem Abstand hielten sie inne. Die raue Stimme einer Frau bat um einen Platz am Feuer, damit sie und ihre Gefährtin sich vor der Weiterreise die Knochen wärmen könnten. 
    Nachdem Kraeh zugestimmt hatte, waren die Gesichter der Brüder ebenso bleich geworden wie jene der späten Gäste. »Alben«, hauchte Landolt leise. 
    Die Frauen schlugen die angebotenen Sitzplätze aus und verharrten reglos im Stehen. Sie waren beide von außerordentlichem Liebreiz. Trotz der breiten Stoffbahnen, die von bronzenen Fibeln gehalten wurden und deren Enden sie sich um die Köpfe geschlungen hatten, blieben ihre weiblichen Rundungen darunter kaum verborgen. Die Griffe ihrer Schwerter und ihre Hände waren mit Ruß geschwärzt – ein alter Trick, den Spione und Späher gerne anwendeten, um besser mit der Nacht zu verwachsen. 
    »Mein Name ist Wintar, das ist Merta«, sprach die Linke. »Wir sind Druden. Erkentrud schickt uns.« Und nach einer kurzen Pause: »Du musst Kraeh sein.« 
    Die Kriegskrähe, die sofort durchschaut hatte, dass die beiden nicht die Wahrheit sprachen, ging nicht darauf ein und bot ihnen stattdessen eine Tasse Tee an, den Landulf gerade zittrig aus dem Topf goss. Sie lehnten ab. »Wir haben eine Botschaft für dich …« 
    »Wartet«, gebot Kraeh, der nun keinen Zweifel mehr hatte, worin diese Botschaft bestehen würde. Der Tag war zu kalt gewesen, um ein warmes Getränk auszuschlagen, es sei denn man rechnete damit, schon in Kürze den ganzen Topf für sich allein zu haben. Aus dem Unterstand, den sie für die Pferde an die Hütte angebaut hatten, drang Wiehern. Schlinger fletschte die Zähne. 
    »Wartet«, wiederholte Kraeh, in dem Versuch, der Anspannung, die greifbar in der Luft hing, entgegenzuwirken. Doch es war zu spät. Auf einmal passierten viele Dinge gleichzeitig. Mit unglaublicher Geschwindigkeit zückten die Frauen ihre Waffen. Die eine war augenscheinlich Linkshänderin, was dem kurzen Moment eine anmutige Symmetrie verlieh. Verzögert rief Sedain: »Fass!«, ließ dabei den Hund los und riss eine Armbrust hoch, die er unter seinem Mantel verborgen hatte. Die, die sich als Wintar vorgestellt hatte, verpasste Schlinger einen Tritt, dass dieser jaulend zurückfiel und sich mit einem Satz aus dem Feuer rettete. Aus der Hocke vollführte sie einen Streich gegen Landolt. Die schmale Klinge durchschnitt seine beiden Beine an den Waden. Blut spritzte und er fiel zu Boden. 
    Irgendwie gelang es der anderen, dem Bolzen, der auf ihre Brust gezielt war, auszuweichen. Ihr Schwert raste in einem geraden Stoß auf das Gesicht des Halbelfen zu, wurde jedoch im letzten Augenblick von Lidunggrimm abgelenkt. Auf die Rückhand wechselnd, zog Kraeh die Klinge über den Hals der Frau. Mit einem blubbernden Keuchen sank sie in sich zusammen. Währenddessen hatte Wintar dem am Boden Liegenden den Todesstoß versetzt. Als Landulf das Entsetzen über den

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