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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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die glitzernde Schneedecke vor der Hütte und auf den Rücken des Magiers, den sie auf einen Pferd gehievt und festgebunden hatten. Er war nur halb bei Bewusstsein und seine Stirn glühte im Fieber. 
    Sedain wartete eine Weile auf eine Entschuldigung, als diese aber ausblieb, erklärte er: »Unsre Wege trennen sich hier. Dieser Krieg ist nicht länger der meine.« 
    Kraehs Gefühle waren gespalten. Einerseits gestand er sich ein, es darauf angelegt zu haben, denn er hatte bereits zu viel Schuld auf sich geladen und den Tod seines Freundes hätte er nicht verkraftet. Andererseits büßte er hiermit nicht nur einen hervorragenden Krieger ein, schon jetzt fühlte er sich einsam. 
    »Denke an den Ruhm«, führte er halbherzig an. 
    Sogleich traf Sedain ihn an seiner verwundbarsten Stelle, als er kopfschüttelnd erwiderte: »Komm mir nicht mit diesem Mist. Hast du damit auch Landolt und Landulf geködert? Nun sieh dir an, was aus ihnen und dem versprochenen Ruhm geworden ist! Bei all deiner Moralität kümmert es dich doch äußerst wenig, wie viele schon für dich in den Tod gegangen sind. Namenlos sind sie in deinem Schatten gefallen gleich Hunderten zuvor.« 
    »Ich habe nie etwas versprochen.« 
    Der Halbelf verschränkte die Arme. »Du weißt, wovon ich spreche«, sagte er schlicht. Die Unterredung war beendet. Trotz des Zwistes umarmten sie sich zum Abschied und Kraeh bat den Freund um einen letzten Gefallen. »Bring Orthan nach Albenheim, dort wird man sich um ihn kümmern.«  
    Sedain war einverstanden. In der Weberstadt hatten sie Verbündete, denen sie trauen konnten. 
    Sie führten die Pferde vorsichtig denselben Weg den Hang hinab, den sie auch hinaufgekommen waren. Weiter unten am Pass, wo sich der Weg gabelte, trennten sie sich ohne ein weiteres Wort. 
    Der Halbelf war traurig und zugleich froh, endlich jener ganzen Kriegstreiberei des großen Spiels zu entkommen. Er hatte eigene Schlachten zu schlagen. Eines aber hatte er noch zu erledigen, bevor er zu seinem Stamm der Gaesen zurückkehren würde. Vor dem Haus des Hirten, der ihnen zu Einbruch des Winters seine Hütte zugestanden hatte, zog er die Zügel. Das Haus war zwar aus Stein gebaut, aber zu klein, um eine Familie zu beherbergen. Er hatte ihnen also vermutlich auch hierin etwas vorgegaukelt. 
    Dreimal musste er laut seinen Namen rufen, bis Sacha verstohlen aus der Tür lugte. Als er den tätowierten Krieger, den Magier und den Hund erblickte, setzte er ein freudiges Lächeln auf. 
    »Wie hat euch der Aufenthalt gefallen? Ihr dürft gerne länger bleiben, falls es euch beliebt.« Das Lächeln wich aus seinem Gesicht und er wurde kreideweiß, als sein Blick auf der ausdruckslosen Miene Sedains zum Ruhen kam. 
    »Du warst der Einzige, der wusste, wo wir uns verstecken«, knurrte dieser barsch. 
    »Ich, ich …«, rang Sacha nach Worten, »hatte keine Wahl …« 
    »Die hattest du. Und zu deinem Pech hast du dich falsch entschieden«, schnitt der Halbelf ihm das Wort ab und schoss einen Bolzen in die Kehle des Mannes, der ihn an die Tür nagelte. Der Hund des Alten kam streunend aus dem Wald herbei und ließ sich winselnd zu den Füßen seines toten Herrn nieder. 
    Sedain und Orthan ritten weiter. Acht Sonnenläufe würden sie brauchen, um zu der Stadt zu gelangen, wo sie einst so herzlich empfangen worden waren. Die Reise war anstrengend. Orthan schlief zwar nicht mehr den ganzen Tag, litt jedoch unter Schüttelfrost und musste ständig umsorgt werden. Umso mehr verfluchte Sedain seinen Freund, der ihm diese Verantwortung aufgeladen hatte, da von ihrem Zielort Rauch aufstieg. Die Entscheidung darüber, wie es weitergehen sollte, wurde dem Halbelfen urplötzlich abgenommen. Ein Pfiff hing in der Luft und der Magier glitt mit einem winzigen Pfeil in der Stirn bewusstlos neben ihm aus dem Sattel. Sie waren in einen Hinterhalt geraten! Dem Magier war nicht mehr zu helfen. Sedain blieb keine Zeit, sich nach dem Feind umzuschauen. Er duckte sich tief über den Hals seines Pferdes und stieß dem Tier die Fersen in die Flanken. Allein seiner schnellen Reaktion war es zu verdanken, dass er in wildem Galopp entkam. Schlinger rannte hechelnd hinterher. 
     
    Während Kraeh den ganzen Tag mit dem Abstieg verbracht hatte, war er sich über einige Dinge klar geworden. Er hatte den Magier auch deshalb Sedain überlassen, weil er sich unbeschwert ein Bild von der Lage im Land machen wollte. Vor allem aber sehnte sich ein Teil in ihm danach, allein zu

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