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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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Tod seines Bruders abgeschüttelt hatte, schleuderte er den Topf mit dem heißen Sud nach der Mörderin. Er erwischte sie nur teilweise, griff nach seinem Schwert und machte einen Schritt auf sie zu. Doch ihre hilflosen Tastbewegungen waren nur vorgetäuscht, und noch bevor er sein Schwert hatte ziehen konnte, hatte sie ihn mit zwei schnellen Streichen in drei Stücke geteilt. So folgte er seinem Bruder nur wenige Wimpernschläge später auf die andere Seite. Orthan hatte seinen Dolch gezückt, aber er konnte die Tat nicht mehr verhindern. Als die Attentäterin jetzt bemerkte, was mit ihrer Gefährtin passiert war, hieb sie wutentbrannt auf den Magier ein, der sich nur mit Mühe und unter allergrößter Anstrengung des Hagels erwehren konnte. Kraeh und Sedain sprangen hinzu, doch bevor der Knauf Lidunggrimms sie an der Schläfe traf, hatte sie in einem Akt purer Vergeltung Orthans Waffenhand mit dem Dolch vom Arm getrennt. Sie klappte ohnmächtig zusammen, während der Zauberer schreiend seinen Stumpen hielt.Sie fesselten die Frau mit Pflöcken am Boden und Sedain besah sich Orthans Arm. Dann bat er Kraeh, ihm zu helfen und presste das glühende Ende eines Astes gegen den Armstumpf, während Kraeh den Arm in Position hielt. Als sie etwas Alkohol, den sie in seinem Rucksack gefunden hatten, über die Wunde gossen, verlor der Magier die Besinnung. Sie trugen ihn in die Hütte und hüllten ihn in Decken. 
    Als sie wieder herauskamen, stemmte sich ihre Gefangene gegen ihre Fesseln und schrie Verwünschungen in die sternklare Nacht. Erst als der Halbelfe ihr eine Ohrfeige verabreichte und ihr drohte, sie zu knebeln, gab sie Ruhe. 
    Nach einer behelfsmäßigen Bestattung der Leichen hatten die Freunde die restliche Nacht in zwei Wachen aufgeteilt, wovon Kraeh die erste hielt. Sobald er Sedain schnarchen hörte, ging er nach draußen. Schlinger, der am Eingang lag, hob den Kopf, ließ ihn dann aber wieder geräuschlos sinken. Die Gefangene schien ebenfalls zu schlafen. So leise wie möglich zog er seine Fellweste aus und legte sie sacht auf den gefesselten Leib der Frau. Er war schon wieder auf dem Weg zur Tür, als er angesprochen wurde. 
    »Jetzt ist es an mir, dich zum Warten aufzufordern.« 
    Langsam drehte er sich um, ging zu ihr zurück und begab sich neben ihr in die Knie. Zuvor war ihm nicht aufgefallen, was so merkwürdig an ihr war. Jetzt, im diffusen Licht des ausglimmenden Feuers, sah er es: Ihren Augen fehlte die Iris, jener mal braune, mal blaue oder grüne Ring, der die Menschen unterscheidet. Bei ihr befand sich im Weiß bloß eine schwarze Pupille und sonst nichts. 
    Er verstand nicht, weshalb er auf sein Bauchgefühl hörte und sich, entgegen seiner Wut, überhaupt mit ihr abgab. Sie und ihre Begleiterin hatten zwei seiner Gefährten kaltblütig abgeschlachtet, und dennoch … Eine abgrundtiefe Traurigkeit ging von der gefesselten Frau aus und erregte sein Mitleid. 
    »Weshalb um alles in der Welt habt ihr uns angegriffen?«, drang er auf sie ein. »Ich meine nicht euren Ausgangsgrund – natürlich seid ihr Kopfgeldjäger. Und gewiss nicht die schlechtesten. Gerade deshalb verstehe ich nicht, weshalb ihr euch einem offenkundig überlegenen Feind entgegenstelltet. Ihr musstet doch wissen, wie das enden würde. Wie also gelingt es diesem Seher, solchen Hass in die Herzen der Menschen zu pflanzen?« 
    Ihre Mundwinkel verzogen sich leicht spöttisch. 
    »So klar, wie du sagst, war der Ausgang gar nicht …« 
    Kraeh zog ein Tuch aus einem Lederbeutel an seinem Gürtel, bedachte sie mit einem argwöhnischen Blick und, begleitet von einem »Ach ja?«, tupfte er vorsichtig das Blut von ihrer Wange. Als er die Wunde an ihrer Schläfe erreichte, zuckte sie nicht einmal zusammen. Erst als der Stoff den letzten Tropfen aufgesogen hatte, verstand er auch warum. Die Wunde, die er ihr vor Kurzem selbst zugefügt hatte, war bereits vollständig verheilt. 
    »Ja«, bestätigte sie noch einmal, ohne dass ihr Lächeln schwand. »Und was deine Frage betrifft: Wir sind keine Menschen. In unsrer Heimat, einem Ort, den du dir nicht abscheulich genug vorstellen kannst, nennt man unser Geschlecht Vampiri. Du dürftest die Geschichten kennen.« 
    Kraeh nickte. Er hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, dass Figuren aus Sagen und Legenden plötzlich höchstpersönlich vor ihm standen. »Aber was sucht ihr hier im Reich der Lebenden?« 
    Ihre Augen funkelten, selbst noch in dieser Lage wirkte sie gefährlich. 
    »Denk

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