Rabenflüstern (German Edition)
fröhliche Reigen, dafür mit kaltem Stahl, die Herzen erfüllt von kochender Wut und abgrundtiefem Hass.
Der Wald wurde lichter, nicht mehr als ein Steinwurf trennte sie von dem Schlachtfeld. Die Kriegsherren gaben den Befehl anzuhalten. Sie würden die Ersten sein, die das Feld betraten, und im besten Fall die Letzten, die es verließen. Lou, Erden, Orthan und Kraeh ritten aus der Waldgrenze. Kurz darauf rückte der Feind an und die Erde bebte.. Wie sich später herausstellte, lediglich ein Teil, doch es waren bald genug, die ganze westliche Ebene von links nach rechts mit Leibern anzufüllen. Die Ruine Triberkhs verschwand fast ganz hinter einem derart großen Regiment, dass sie sich nicht mit Zählen aufhielten. Das Bullenbanner des einstigen Hochkönigs wehte dort, neben dem Hammer Brans und der Kreuzstandarte der neuen Religion, im frischen Morgenwind. Aber Kraehs Blick weilte nicht lange bei den übermächtigen Legionen des Feindes. In der Mitte der Ostseite sammelte sich gerade ein kleiner Trupp. Er wirkte wie eine schwache Mauer aus Sand, die die nahende Flut aufhalten sollte. Gleich den anderen lenkte er das Pferd in diese Richtung. Er musste Tränen der Freude zurückhalten, als er dort neben Pandros, Erkentrud und Gorka seine Freunde Siebenstreich und Sedain stehen sah.
»Sedain!«, rief er vom Pferd abspringend und fiel ihm in die offenen Arme.
Wie Sedain zu seinem Volk zurückkehrte, wie er zum Häuptling wurde und die Ältesten von der Unabdingbarkeit ihrer Teilnahme an dem großen Krieg überzeugte, ist eine andere Geschichte – er war da und er war es nicht allein. Ohne weiteren Sentimentalitäten Raum zu schenken, warf er ein, dass in den Wäldern dreihundert Gaesen auf die baldige Anweisung hofften, den Durst ihrer Klingen zu stillen. Gorka hatte zwei seiner Orks mit dem Zählen der feindlichen Verbände beauftragt. Als die Begrüßungen abgeklungen waren, die Befürchtung bestätigt worden war, dass Jusuf der Gütige nicht kommen würde, und Kraeh enttäuscht feststellte, dass kein einziger brisakscher Soldat sich auf ihrer Seite eingefunden hatte, meldeten sie ihre Ergebnisse.
»Unter der Lilie Monts an der Nordflanke haben sich gemeinsam mit den Rotmänteln des toten Fürsten Theodosus zweitausend Speere versammelt, zweitausendfünfhundert unter Donars Hammer«, er meinte die Streitmacht von Brisak. »Daneben«, fuhr der Zweite die Aufzählung seines Vorgängers fort und zeigte dabei auf den größten Pulk, »etwa fünftausend unter dem Banner der Lothen, Slowakins, Katallen, der wilden Bergvölker aus dem Süden, der Lombarden und anderer den Bretonen benachbarter Adliger, außerdem sehe ich die Tierköpfe verschiedener Nordmannclans.« Letztere waren ein harter Schlag. Ferten, der König der Bretonen, war ebenso wie Thordrik kurz vor ihrem Aufbruch in einen Bürgerkrieg verstrickt worden. Der Kaiser hatte mittels Geldern und Versprechungen Zwietracht gesät und so sahen beide rechtmäßigen Thronerben sich den meisten ihrer Männer, die sie eigentlich in den Krieg zu führen gedachten, im feindlichen Schildwall gegenüberstehen. Thordrik, nach seiner Entmachtung nicht mehr als ein gewöhnlicher Edelmann, hatte nur sieben Schiffe den Rhein heruntergebracht. Ferten hingegen führte mit seinen neun Schiffsmannschaften einige Speere mehr ins Feld. Es kam einem Wunder gleich, dass Bran sie überhaupt alle unbehelligt hatte hierher kommen lassen. Er wollte eben eine Entscheidung, und wie es schien, hatte er recht daran getan. Der Kaiser würde alle, die gegen ihn aufbegehrten, mit einem Schlag vernichten können. Sein Übermut ging schließlich so weit, als Erster Aufstellung zu beziehen, was ihnen die Möglichkeit bot, die eigene anzupassen. Wenn zwei große Armeen aufeinandertreffen, entscheidet sich die Schlacht normalerweise im Vorhinein. Man umrundet sich so lange, bis eine Seite die andere dort hat, wo sie diese haben will, um dann aus der besseren taktischen Position heraus den Sieg zu erringen. Anders an diesem Tag, an dem die dunklen Gewitterwolken im Osten Regen ankündigten. Bran, Niedswar oder wer von den beiden auch immer die Zügel in der Hand hielt, verließ sich völlig auf seine zahlenmäßige Übermacht.
»Vierhundert Reiter auf der linken Flanke, die ich nicht zuordnen kann«, endete der Ork. »Sie tragen keine Standarte bei sich«, fügte er noch grunzend hinzu, doch Kraeh entnahm der Abseitsstellung und den Unruhen in den nächststehenden Reihen, dass es sich um
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