Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
Vom Netzwerk:
Wintars Vampiri handelte. 
    »Zehntausend gegen dreitausend«, überschlug Siebenstreich die Verhältnisse, nachdem jeder die eigene Anzahl der mitgebrachten Speere angegeben hatte. Erkentrud stellte mit ihren neunhundert Druden die meisten. »Und wir haben den Dämon noch nicht gesichtet …« 
    Das Gesicht des Halbelfen hellte sich auf. »Also gut, sie sind abgezählt. Vier für jeden echten Krieger, drei für Weichlinge wie dich, Kraeh.« Er klopfte dem Freund belustigt auf die Schulter. »Ein Kinderspiel.« 
    »Alexander«, sagte Siebenstreich einer plötzlichen Eingebung folgend. »Erinnerst du dich?«, fragte er an Kraeh gewandt. 
    »Vage.« Es bedeutete Nein, doch er wollte sich vor dem belesenen Troll keine Blöße geben. Dieser nickte auch nur beiläufig, als hätte er nichts anderes erwartet. Er sah prächtig aus, wie er da in seinem goldverzierten Brustpanzer, an dem ein alabasterfarbener Umhang flatterte, ihrer aller Schicksal hart und entschlossen in die Hand nahm. Auch die anderen hatten sich herausgeputzt, bis auf Kraeh, dessen Brust lediglich verstärktes Leder schützte, über dem ein Otterfellmantel wehte, und Sedain, der eine fleckige Tunika über braunen Beinkleidern trug. Nachher würde er sie ausziehen und den Feind, wie es die Art seines Volkes war, mit den seinen Körper überwuchernden Tätowierungen in Angst und Schrecken versetzen. Allein Kraehs Mähne hatte Dorla zu einem strengen Zopf geflochten und die Augen mit roter Farbe umrundet, was ihm ebenfalls einen Furcht einflößenden Anblick verlieh. 
    »Die größte Gefahr besteht darin, dass sie uns umzingeln«, gab der Troll zu bedenken. »Deshalb reizen wir sie zu einem frontalen Angriff, indem wir unsere Hauptmacht ins Zentrum stellen. Sie muss lang und schräg sein, nicht mehr als vier Mann tief. So zwingen wir sie, ihre ganze Armee gleich von Beginn an einzusetzen.« Er überlegte kurz. »Sedain, werden deine Gaesen mit der Reiterei fertig?« 
    »Sie sind so gut wie Pferdegulasch.« 
    »Ausgezeichnet, so machen wir es.« 
    »Auch wenn wir den ersten Aufprall aufhalten«, mischte sich naserümpfend Ferten ein, »ihre Glieder werden mindestens acht Mann stark sein. Früher oder später werden sie uns aufreiben.« 
    Genau darauf hatte Siebenstreich gewartet. Seine Augen funkelten böse. Der Seher hatte seine Festung geschliffen und Heilwig, seinen Freund und Ziehvater, ermordet. 
    »Nicht, wenn ihr lange genug aushaltet, bis ich von oben komme und ihre Reihen niedertrample.« 
    »Du und welche Armee?« 
    »Ich und die Utradin.« 
    Auch wenn die meisten zweifelten und Erden und Sedain als Einzige darauf brannten, es möge endlich losgehen, brachte Erkentruds Zustimmung den Beschluss, Siebenstreichs Plan durchzuführen. 
    Die kleine Versammlung löste sich auf, um sich, als ihre Truppen hinter ihnen Aufstellung bezogen hatten, wieder zusammenzufinden. Über dreitausend Mann mühten sich ab, die an die Hauptleute weitergegebenen Befehle auszuführen. Sie hatten sorgfältig darauf geachtet, keine Erzfeinde Schild an Schild zu stellen. Zwischen Druden und Orks füllten Nordmänner und Euskalden die Reihen, Siebenstreichs Utradin, die noch keiner gesehen hatte, verbargen sich seiner Angabe nach weiterhin im Wald. 
    Die Heermeister sondierten die Feinde oder brüllten nach hinten, wenn ihre Hauptleute sich nicht durchsetzten. »Unterstützt die Bretonen«, rief Erkentrud Lou zu, die daraufhin eine Linie mit Spießen hinter die Schilde von Fertens Männern gruppierte. Kraehs Aufmerksamkeit hingegen galt drei schwarzen Rabenvögeln. Sie kamen von Westen und flogen kreischend die Formationen ab. Sie luden ihre Freunde zu dem Gastmahl, das sich ihnen hier bald bieten würde. 
    Auf einmal herrschte Stille. Besser gesagt, es schien Kraeh so. Alles lief ab wie zuvor, Befehle wurden gebrüllt, einige sandten ihre Gebete laut zum Himmel hinauf, es wurde auf Schildholz getrommelt und Verwünschungen wurden ausgerufen. Für Kraeh rückte dies alles in weite Ferne, eine vollkommene geräuschlose Leere entstand, um von etwas anderem ausgefüllt zu werden – dem dumpfen Klang einer Glocke. Dort, hinter dem Regiment Monts kam er! Der eigentliche Feind – er, dessen Kopf allein ihm, der Kriegskrähe, gehörte. 
    Auf dem Podest eines abstrusen Wagens, der von einer Meute schwarzer Wölfe gezogen wurde, stand Niedswar, in der Hand hielt er einen riesigen Hüftknochen, mit dem er auf die Glocke einschlug, die von einem Gerüst auf dem Wagen

Weitere Kostenlose Bücher