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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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kannte.
    Og zischte, brannte in seinem Kopf.
    Er malte sich ein Zeichen auf die linke Schulter. Glühender Schmerz durchfuhr ihn. Alles hauchte Siah .
    Und er malte sich mit Blut Gho auf die rechte Schulter und derselbe Schmerz von Verzweiflung und Macht durchdrang ihn. Dann glitten seine zitternden Finger zu seinem Herzen hinab und schrieben Nyx .
    Deine Seele ist mein, so sei der Bund, so sei es!
    Dein Körper ist mein, so sei der Bund, so sei es!
    Bei Og, dem Tod,
    Und Siah, Jenseits,
    Gho, dem Nebel,
    Nyx, dem Ewigen.
    Bist du mein, so sei der Bund, so sei es!
    Bist mein, bist mein, so sei es.
    Hatte er die Worte gesagt? Hatten die Priester sie geflüstert? Helle, unhörbare Schreie klirrten. Der Atem des sterbenden Wesens wollte weichen und fand keinen Ausweg aus dem Kreis.
    Dein Körper für die Freiheit deiner Seele. So sei der Bund, so sei es... Zwölf Monde lang.
    Der Priester zog ihn rückwärts um den Kreis. Seine Füße traten durch das Blut. Korpus gegen Atem, zwölf Monde lang .
    Mit jedem Schritt brannten die vier Runen sich in ihn. Der Kreis war eine schwarze Blase geworden, der Atem des sterbenden Wesens begehrte gegen die unsichtbaren Wände auf und drängte gegen Lyrian. Mit jedem Schritt wurde der Druck stärker.
    Die Freiheit deiner Seele für deinen Körper, zwölf Monde lang.
    So sei der Bund, so sei es! So sei der Bund, so sei es...!
    Der Atem schrie um Einverständnis.
    Lyrian ging das zwölfte Mal um den Kreis. Die Blutrunen zerrissen ihn. Er kniff die Augen zu und schrie und starb und lebte.
    Der Atem rauschte durch ihn hindurch ins Jenseits. Er hinterließ eine Spur aus weißem, glühendem Feuer und versengte sein Innerstes. Dann zogen sich die Runen zusammen, leuchtend rot wie Blut, und fügten ihn wieder ineinander. Der leblose Körper des Otters zerfiel in Nebelscherben. Langsam schwebten sie auf Lyrian zu, der ihnen aus blanken Augen entgegenstarrte. Sie strömten in die Blutrunen, erfüllten ihn und fraßen ihn zugleich. Dann war er leer und besaß den Korpus des toten Wesens.
    So sei der Bund, so sei es , zischten die Priester. Die Runen schmatzten und fauchten. So sei der Bund, so sei es. So sei es ...
    Sie saßen zusammengekauert auf dem Boden und hielten sich, während die Schatten sie schluckten. Es war draußen so dunkel geworden, dass Mion nicht sehen konnte, ob ihm Tränen über das Gesicht liefen. Und er sah nicht, wie blass sie geworden war.
    »Nun weißt du es«, flüsterte er gebrochen.
    Er stützte die Handballen gegen seine Augen und jetzt begannen seine Schultern zu beben.
    »Es war nicht deine Schuld. Du musstest es tun.« Mion berührte seine Arme, atmete flach ein.
    »Deine Vergehen... sind meinen ähnlicher, als du denkst. Wenn du ein Feigling bist, dann bin ich es umso mehr.« Sie konnte ihn nicht länger belügen. Aber sie schaffte es auch nicht, die Wahrheit auszusprechen. Sie hatte immer gedacht, nur sie sei schlecht, aber jetzt gab es nichts mehr, an das sie glauben konnte.
    Lyrian hob den Kopf. »Komm mit mir! Wir verlassen Wynter, hier gibt es nichts Gutes. Es ist ein Reich der Lügen.«
    Sie klammerte sich eine Weile an ihn und gab sich der Vorstellung hin, sie könnte alles hinter sich lassen. Aber schließlich schniefte sie und murmelte: »Ich kann nicht.« Sie gehörte hierher. Hier war ihr Leben... aber ach, wieso versuchte sie, sich selbst zu belügen? Der Grund, der einzige Grund war Jagu. Niemals konnte sie ihn zurücklassen. Er brauchte sie.
    »Ich«, stammelte sie, »ich sage dir jetzt die Wahrheit. Alles... Du weißt nicht, wer ich bin. Als ich damals den Fuchs erschossen habe... das war, weil...«
    Plötzlich schallte ein lautes Klingeln durch das Haus. Mion zuckte zusammen. Es war Osirils Glocke. Aber sie war viel näher als sonst. Alarmiert fuhren sie auf.
    »Was ist das?«
    »Warte hier.« Eilig lief sie zur Tür und wischte sich die Tränen weg. Dann atmete sie tief durch und trat hinaus. Ihr Herz blieb stehen.
    Jagu stand im Korridor. Er hielt Osirils Klingel in der Hand. Als Mion ihn sah, zog er leise die Tür zu ihrem Zimmer zu. Dann fasste er sie am Arm und führte sie lautlos durch den Gang.
    Mechanisch machte Mion einen Schritt nach dem anderen. Jagu hatte sie gehört. Hatte er mitbekommen, was sie zuletzt gesagt hatte - zu sagen vorgehabt hatte?
    »Ich dachte, es sei an der Zeit, eurem kleinen Theater ein Ende zu setzen«, flüsterte er. »Entschuldige, wenn ich den falschen Augenblick gewählt habe.«
    Er brachte Mion in ein leeres

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