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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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die Gassen, und dann, wie auf einen Schlag, war die Nacht so leer und still, als hätte das Schlachten der Drachen bereits stattgefunden. Nur Kinder blieben zurück, die ihre Eltern verloren hatten. Baltibb hörte ihr Weinen, während sie sich mit einem Dutzend Rebellen in ein enges Kellerloch drängte.
    »Verdammt, wieso holt sie keiner weg?«, zischte Kasamé, blieb aber selbst stehen, denn die Luke nach draußen war bereits verschlossen. Angespannt blickten sie durch die Ritzen der Bretter über sich.
    Ein tiefes, alles erschütterndes Kriegshorn hallte durch die Ruinen. Die Erde zitterte, Baltibb spürte es in der Magengrube. Durch die Ritzen sah sie den Mond herabstrahlen wie ein blankes Auge. Raben kreisten darum, sammelten sich zu einem flatternden Strudel - und stießen herunter. Baltibb glaubte zu sehen, wie die Vögel zu größeren Gestalten wurden, als sie in die Ruinen abtauchten.
    Jähe Schreie zerrissen die Nacht. Steine krachten. Dann erschollen wieder die Hörner, schluckten den entsetzlichen Lärm, als könnten sie das Grauen einfach wegwischen. Wieder sammelten sich Raben unter dem Mond, kreisten, warteten auf ihren nächsten Angriff.
    »Jetzt!« Kasamé feuerte ihren ersten Pfeil und traf eines der riesenhaften Wesen im Unterleib. Es fauchte auf, geriet ins Wanken und verschwand außer Sicht. Kasamé legte sofort den nächsten Pfeil auf. Noch eine Daraude flog über sie hinweg, diesmal trafen sie gleich vier Bogenschützen auf einmal. Der massige Leib verschwand für Sekundenbruchteile, nur um gleich wieder aus dem Nichts zu erscheinen. Mit einem Zischen, als würde Feuer aus seinem Schlangenmaul schießen, stürzte die Daraude sich auf die Bretter.
    »Pfeile!«, schrie jemand. Ein Dutzend Geschosse bohrten sich in das Ungetüm. Keifend riss es zwei Bretter weg, sodass die Hälfte der Rebellen ungeschützt war. Der riesige Schlangenkopf schnellte auf sie zu und zerrte einen Mann aus der Menge. Augenblicklich sausten Schwertklingen und Säbel auf die Schlange nieder, hackten ihr ein erstes, ein zweites Mal den Hals durch. Schließlich taumelte eine menschliche Gestalt in einem schwarzen Umhang zurück, im Rücken noch Flügel. Ehe sie sich in einen Raben verwandeln und flüchten konnte, packten die Rebellen sie und stachen zu, bis der Menschenleib reglos in ihrer Mitte lag.
    Inzwischen waren die Hörner so nah, dass die Ruinen zu bröckeln begannen. Schornsteine fielen ein, Gemäuer knirschten. Schritte trommelten dumpf im Schnee. Der Wind trug das Knurren von Löwen und Drachen heran. Dann Schreie. Menschenschreie. Entsetzen rann über Baltibbs Körper wie ein Blitzschlag.
    Es begann.
    »Raus hier«, brüllte Kasamé und sprang als Erste aus dem Loch. »Sterben werden wir sowieso. Aber ich sage, wir nehmen ein paar Bestien mit!«
    In fiebriger Erwartung hoben die Rebellen ihre Waffen. Doch nicht die Krieger der Drachen kamen ihnen entgegen, sondern eine Flut von Flüchtlingen - all jene, die rechtzeitig vor den Sphinxen hatten fortlaufen können. Menschen schlossen sich ihnen von überall an, sprangen aus Fenstern und verließen ihre Häuser wieder, solange sie noch konnten. Wenn überhaupt einer von ihnen überleben würde, dann indem sie die Tore stürmten und sich in der Stadt versteckten. Vorausgesetzt, die Drachen verschonten die Bürger.
    Darauden tauchten über der Flüchtlingsmasse auf und griffen an. Kasamé und die Bogenschützen schossen. Mehr als zwanzig Pfeile überlebte das erste Biest und mehr als zehn Menschen fielen ihm zum Opfer. Sie flohen in engere Gassen, wo die nächsten Darauden nicht landen konnten, und bewarfen sie aus den Fenstern mit Steinen. Sphinxe sprangen über Trümmer und Leichen hinweg und stürzten sich auf alles, was lebte. Baltibb schnitt einem Löwen die Kehle durch und rettete damit Sethur. Als der Sphinx taumelnd zum Menschen wechselte, traf ihn ein schwerer Pflasterstein aus einer Hütte und streckte ihn nieder.
    Dann kamen die Drachen.
    Am Ende der Gasse trat ein mächtiges Schlachtross aus der Finsternis, das Maul voller Raubtierfänge. Baltibb floh in eine Hütte, in die das Pferd nicht passte - doch kaum war sie in den dunklen Raum gestolpert, glitt eine riesige Schlange herein. Baltibb warf ihr einen Stuhl ins offene Maul und entging knapp dem ersten Angriff. Sie hörte das Holz zersplittern, kletterte eine Leiter hoch, rannte durch die Dachkammer und fand eine Öllampe. Als eine Hyäne zu ihr hochsprang, warf sie das Licht. Öl spritzte auf und setzte

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