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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Sie verschränkte die Arme vor der Brust und entdeckte bei der Gelegenheit Fischreste auf derselben. Es war zu ärgerlich. Entschlossen hob sie wieder den Blick und gab Anbar wortlos zu verstehen, dass sie weder verschwinden noch etwas verraten würde.
    „ Du bist ihnen fast einen Monat lang entkommen. Das ist beachtlich. Vielleicht klappt es beim nächsten Mal länger?“
    „ Ich bin ihnen schon zweimal entkommen“, sagte sie. „Das erste Mal bin ich in einer Welt gelandet, die fast keine Tore hatte, aber sie haben mich trotzdem gefunden. Das zweite Mal bin ich im Zwischenraum geblieben, aber sie waren die ganze Zeit hinter mir her. Sie werden mich immer finden. Darf ich jetzt vielleicht gehen und mir etwas anderes anziehen?“
    „ Du kannst jederzeit gehen“, sagte Anbar, „oder haben wir aus Versehen die Tür abgeschlossen?“
    Amandis sprang von der Fensterbank und streckte Elsa ihre feingliedrige Hand hin.
    „ Ich lasse dir ein Bad richten und suche dir neue Kleider heraus. Solange du hier bist, betrachte ich dich als meinen persönlichen Gast!“
    Elsa war erstaunt über so viel Herzlichkeit.
    „ Danke“, sagte sie, ohne Amandis’ Hand zu ergreifen.
    Amandis ließ die Hand sinken.
    „ Du siehst ihr so ähnlich! Hast du Ulissa gesehen? In Bulgokar?“
    Die Frage traf Elsa unerwartet. Am liebsten hätte sie nicht geantwortet, doch sie wollte nicht unhöflich sein zu der freundlichen Amandis.
    „ Ja“, sagte sie, „kurz bevor sie starb. Sie wurde von einen Pfeil getroffen, der für mich bestimmt war.“
    „ Die Arme!“, rief Amandis mit Tränen in den Augen.
    „ Von wegen arm“, sagte der Antolianer in Elsas Rücken, „deine Schwester hat sich ihren Tod selbst eingehandelt. Was sie getan hat, war alles andere als lieb und gut.“
    Anbar ließ Elsa zum ersten Mal aus den Augen. Zwar schaute er sie immer noch an, doch sein Blick war nicht mehr bei ihr, sondern vermutlich bei Ulissa, die seine Cousine gewesen war. Sollte Elsa ihm sagen, wie sehr sich Ulissa auf sein wütendes Gesicht gefreut hatte? Weil es ihm angeblich so gut stand, wütend zu sein? Aber das passte nicht hierher.
    „ Sie hat einen Fehler gemacht“, sagte Amandis. „So etwas machen Menschen nun mal.“
    „ Ziemlich viele Fehler waren das“, meinte der Antolianer. „Soll ich den Hochwelten Bescheid geben?“
    Anbar stand auf.
    „ Ich mache es selbst“, sagte er.
    „ Bist du heute Abend wieder da?“, fragte Amandis.
    „ Unwahrscheinlich.“
    „ Aber du hast es versprochen! Du hast gesagt, du lässt mich nicht allein, wenn all die Gäste kommen!“
    „ Das ist ein Notfall. Sag einfach die Hochzeit ab, dann verschwinden die Gäste.“
    „ Ach, fang nicht wieder damit an!“
    „ Es tut mir leid. Entschuldige mich bei Nada.“
    Er verließ mit dem anderen Antolianer die Schreibstube und Elsa hörte, wie sich ihre Schritte im Gang entfernten. Für Elsa war das ein erfreuliches Geräusch, doch Amandis machte Anbars Abgang sichtlich unglücklich. Das war verwunderlich, schließlich war er nur der Cousin und nicht der Bräutigam, den sie zu heiraten gedachte.
    „ Wieso wolltest du, dass er bleibt?“, fragte Elsa.
    „ Ich fühle mich besser, wenn all die Möwen kommen und er bei mir ist“, sagte Amandis. „Dann sind die Möwen nicht so herablassend.“
    „ Warum sind die Möwen herablassend?“
    „ Sie halten mich für eine Versagerin.“
    Elsa sah die bildschöne Amandis an und fragte sich, ob es tatsächlich so war oder ob Amandis nur glaubte, dass es so sei.
    „ Anbar sagt, ich bin eben wie meine Mutter“, erklärte Amandis. „Meine Mutter war eine Antolianerin und dafür braucht man sich nicht zu schämen. Das Komische ist nur, dass meine Mutter bei allen Möwen beliebt und angesehen war. Ich bin es nicht. Ach, ich wünschte, die Hochzeit wäre schon vorbei.“
    Auch das erstaunte Elsa. Normalerweise war Amandis sehr angetan von Gelegenheiten, bei denen man schön aussehen und im Mittelpunkt stehen konnte. Das hatte sie in Amandis’ Tagebüchern gelesen. Aber das war fast vier Jahre her und Elsa hatte keine Ahnung, was Amandis in der Zwischenzeit erlebt hatte.
    „ Magst du ihn denn?“
    Amandis sah Elsa überrascht an.
    „ Natürlich, Anbar ist wie ein Bruder für mich!“
    „ Nein, ich meine Nada! Diesen riesigen Mann mit den roten Locken und dem mächtigen Bart!“
    „ Ach so“, sagte Amandis und lächelte. „Er ist sehr nett.“
    Noch eine Veränderung. Die Amandis aus den Tagebüchern hätte sich

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