Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
Vom Netzwerk:
Öffnung.“
    „ Das passiert mir nicht.“
    „ Gut, dann lass uns gehen.“
    Sie konnte gut mit ihm Schritt halten. Sie war nicht langsam und sie war leise. Genauso leise wie er. Einmal blieb er stehen und horchte. Elsa hatte es auch gehört. Da war ein Rascheln im Gras, vielleicht war es nur ein Tier gewesen. Danach ging es leicht bergauf. Sie umrundeten eine Gruppe von Büschen und schon lagen die Zerfurchten Wiesen vor ihnen, mit den dunklen, versprengten Überresten der Ruine. Eine Kapelle war es mal gewesen, dem Namen nach. Elsa hielt nach dem Tor Ausschau. Die Mauer, die sie suchte, musste sich ganz in der Nähe der Öffnung befinden, denn sie war mit Kamark angekommen und hatte sich auf dem ersten Mauerrest, den sie fand, niedergelassen.
    „ Es könnte eine von den dreien sein“, flüsterte Elsa und zeigte Richtung Tor. „Ich habe dort gesessen, während ich mit dem Weltenführer gesprochen habe. Als er weg war, habe ich die Mauer abgetastet und das Kästchen in eine Lücke geschoben. Es war in ein Stück Stoff gewickelt.“
    Sie blieb, wo sie war, in sicherem Abstand von der Öffnung, als Anbar die Mauern abtastete, eine nach der anderen. Alleine das Wissen um die Möwen, die im Zwischenraum saßen, machte Elsa nervös. Sie durfte das Tor nicht benutzen, wenn sie Sommerhalt verlassen wollte. Aber das Buch musste sie hier übergeben, daran führte kein Weg vorbei.
    Wenig später kam Anbar zurück. Er hatte das Kästchen bei sich und sie machten sich auf den Rückweg. Als sie gerade die Büsche umrundeten, hörten sie Stimmen. Das war ein glücklicher Zufall, denn die beiden Möwen, die ihre Kreise um das Tor zogen, hatten sich getroffen, und waren nun leicht auszumachen. Sie sprachen nur kurz und dann trennten sie sich wieder, beide gingen in entgegengesetzte Richtungen.
    Elsa und Anbar sprachen kein Wort auf dem Rückweg. Erst als sie den Wald erreichten und kurz darauf die Lichtung, brach Anbar das Schweigen.
    „ Es wäre gut, wenn du deinen Freund wiederfindest“, sagte er. „Den anderen Raben. Wenn dir jemand helfen kann, dich zu verstecken, dann er.“
    „ Aber ich weiß nicht, wo er ist.“
    „ Wie seid ihr euch das letzte Mal begegnet?“
    Elsa antwortete nicht. Sie wusste jedoch, dass sie im Matrosenviertel nach Nikodemia suchen könnte. Womöglich lebte er immer noch dort. Es hatte ihn ja niemand erkannt, warum sollte er also nicht mehr dort sein? Sie war nicht entzückt von dem Gedanken, auf seine Hilfe angewiesen zu sein. Er würde es vermutlich auch nicht sein. Aber immerhin waren sie mal miteinander verlobt gewesen. Vielleicht musste sie tatsächlich ein neues Leben mit ihm beginnen. Wenn es bloß nicht dazu führte, dass sie am Ende heirateten!
    „ Überleg es dir“, sagte Anbar. „Ich könnte mir vorstellen, dass ein Rabe dem anderen gute Gesellschaft leistet.“
    Elsa blieb stehen, da Anbar auf das kleine Haus mit dem Dach zuging.
    „ Da gehe ich nicht rein“, sagte sie. „Da drin ist es mir zu dunkel.“
    Er zog etwas aus der Hosentasche. Es leuchtete wie ein blassgelber Mond zwischen seinen Fingern.
    „ Hier, nimm es! Das Licht ist so schwach und natürlich, dass man es von weiter weg nicht verdächtig findet.“
    Sie hielt neugierig die Hand auf und er legte einen Stein hinein. Zumindest sah es aus wie ein runder Stein. Es fühlte sich auch so an. Der Stein verbreitete einen Lichtschein um sich, ein mattes Leuchten, tröstlich und weich.
    „ Wie hübsch! Was ist das?“
    „ Ein Licht“, sagte er. „Kommst du jetzt? Es ist besser, wir benutzen es im Haus und nicht außerhalb.“
    So angetan war sie von dem Licht in ihrer Hand, dass sie ihre Vorbehalte fürs Erste vergaß und mit ihm das Haus betrat. Im Inneren konnte sie die Umrisse von einfachen Möbeln erkennen. Anbar schloss die Tür hinter ihr.
    „ Es ist ein Mineral, das sich erwärmt und auflädt, wenn man es am Körper trägt“, erklärte er. „Das ist praktisch, denn so hat man immer ein Licht für Notfälle bei sich. Wenn es so dunkel ist wie hier, leuchtet es am hellsten.“
    „ Habt ihr lauter so hübsche Lichter in Antolia?“
    „ Ja“, sagte er und untersuchte das Kästchen, das er immer noch in den Händen hielt.
    „ Willst du da etwa hineinschauen?“, protestierte sie. „Das ist Nadas und nicht deins!“
    Er sah sie an, sichtlich ungeduldig.
    „ Es ist ja schön, dass dich deine Eltern so anständig erzogen haben, aber manchmal ist es lästig. Denkst du, Gaiuper hat nicht hineingeschaut?“
    „

Weitere Kostenlose Bücher