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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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setzte sich Nada wieder auf seinen Stuhl. Er sank hinab und eine Ruhe breitete sich im Zimmer aus, die unheimlich war. Niemand machte ein Geräusch, außer der Dienerin, die immer noch in ihrer Ecke hockte und leise heulte.
    Gaiuper war verärgert. Warum war dieser Antur hier aufgekreuzt? Warum tat Nada, was ihm der Kerl sagte? Was rechnete sich Antur überhaupt noch aus? Er würde dieses Zimmer nicht lebend verlassen. Nicht mit drei Schlägern, von denen einer genügt hätte, um ihn zur Strecke zu bringen. Es war nicht mal so, dass Gaiuper auf die Antworten angewiesen war, die er sich von Nada erhofft hatte. Es ging ihm nur darum, sich abzusichern und das Risiko zu begrenzen.
    „ Warum solltest du mir die Wahrheit sagen?“, fragte Gaiuper. „Wenn du schon bereit bist, das Leben des Königs und seiner gelähmten Freundin zu opfern?“
    „ Weil mich das nichts kostet, zum ersten“, antwortete Antur, „und zum zweiten, um dich loszuwerden. Sobald du weißt, was du wissen willst, wirst du fortgehen und deinen Schlägern die Arbeit überlassen. Ob sie die gewissenhaft ausführen oder nicht, wird dir egal sein, denn du hast nicht vor, jemals zurückzukehren. Die Schläger aber werden begreifen, dass du sie im Stich gelassen hast, und darin erkenne ich eine Chance für uns.“
    „ Versuch nicht, meine Schläger von meiner Untreue zu überzeugen“, sagte Gaiuper schnell. „Das wird dir nicht gelingen.“
    „ Warum solltest du treu sein, Gaiuper?“, fragte Antur. „Was hättest du davon?“
    Gaiuper war kurz davor, die Geduld zu verlieren. Er brauchte den Schlägern nur einen Befehl zu geben und dann war dieser lästige Antur tot. Dieser ahnte wohl, dass ihm nicht mehr viel Luft blieb, darum fing er ungefragt zu reden an:
    „ Du möchtest sicher wissen, Gaiuper, ob sich im Inneren von Feuersand ein Tor befindet, und wenn ja, ob es das Tor ist, wonach du und deinesgleichen schon immer gesucht haben. Richtig? Ich kann dir sagen: Ja, genau dieses Tor befindet sich in Feuersands Mitte. Aber ein Mensch kommt nicht hindurch, man muss schon ein Rabe sein, um es zu überleben.“
    Es entging Gaiuper nicht, dass Nada seinen Blick auf Antur gerichtet hatte und ihn forschend ansah. Log Antur? Oder sagte er die Wahrheit und Nada wunderte sich darüber, dass er es tat?
    „ Aber selbst wenn du ein Rabe wärst“, fuhr Antur fort, „dürfte es dir schwer fallen, das Tor zu erreichen. Bleibst du diesseits, könntest du vergiftet oder zerschmettert werden, bevor du dort ankommst. Probierst du es über den Zwischenraum, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du von ihm verschlungen wirst. Der Zwischenraum ist in der Umgebung des Tors instabil. Du müsstest schon sehr geübt sein, um ihn unversehrt zu durchqueren. Es nutzt dir aber auch nichts, wenn du das Tor erreichst und keine Puste mehr hast. Du musst schon bei Kräften sein, um auf die andere Seite zu kommen.“
    „ Was du mir nicht zutraust.“
    „ Dir nicht, Gaiuper. Aber du bedienst dich fremder Fähigkeiten, das sehe ich dir deutlich an.“
    „ Wie könnte ich?“, sagte Gaiuper. „Wenn es so einfach wäre, als gewöhnlicher Mensch zu Rabenkräften zu kommen, dann hättest du sie schon, nicht wahr?“
    „ Einfach ist es nicht“, erwiderte Antur, „aber möglich ist es.“
    Jetzt starrte Nada seinem Freund ungläubig an. Er war schockiert.
    „ Ich weiß alles über das Verfahren“, erklärte Antur, ohne Nada zu beachten, „ich habe seine Pläne studiert und alle Berichte über seine Gefahren und die Möglichkeiten, es zu missbrauchen, gelesen. Natürlich weiß ich, ebenso wie du, dass das Verfahren so abgewandelt werden könnte, dass die einzelnen Bestandteile eines Raben nicht zerstört, sondern absorbiert werden. Auf diese Weise könnte eine Versuchsperson zu einem Raben werden oder einen Raben soweit unter die eigene Kontrolle bringen, dass es sich so anfühlt, als wären die Fähigkeiten des Raben seine eigenen.“
    Er wusste also Bescheid. Das bestätigte Gaiuper in seiner Annahme, dass Antur eine andere Macht im Auge hatte als die, die sein Großvater ihm angeboten hatte. Er wollte nicht der Hampelmann einer müden Mehrheit werden, die seit Jahrtausenden immer das Gleiche tat und sich im ewigen Frieden sonnte. Er wollte stattdessen mit einer Macht ausgestattet sein, die es ihm erlaubte, alle Welten nach seinem Wunsch zu verändern. Ob ihn Ulissa auf diese Idee gebracht hatte oder umgekehrt – das wusste Gaiuper nicht. Ulissa war jedenfalls schon lange

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