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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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sofort wieder. Sie zog sie an und verließ Wenlache, machte das Tor hinter sich zu und öffnete ein weiteres, um in den Schuppen zu gelangen, in dem der Herr seine Kisten aus Übersee lagerte. Sie verschätzte sich ein bisschen, vor lauter Betrübnis, und landete mitten im Sonnenschein auf der Wiese zwischen Klohäuschen und Rosengarten. Aber niemand sah es, der Garten war leer. Ohne viel Aufhebens zu machen, ging Elsa in die Küche, in der Helgis und die Köchin ihren Getreidekaffee tranken und Brote aßen.
     
    „Migrall!“, rief Helgis, als sei Elsa von den Toten auferstanden. „Was hast du bloß mit deinen Haaren gemacht?“
    Elsa dachte, sie meinte die aufgelöste Frisur, und kümmerte sich nicht weiter darum. Stattdessen legte sie das Messer auf den Küchentisch und bat die Köchin um Verzeihung.
    „Ich dachte, es wäre sicherer, wenn ich es mitnehme, und ich habe es nicht bereut!“
    Die Köchin schaute nur mürrisch drein, nicht richtig böse, eher verkniffen.
    „Wurdest du überfallen?“, fragte Helgis. Es war das Schlimmste, was sie sich vorstellen konnte. Räuber, Banditen, böse Männer.
    „Keine Sorge, ich kann mich wehren.“
    „Aber deine Haare!“, rief Helgis noch einmal in den höchsten Tönen. „Rot waren sie viel schöner!“
    Erst da begriff Elsa, dass sie es versäumt hatte, sich zurückzuverwandeln. Aber na gut, dann hatte sie jetzt eben schwarze Haare. Sie wollte Elsa bleiben.
    „Ich muss zur Herrin, mich für die Verspätung entschuldigen“, sagte sie und war schon halb aus der Küche, als die Köchin und Helgis fast gleichzeitig nach ihr riefen.
    „Nein, bloß nicht“, sagte Helgis mit gedämpfter Stimme, als Elsa zurückkam. „Du darfst sie nicht stören.“
    Die Köchin nickte, um Helgis’ Worte zu bestätigen.
    „Warum?“
    „Es geht ihr schlecht“, sagte Helgis. „Sie erwartet wieder ein Kind.“
    Diese Auskunft schockierte Elsa. Nicht wegen der Herrin, sondern wegen ihr selbst. Sie hatte diese Möglichkeit vollkommen ausgeblendet. Um Himmels willen, auf die Weise, wie sie ihre Zeit in Wenlache verbracht hatte, konnte man ja schwanger werden! Hoffentlich waren die Antolianer so modern und so fortschrittlich, dass sie nur ihre Finger hinter dem Rücken kreuzen mussten, um den ersehnten Kindersegen noch ein bisschen auf die lange Bank zu schieben. Sie starrte Helgis so entsetzt an, dass diese sich zu weiteren Ausführungen ermutigt fühlte.
    „Der Apotheker war da. Aber der Herr hat ihn rausgeworfen. Die Herrin war so krank, letztes Jahr. Er hatte Angst, dass sie es diesmal nicht überlebt!“
    „Was nicht überlebt?“, fragte Elsa, da Helgis eine Reaktion erwartete, Elsa aber keine einfiel.
    „Na, diese Sache.“
    Helgis schaute die Köchin Hilfe suchend an, aber die brummte nur. Elsa bemühte sich,  nicht länger an sich selbst zu denken, sondern ihre Gedanken auf das zu richten, was man ihr erzählte. Der Apotheker, der Herr, die Sache.
    „Aber das heißt doch, dass dem Herrn sehr viel an der Herrin liegt?“
    „Ja, schon“, erwiderte Helgis, „aber mit der ersten Schwangerschaft hat es angefangen.“
    „Was?“
    „Dass er so viel auf Reisen war.“
    „Ach so.“
    Die Köchin stand auf und räumte die leeren Teller vom Tisch.
    „Du, Migrall“, sagte Helgis, „die Herrin hat gar nicht mitbekommen, dass du heute Nacht fort warst. Du brauchst dich gar nicht entschuldigen. Aber wir haben uns Sorgen gemacht!“
    Helgis’ Blick verriet Elsa, dass sie mehr darüber wissen wollte. Viel mehr und das am besten gleich. Sie folgte Elsa, als diese zur Dachkammer hinaufstieg, und bot bereitwillig an, weiteres Waschwasser zu holen, als sie sah, dass das in der Schüssel kaum für Elsas Haare ausreichte. In der kurzen Zeit, in der Helgis fort war, schrubbte sich Elsa und rechnete  und verrechnete sich und kam völlig durcheinander.
    „Hier bin ich wieder!“, rief Helgis. „Er ist also ein Soldat. Glaubst du, er will dich heiraten?“
    „Er will schon, aber er kann nicht. Wie das eben so ist.“
    „Und wenn er fällt?“
    Elsa drehte sich nach Helgis um.
    „Wie kommst du darauf?“
    „Na, die Gerüchte. Du weißt doch.“
    „Was weiß ich?“
    „Dass sich die Länder im Norden gegen uns verbündet haben“, sagte Helgis, als habe sie das schon hundertmal mit Migrall besprochen. „Deswegen gehen doch auch die Geschäfte des Herrn so schlecht. Weil sie im Norden nichts mehr von uns kaufen wollen.“
    Das war Elsa völlig neu. Sie zweifelte daran, dass es

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