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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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es mir angetan. Ich liebe ihre Schönheit und Weisheit, ihre Bauwerke, ihre Geschichtsarchive, ihre Universalbibliotheken, ihre unvergleichlichen Wälder, Städte und Landschaften. Da fühle ich mich zu Hause.“
    „Du warst dort? Als Rabe?“
    „Das war früher kein Problem. Ich brauchte keine Tore und ließ keine Lücken zurück. Ich war vorsichtig. Aber vor ungefähr 240 Jahren haben sie Schutzbarrieren um ihre Welten gezogen. Kein Rabe kann sie durchdringen, es sei denn, er möchte enttarnt werden und einem Haufen Militär in die Arme laufen. Das war ein schwerer Schlag für mich. Diese Barrieren trennten mich von den Hochwelten, aber vor allem trennten sie mich von der Kammer. Die Kammer ist der einzige irdische Ort, an dem ich mich jemals zu Hause gefühlt habe. Ich werde sie nicht mehr sehen, bevor sie vergeht, und das schmerzt mich mehr, als du dir vorstellen kannst.“
    Elsa starrte Carlos an. War der Mann noch bei Trost? Wie dämlich musste Carlos bei seiner Geburt gewesen sein, wenn ihn achthundert Jahre Suche nach Weisheit nicht weiter gebracht hatten als bis hierher? Er trauerte um eine Kammer? Das war alles, was ihn am Ende der Zeit umhaute?
    „Das Wort Kammer ist eine starke Untertreibung“, sagte Carlos. „Ursprünglich war es nur eine kleine Kammer, aber mittlerweile ist es ein großes Gebäude. Es zeugt davon, was die Menschheit schaffen kann. Ich zweifle daran, dass die Gesamtheit der Raben das Gleiche fertigbringen könnte. Aber auch Antolias Größe ist mittlerweile verblasst. Vielleicht würde ihnen heute auch der Atem ausgehen. Mit dem Bau der Kammer haben sie im dritten Jahrtausend nach der Zerstörung Kundriens begonnen. Abgeschlossen haben sie das gesamte Bauwerk im siebten Jahrtausend.“
    „Es ist also ein antolianisches Bauwerk.“
    „Ja, und es befindet sich in der Hauptstadt.“
    Elsa merkte, wie sie schon wieder an der Nase herumgeführt wurde. Carlos wusste genau, dass die Erwähnung von Antolias Hauptstadt ihre Neugier weckte. Sie stand auf und holte sich eine weitere Brause. Dann schob sie alle möglichen Kerzen auf dem Tresen beiseite und setzte sich darauf. So konnte sie auf Carlos herabsehen, was sie für angemessen hielt.
    „Also, schieß los, Carlos. Was ist an dieser Kammer so atemberaubend?“
    „Das Material, aus dem sie erbaut ist. Es ist höchst selten, kostbarer als alles andere, was in unseren Welten existiert, und von unvergleichlicher Schönheit.“
    „Sie ist aus Aeiolen erbaut?“
    „Woher kennst du Aeiole?“ fragte Carlos überrascht.
    Elsa spürte einen Hauch von Erleichterung. Carlos’ Visionen waren lückenhaft. Es tat gut zu wissen, dass er ihr Leben und ihre Geheimnisse nicht so gut kannte, wie sie es befürchtet hatte.
    „Der Antolianer“, sagte sie, „von dem du gesagt hast, dass er meiner habhaft werden würde, ist mal in ein Aeiol-Bergwerk geplumpst.“
    „Ja, richtig“, erwiderte Carlos. „Aber das ist lange her und Aeiole gibt es nur in den Hochwelten. Du warst noch nie da, oder?“
    „Nein, war ich nicht.“
    Carlos schaute Elsa auf eine Weise an, die ihr nicht gefiel.
    „Hast du einen?“, fragte er.
    „Was?“
    „Einen Aeiol! Hat er dir einen geschenkt? Einen Ring mit einem Aeiol oder einen kleinen Stein als Glücksbringer?“
    „Nein, wieso? Das Zeug ist wertvoll, das kann man nicht einfach so kaufen.“
    „Er käme bestimmt an etwas dran!“
    Elsa gab sich alle Mühe, nicht an den Stein in ihrer Rocktasche zu denken. Carlos durfte ihr die Wahrheit nicht ansehen.
    „Aeiole können nichts Gutes sein, wenn sie dich so gierig machen!“, sagte sie.
    „Nein, nein, das stimmt nicht“, widersprach er, „ich bin nicht gierig. Nur sehnsüchtig. Ich hätte zu gerne noch mal einen gesehen …“
    Seine Traurigkeit wirkte echt. Er sah tatsächlich aus wie jemand, der das Wertvollste in seinem Leben für immer verloren hat. Aber das war nicht die Stunde für Mitleid.
    „Also, diese Kammer, für die du so schwärmst, die wurde aus Aeiolen erbaut?“
    „Man kann kein ganzes Gebäude aus Aeiolen errichten“, erklärte Carlos, „aber man kann ein Gebäude im Inneren mit Aeiolen auskleiden. Die Menge, die man für die erste kleine Kammer gebraucht hat, musste über Jahrhunderte zusammengetragen werden. Damals wurden Aeiole noch im Tagebau abgebaut. Sie kommen nur in zwei antolianischen Kolonien vor und dort jeweils nur in einem Gebirge. Niemand behielt damals auch nur einen Krümel dieses wertvollen Gesteins für sich. Alles wurde für

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