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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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es könnten vier Tage weniger oder drei Tage mehr sein. Das ist der Zeitraum, den ich sicher beschreiben kann.“
    Elsa holte sich jetzt doch die Brauseflasche, die Carlos ihr hingestellte hatte. Irgendwas musste sie ja tun. Sie setzte sich wieder, die Flasche in der Hand haltend. Sie war aber zu beansprucht, um daraus zu trinken.
    „Ich verstehe das nicht“, sagte sie. „Du weißt es schon lange und konntest nichts dagegen tun? Du hast gesagt, man kann die Zukunft ändern, wenn man drastische Mittel anwendet!“
    „Glaub mir, ich hab alles versucht! Du ahnst ja nicht, wie ich mich abgemüht habe. Wenn ich Erfolg gehabt hätte, würdest du jetzt nicht hier sitzen. Du wärst eingesperrt, tot oder endgültig ausgelöscht.“
    „Ist das dein Ernst?“
    „Natürlich. Denn dass du in der ganzen Geschichte die Hauptrolle spielst und der Weltuntergang nicht stattfinden würde, wenn es dich nicht gäbe, das haben mir meine Visionen deutlich gezeigt. Aber was ich auch angestellt habe, um dich aus dem Verkehr zu ziehen, es hat nicht geklappt. Was meinst du, was ich erschrocken bin, als Angais zurückgekehrt ist? Dann hieß es auch noch, sie habe Ulissas Gesicht! Ich konnte mir das überhaupt nicht erklären.“
    Elsa trank jetzt und schwieg. Dass Carlos ihr gerade Unerhörtes schilderte, war ihr schon klar. Aber sie wartete immer noch auf eine Pointe. Auf die überraschende Wendung, die Carlos wieder zu ihrem Verbündeten machen würde.
    „Dass es so einen Raben gibt, bei dem die Erinnerungen in jedem Leben zurückkommen, davon hatte ich früher gehört“, erzählte Carlos. „Damals, bei den Altjas. Dieser Rabe gehörte zu einem der vielen Ärgernisse, mit denen sich die Altjas herumschlagen mussten. Sie hielten es für unerlässlich, diese Erinnerungen nicht zu mächtig werden zu lassen. Frag mich nicht, warum, ich weiß es nicht. Es hat zu den Geheimnissen gehört, in die sie mich nicht eingeweiht haben. Es war mir auch gleichgültig. Später, so viele Jahre später, in einem fremden Universum – wie hätte ich damit rechnen können, dass von all den vielen Raben, die es da drüben gibt, ausgerechnet derjenige in mein Reich stolpert, der sich erinnern kann? Ich habe nicht im Traum an diese Möglichkeit gedacht. Erst als meine Visionen nach Angais’ Tod wiederkamen, unverändert, da dämmerte mir etwas. Als du wieder aufgekreuzt bist, ein Leben später, mit dem Gesicht, das ich aus der Zukunft löschen wollte – da wusste ich sicher, dass du kein einfacher Fall bist.“
    Elsa war froh, dass sie ihren Sessel aus Carlos’ Reichweite gezogen hatte. Da er sich zum Feind mauserte und keine Besserung in Sicht war, musste sie sich vor ihm in Acht nehmen.
    „Es war mir sehr recht, dass dich die Ausgleicher damals in ein brauchbares Stück Nichts verwandeln wollten“, fuhr Carlos fort. „Gleichzeitig habe ich kaum zu hoffen gewagt, dass meine Probleme so leicht gelöst werden könnten, und tatsächlich wurde ich enttäuscht. Man hat dich verschont und in Sommerhalt auf Reisen geschickt. Zu der Zeit führte ich zwei Leben, eins als Stoffhändler aus Istrian und eins als Wirt in Brisa. Ich entschied mich, dich genau in Augenschein zu nehmen, und fing dich ab, als du als Amandis über den Markt geirrt bist. Dann wartete ich auf den richtigen Moment zum Handeln. In all diesen Wochen, die wir gemeinsam unterwegs gewesen sind, habe ich mir den Kopf zerbrochen, wie ich dich am geschicktesten aus unser aller Schicksal streichen könnte. Dich zu töten oder in den Tod zu treiben, das brachte offensichtlich nichts. Dich an die Ausgleicher auszuliefern, das hätte mir gefallen, doch wusste ich damals noch nicht, wie ich es anstellen könnte, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen und damit alles aufs Spiel zu setzen. Ein paar Skrupel hatte ich auch.
    Also unternahm ich etwas anderes: Ich jagte dich den Möwen in die Arme. Ahnungslos, wie du warst, konnte ich mir sicher sein, dass die Möwen dich schnell enttarnen und wegsperren würden. In einen Käfig. Und zwar nicht in Sistras Wohnzimmer, sondern gut gesichert, außer Reichweite von Gaiuper. Das hätte bedeutet, dass du den Rabendienern nie begegnet wärst und schon hätte die Zukunft einen anderen Verlauf genommen. Aber sie sind auf dich hereingefallen. Meine Überraschung, als du plötzlich im Umgekippten Eimer aufgetaucht bist, war maßlos. Du hast es mir nicht angemerkt, nicht wahr?“
    „Das letzte Mal hast du behauptet, du hättest diese Begegnung im Eimer

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