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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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meinem Wunderglauben herumnörgelt“, fügte Legard noch hinzu, „glaube ich daran, dass du den Grubenmann am Leben lässt. Es wird allerdings schwer mit ihm auszukommen sein, wenn du weg bist. Also mach ihm bitte klar, dass es dir auf der anderen Seite gut gehen wird und er sich gefälligst auf ein Leben ohne dich einstellen soll, wenn es vorbei ist. Er wird dann nämlich gebraucht. Ich gehe schon mal voraus. Viel Glück, Elsa, und falls es klappt, dankeschön.“
    Ohne eine Reaktion von ihr abzuwarten, ging er die dunkle Stallgasse entlang, hielt an einem bestimmten Punkt seine Handfläche in die Luft und verschwand durch ein Tor, das sich für Sekunden öffnete und dann wieder schloss.

KAPITEL 47
     
    Der Mann mit den Waffen war weg. Doch was dieser Mann nun anstellen würde, das war Elsa nicht geheuer.
    „Wird er jetzt eine schöne Falle basteln?“, fragte sie. „Für mich und die selbstsüchtigen Biester, die er so gerne in die Luft jagt?“
    Anbar schüttelte den Kopf.
    „Wenn er das tut, dann ohne mein Wissen und gegen meinen Willen. Natürlich ist alles denkbar, er könnte sich auch plötzlich gegen mich gewendet haben, aber so, wie ich Legard kenne, tut er das nicht.“
    „Kennst du ihn denn wirklich gut?“, fragte sie. „Romer sagt, er hat eine Menge Schrauben locker.“
    „Romer fände es auch verrückt, dich durchs Tor zu lassen. Wir tun es trotzdem.“
    Es trat eine Gesprächspause ein, die Elsa nervös machte. Was auch immer es vielleicht noch zu besprechen gab, sie wollte es nicht besprechen und verlegte sich daher auf ein anderes Thema.
    „Romer sah schlecht aus, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe“, sagte sie.
    „Das Gleiche hat er von dir behauptet.“
    „Von mir?“
    „Er sagte, du hättest ausgesehen wie der leibhaftige Tod.“
    „Dabei war ich damals viel lebendiger als jetzt.“
    „Stimmt es, dass sich Ganduup im Licht sehr viel wohler fühlen als im Dunkeln?“
    „Ja, Sonnenlicht tut uns gut.“
    „Dann komm mit“, sagte er und ging kreuz und quer durchs Dämmerlicht des Stalls. Elsa folgte ihm. Die Tür, die Anbar schließlich öffnete, sah Elsa erst, als sie aufging. Grelles Sommerlicht durchflutete Elsa, doch sie war nicht geblendet. Das Licht sickerte in ihre strapazierte Ganduup-Existenz und legte sich wie Balsam auf all ihre unsichtbaren Wunden. Sie verließ den Stall und bewegte sich neben Anbar durch eine hohe Wiese mit Sommerblumen, deren Ende nicht auszumachen war. Einzelne Bäume ragten aus der Wiese empor, die riesengroß waren und mächtige Stämme hatten. Dicke, verschlungene Äste trugen üppiges, undurchschaubares Grün. Vögel flogen über den Himmel und verschwanden im Inneren der Bäume, andere kamen aus ihnen hervor. Elsa konnte kein Rabe mehr werden, um es ihnen gleichzutun. Ihr Körper hatte diese Fähigkeit mit in sein kühles Grab genommen.
    „So große Bäume habe ich noch nie gesehen“, sagte sie. „Sie sind schön.“
    „Antolianer verehren Bäume“, erklärte Anbar. „Weil sie so geduldig sind und niemandem schaden. Entsprechend werden Bäume verwöhnt und sehr alt.“
    „Schade, dass ich nicht mehr von Antolia sehen kann“, sagte sie und versuchte mit den Geisterhänden über die hohe Wiese zu streichen. Zwar bewegten sich die Grashalme und Blumen, doch eine Berührung war es nicht. Als Geist konnte Elsa Dinge tun und bewegen, aber sie blieb immer von ihnen getrennt. Es war bedrückend zu sehen, wie die lebendige Wiese vor ihren Geisterhänden zurückwich.
    „Ich hätte dir gerne mehr gezeigt, eines Tages.“
    „Jetzt musst du’s jemand anderem zeigen.“
    „Selbst wenn es übermorgen noch etwas zu zeigen gibt“, sagte er, „werde ich keine Lust dazu haben.“
    Sie erreichten den Schatten des ersten Baumes. Anbar blieb dort stehen, auf der Schattenseite, während Elsa im Sonnenlicht verweilte. Das Licht machte sie durchsichtiger, doch ihre Erscheinung verblasste nicht. Es war vielmehr so, dass ihre Konturen schärfer wurden. Sie warf einen Schatten, nicht vergleichbar mit einem körperlichen Schatten, doch da war Dunkelheit, von der sich ihre Erscheinung deutlich abhob. Sie sah es an ihren Händen. Sie wirkten fast gläsern. Noch zwanzig Stunden, bis diese Hände verschwinden würden. Dann brach hoffentlich eine neue Zeit an, doch beim Gedanken an die neue Zeit bedrängten Elsa alte Fragen.
    „Leimsel hat gesagt, du musst irgendwann vernünftig sein und heiraten“, sagte sie, immer noch ihre Hände betrachtend. „Er

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