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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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dass etwas nicht stimmt. Wir schätzen die Zahl der Ganduup mittlerweile auf hunderttausend. Stimmt das?“
    „Das weißt du besser als ich. Ich kann nur sagen, dass es sehr, sehr viele sind.“
    „Ich nehme an, dass Legard den Durchgang tarnen wird. Möwen und Hochweltler, die nicht allzu neugierig sind, werden den Eindruck haben, dass alles so aussieht wie immer. Aber bis sich hunderttausend Ganduup durch diesen Durchgang gedrückt haben, wird viel Zeit vergehen, oder was denkst du?“
    „Alles, was ich darüber weiß, kenne ich nur aus den Gedanken und Vorstellungen der anderen Ganduup. Sie haben das Gefühl, dass das Tor sie anzieht, wenn ich mal drin bin. Das Tor hat Gaiuper aufgesaugt, wenn es das mit den Geistern genauso macht, dann könnte es schnell gehen, auch bei hunderttausend.“
    „Du gehst voraus?“
    „Ich muss dafür sorgen, dass sie es überleben. Wenn sie hineingezogen werden, ohne dass ich im Tor bin, sterben sie. Das heißt, sie verlieren ihr Bewusstsein. Sie wollen aber wach und lebendig bleiben.“
    „Das bekommst du hin?“
    „Mal sehen. Er wird schon klappen.“
    „Was macht dich da so sicher?“
    „Die Ganduup. Sie sind vollkommen überzeugt. Es ist fast so, als könnten sie es voraussehen.“
    „Gaiuper war auch sehr überzeugt.“
    Elsa blieb stehen. Sie waren wieder dort, wo Legard eine viereckige Luke geöffnet hatte, nachdem Elsas Ganduup-Licht erloschen war. Jetzt strahlte ihre Erscheinung wieder ein schwaches Licht ab. Ein Licht, in dem sie Anbars Gesicht erkennen konnte.
    „Wir werden es sehen. Du auch, Anbar! Versprichst du mir noch etwas hoch und heilig?“
    Er schaute sie erstaunt an.
    „Was denn?“
    „Wenn du übrig bleibst und Istland auch übrig bleibt, dann musst du dorthin gehen, in die Johangata Nummer sieben, Wohnung vierhundertzwölf. Neben dem Bett, auf dem Nachtschrank, liegt dein Stein. Du holst ihn dir. Versprichst du mir das?“
    Er sah so aus, als hätte sie ihm eine kräftige Ohrfeige verpasst. Zumindest traten ihm die Tränen in die Augen.
    „Was ist?“, fragte sie. „Hast du Angst vor der istländischen Mode?“
    Das brachte ihn zum Lachen, aber die Tränen waren trotzdem noch da.
    „Ich schaffe das schon“, sagte er.
    „Der andere ist verloren, fürchte ich. Es sei denn, die Ganduup-Festung steht am Ende noch und es kommt jemand vorbei, um mich zu begraben.“
    Jetzt war er zusätzlich schockiert. Das Lachen war wieder verschwunden und er schaute sie an, als könne sie jeden Moment das Zeitliche segnen.
    „Wenn es etwas zu begraben gibt“, sagte er, „dann mache ich das.“
    „Dann hättest du zwei Steine. Ich hab ihn mit beiden Händen festgehalten, als ich gemerkt habe, was das Ganduup-Gift mit mir macht. Ich halte ihn bestimmt immer noch fest.“
    „Wenn du das tust, dann ist er gut aufgehoben und erfüllt seinen Zweck. Er bleibt bei dir. Sollte es so weit kommen, dass ich dich bestatten muss, lege ich ihn in dein Grab.“
    So, jetzt liefen sie tatsächlich, die Tränen. Sie kullerten langsam über das schöne Gesicht. Sie beobachtete es, fasziniert und traurig und wie gebannt. Sie hätte es gerne noch länger beobachtet, doch jetzt erschreckte er sie, indem er mit den Fingerspitzen seinen Mund berührte und dann die Hand nach ihr ausstreckte.
    „Lass das!“, rief sie. „Du verbrennst dich!“
    Er hörte nicht auf sie. Langsam näherten sich seine Fingerspitzen ihren Lippen und setzten so vorsichtig dort auf, dass es leise zischte und sonst nichts. Das Zischen aber spürte sie so deutlich, als ob ihr Geistermund tatsächlich berührt worden wäre.
    „Jetzt wirst du Brandblasen bekommen.“
    Er lachte sie nur aus, hauptsächlich mit den Augen, zum letzten Mal. Dann hob er seine Handfläche in die Höhe, in der gleichen Weise, wie es Legard getan hatte. Lautlos öffnete sich ein Tor und der verlockende Wind des Zwischenraums wirbelte durch Elsas Geistergestalt. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Es gab ja auch nichts mehr zu sagen. Also prägte sie sich dieses Gesicht ein, das ihr so teuer war, und hoffte, betete fast, dass sie es nie vergessen würde. Dann tat sie das, was ihr am schwersten fiel, sie wandte sich ab und kehrte durch das Tor zu den Ganduup zurück.
     
    Die letzten zwanzig Stunden ihres Geisterlebens musste sie ohne Kamark zubringen. Denn sie hatte ihm erlaubt, sich dahin zu verdrücken, wo auch immer es ihm gefiel und er sich sicher fühlte, zumindest so lange, bis womöglich die Welten untergingen. Sie hatte

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