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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Könntest du mal kurz ohnmächtig werden, Elsa? Ich will nicht, dass du mich reflexartig köpfst, wenn ich dich mit der Nadel steche.“
    „So ein Unsinn“, murmelte Elsa und merkte, dass auch ihre Lippen noch leicht taub waren.
    „Wir könnten sie mit Schnaps abfüllen“, schlug Nikodemia vor.
    „Dann ist es noch gefährlicher“, sagte Morawena. „Betrunkene schlagen schnell zu.“
    Elsa fand das lächerlich, schaffte es aber nicht, laut zu widersprechen.
    „Ich hab gesehen, was sie macht, wenn sie sich bedroht fühlt“, sagte Morawena zu Nikodemia. „Dann springen bei ihr alle Sicherungen raus. Ich hab sie überhaupt nicht wiedererkannt, als sie auf die Möwen eingedroschen hat. Darauf kann ich verzichten!“
    „Gut, dann halte ich sie fest.“
    „Schaffst du das?“
    Elsa spürte Widerstand in sich, eine Wut, die anschwellte. Eigentlich fand sie es unzutreffend, was Morawena sagte, aber andererseits machte sie der Gedanke, gegen ihren Willen festgehalten zu werden, rasend. Kaum dass Nikodemia sich über sie beugte und ihre Oberarme gegen den Stein drücken wollte, fuhr sie herum, holte aus und wollte ihn mit einem kräftigen Schlag nach hinten umhauen. Die Verletzung machte ihr einen Strich durch die Rechnung: Vor lauter Schmerzen verschätzte sie sich und ihre Faust fuhr an Nikodemias Gesicht vorbei. Hierüber verlor sie das Gleichgewicht und fiel so ungeschickt auf die Steine, dass sie mit dem Kopf aufschlug. Ohnmächtig wurde sie dummerweise nicht. Doch Nikodemia nutzte die Gelegenheit, ihr die Arme auf den Rücken zu drehen und sie festzuhalten.
    „Dann leg mal los!“, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
    Morawena zögerte nicht, sich auf Elsas Beine zu setzen, um nicht getreten zu werden. Dann nähte sie die Wunde in drei Stichen, was mörderisch wehtat, vor allem, als sie die Wunde mit Alkohol abtupfte. Elsa schossen die Tränen in die Augen, aber sie versuchte, sich nicht zu wehren und stillzuhalten. Schließlich war es geschafft. Morawena machte mit den Händen eine besänftigende Geste und fragte:
    „Alles klar? Können wir dich loslassen?“
    Elsa nickte nur. Als die beiden sie gleichzeitig entließen und beiseite sprangen, für den Fall des Falles, da war es, als hätte jemand alle Luft aus Elsa herausgelassen. Sie sackte weg und verlor schließlich doch noch das Bewusstsein.
     
    Die nächsten neun Tage verbrachten sie in einem feuchtwarmen, dschungelartigen Urwald. Es war eine unbewohnte Welt, wie Nikodemia ihr erklärte, als sie wieder zu sich kam. Nikodemia hatte ein Tor gemacht, um die Welt zu betreten, und vo n dem Tor aus waren sie hierher geflogen. Zwischen Fonorr und dieser Welt hatten sie viele andere Welten und Tore durchquert, falsche Fährten gelegt, so gut sie es in der Eile vermochten, und dabei ein Tempo angeschlagen, das ihnen einen Vorsprung verschaffen musste. Selbst wenn die Möwen das neue Tor fanden, müssten sie erst mal die versteckte Höhle inmitten des Dschungels ausfindig machen. Nikodemia und Morawena verließen sie fast nur fliegend, um möglichst wenige Spuren zu hinterlassen. Sie schleppten kürbisartige Früchte an, die sie über einem Feuer grillten und die man gut essen konnte. Zumindest drei Tage lang, bis man sie vollkommen satt hatte und bei dem Gedanken an das mehlige Fleisch schon Durchfallattacken bekam. Doch das war das geringste Problem. Elsas Zustand verschlechterte sich und sie hatten keine Ahnung, was sie dagegen tun könnten. Ihre Wunde wollte nicht heilen. Sie schwoll an und wurde immer röter. Nach einer Woche bekam sie Fieber.
    „Eine Entzündung, fürchte ich“, sagte Morawena. „Gut, dass wir ein Rendezvous mit Anbar haben. Der kann einen Arzt holen.“
    „Das ist viel zu gefährlich“, widersprach Nikodemia. „In der Ecke ist es überhaupt nicht sicher und da wollt ihr euch mit einem Antolianer treffen?“
    „Es ist nah an den Hochwelten, ja, aber da wird uns niemand vermuten.“
    „Wir sollten lieber eine Welt mit vernünftigen Krankenhäusern suchen“, sagte Nikodemia.
    „Oh nein“, erklärte Morawena entschieden. „In die Hochwelten können wir nicht und alle anderen Welten haben keine Erfahrung mit Möwengiften. Wenn du an das falsche Krankenhaus gerätst, machen sie mehr kaputt als heile. Die antolianische Medizin ist jeder anderen weit überlegen: Keine ist so ausgereift und sanft und effektiv wie sie! Es wäre Unsinn, jemand anderen an ihr herumfummeln zu lassen!“
    Elsa sagte nichts dazu. Sie war

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