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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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zu schwach und außerdem wäre sie auch aus weniger vernünftigen Gründen nach Wenlache gestolpert oder gekrochen, denn das war alles, was sie gerade wollte. Falls Anbar wirklich dort war, würde es weder romantisch werden noch könnte sie einen hübschen Eindruck machen. Eher das Gegenteil, denn sie war nur noch ein bleiches, verschwitztes, fiebriges Bündel Mensch, das das Essen verweigerte und sich zum Trinken zwingen musste. Sie hatte schon mal besser ausgesehen. Sie hatte aber auch schon mal tapferer gegen ihre Sehnsüchte angekämpft. Sie wollte ihn einfach nur sehen und wenn danach die Welt unterging. Das Fieber stieg weiter und in der letzten Nacht konnte sie Schlafen von Wachen kaum unterscheiden. Plötzlich kniete Morawena neben ihr.
    „Kannst du fliegen, Elsa? Oder soll ich dich tragen?“
    „Warum? Müssen wir schon los?“
    „Ja, in Wenlache wird es jetzt hell.“
    Das Wissen, dass der herbeigesehnte Tag angebrochen war, gab Elsa neue Kraft. Sie schaffte es, sich zu verwandeln und zu fliegen. Sie gab nicht Acht auf Geräusche oder Feinde, das überließ sie Morawena, der sie dumpf folgte, auch durch das Tor hindurch und ein weiteres, denn sie nahmen einen Umweg, der möglichen Verfolger wegen. Dann, als sie nach Wenlache gelangten, war es, als würden sie in einen Kühlschrank fliegen. Denn dort war Winter und sie landeten im dichtesten Schneegestöber. Morawena wurde wieder ein Mensch und Elsa tat es ihr nach. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten. Der Schnee wirbelte um sie herum und landete auf ihrem Gesicht, wo er schmolz. Wenigstens das fühlte sich gut an. Das kalte Wasser auf ihrer Stirn.
    Schnee, überall Schnee, eine weiße Welt und man konnte nicht weiter gucken als einen Schritt voraus. Selbst Morawena zweifelte, in welche Richtung sie gehen mussten, um die Ruine zu erreichen. Da tauchte ein Schatten in der Helligkeit auf, ein großer Schatten. Elsa wollte einen Schritt auf ihn zugehen, doch das schaffte sie nicht mehr. Die Beine gaben endgültig nach und sie fiel zu Boden.
    Sie erwartete, im Schnee zu landen, kam aber nicht dort an. Sie wurde aufgefangen, von zwei Armen hochgehoben und durch das Schneegewirbel getragen. Sie wusste, dass es Anbar war, der das tat, aber viel mehr wusste sie nicht, denn ihre heiße Stirn pochte und ihr übriger Körper hatte fast jede Empfindung aufgegeben.
    „Sie braucht einen Arzt!“, hörte Elsa Morawena rufen.
    „Er ist schon da!“, sagte Anbar. Seine Stimme war ganz nah und sie klang schlecht gelaunt.
    „Dem Himmel sei dank!“ rief Morawena erleichtert aus. Sie lief neben Anbar durch das weiße Gestöber und den hohen Schnee in Richtung Ruine. Sie konnte kaum Schritt halten, obwohl Anbar Elsa trug und sie beide Arme frei hatte.
    „Dank nicht dem Himmel, sondern den Wolts. Sie haben es an die große Glocke gehängt, um die allgemeine Stimmung zu heben.“
    „Ist die Stimmung so schlecht?“
    „Ja“, antwortete er. „Es brennt an allen Ecken und Enden.“
    „Meinst du das wörtlich?“
    Er antwortete nicht. Elsa merkte, dass er über eine Schwelle im Schnee stieg und sah die ersten Mauern. Einige Schritte später hatten sie einen schwarzen Eingang erreicht, durch den er sie ins Innere trug. Bei einem Licht stand ein Mann, dessen Gesicht sie kannte, ein Mann mit langen, grauen Haaren und einer großen, krummen Nase. Anbar legte Elsa auf ein Bett und gleich beugte sich Segerte über sie, betastete ihre Stirn und knöpfte ihr Kleid auf. Anbar ging ans Kopfende, Elsa sah ihn, bevor er wieder aus ihrem Blickfeld verschwand. Er suchte nicht gerade ihren Blick, schon gar nicht ihre Augen. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf Segerte gerichtet. Viel zu kurz hatte sie ihn gesehen, schön wie immer, nass von Schnee und eindeutig miserabel gestimmt.
    „Wie schlimm ist es?“, hörte sie ihn fragen.
    „Wenn ich keine bösen Entdeckungen mache“, erklärte Segerte, „dann dürfte sie morgen um die gleiche Zeit wieder auf den Beinen sein.“
    „Gut“, sagte Anbar. „Mora, du kannst sie morgen früh wieder abholen.“
    „Ich gehe nicht weg, ich bleibe hier!“
    „Du bist hier überflüssig und in Gefahr“, sagte Anbar. „Du gehst jetzt!“
    „Erst, wenn du mir gesagt hast, wie es Nada geht!“
    „Wieder besser.“
    „Besser, wieso besser?“
    Segerte behandelte Elsas Wunde mit einem Balsam, der sich sehr gut anfühlte und angenehm duftete. Gleichzeitig legte er Geräte zurecht. Elsa sah auch eine sehr spitze Schere. Dann bemerkte sie etwas

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