Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)
ist.“
„Bist du sicher?“
„Dass es verrückt war?“
„Dass er nicht kommt!“
„Ja. Macht dir das wirklich so viel aus? Du hast doch mich!“
Er strahlte so sehr, dass sie auch strahlen musste. Romer mochte Amandis das Herz gebrochen haben, aber ein schlechter Mensch konnte er auch nicht sein, so offen und freundlich, wie er sie jetzt anlachte.
„Komm, sag, dass du auch mit mir zufrieden bist!“
„Halbwegs“, sagte Elsa. Sie war sehr enttäuscht. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, was es bedeutete, wenn Anbar nicht mehr kam. Dann würde sie ihn nie wiedersehen. Nie wieder mit ihm sprechen. Sie könnte ihn nicht mal fragen, ob er sie liebte. Dabei wollte sie doch unbedingt wissen, ob er es tat.
„Ach, Mädchen“, sagte Romer, „schlag dir doch so jemanden wie Anbar aus dem Kopf. Der kann nicht richtig lieben, der hat immer etwas zu tun, das wichtiger ist. Die Hochwelten retten, die Antolianer erziehen, den Thron seines Großvaters besteigen. Glaub mir, er ist so ein Machttyp, der nur dann wirklich glücklich ist, wenn alle Menschen, Wesen und Welten nach seiner Pfeife tanzen.“
„Nein, das stimmt nicht“, sagte Elsa. „Er möchte den Thron seines Großvaters gar nicht haben.“
„Hat er das behauptet?“
„Nein, aber Amandis sagt das.“
Sie drehte sich vorsichtig auf ihre gesunde Seite, um den Kopf nicht verdrehen zu müssen. Romer sprang auf, holte ein Kissen und schob es ihr vorsichtig unter, damit sie es bequemer hatte.
„Ach, Amandis“, sagte er unterdessen, „du weißt, ich liebe sie, aber sie ist so naiv. Vor allem glaubt sie jedes Wort, das Anbar ihr erzählt. Wenn er behaupten würde, Sommerhalts Sonne sei in Wirklichkeit grün, dann würde sie sein Wort für bare Münze nehmen und ihren eigenen Augen nicht mehr trauen. Ich weiß das, denn ich musste darunter leiden.“
Die Trauermiene, die er jetzt aufsetzte, war Elsa auch vertraut. Es gab immer etwas, weswegen Romer sich leid tat.
„Willst du damit andeuten, dass dich Anbar bei Amandis schlecht gemacht hat?“
„Das wäre noch weit untertrieben. Von Anfang an hat er einen Keil zwischen uns getrieben! Seine Cousine ist nicht gut genug für mich, weißt du das? Außerdem ist er ein leidenschaftsloser Typ, der nie verstehen wird, wie tief meine Gefühle für Amandis wirklich sind. Er kann es nicht lassen, sich überall einzumischen, und meint, alle Leute müssten so ticken wie er. Damit hat er unsere Liebe kaputt gemacht!“
Romer wurde ganz fahrig, während er das erzählte. Er meinte es ernst. Er wippte mit den Knien, schüttelte seine Finger aus, stand fast auf und setzte sich dann wieder hin.
„Ich hab keine Ahnung, was er dir über mich erzählt hat“, sagte Romer, „aber glaub es nicht!“
Elsa spürte etwas in sich aufsteigen, das sich nicht unterdrücken ließ. Sie wusste, es war jetzt nicht angemessen, aber sie musste es loswerden:
„Romer, ich habe schrecklichen Hunger! Gibt es hier irgendwas, das ich essen kann?“
Seine Miene hellte sich auf.
„Natürlich! Anbar hielt es für wahrscheinlich, dass du etwas essen willst, und wenn, hat er gesagt, wenn sie dann mal isst, dann hört sie nicht mehr auf!“
Romer stand auf und verschwand. Kurz darauf trug er ein Tablett herein. Es lag Gebäck in allen möglichen Formen darauf und daneben standen Töpfe mit weißer, grüner und roter Creme.
„Das muss etwas Antolianisches sein“, sagte er, als er das Tablett neben Elsa abstellte. „Es duftet so gut, ich musste mich zusammenreißen, dass ich dir nichts davon wegesse.“
„Ich möchte nicht, dass du meinetwegen hungerst. Nimm dir ruhig, was du haben möchtest!“
Und das tat er. Eine zeitlang aßen sie nur, es blieb kaum Zeit zu reden. Elsa hatte noch nie etwas Besseres gegessen, bestimmt noch nie in ihrem ganzen Leben, aber das lag auch daran, dass sie seit fünf Tagen keine feste Nahrung zu sich genommen hatte.
„Du solltest ihm wirklich nicht nachtrauern“, sagte Romer, als nur noch ein Hörnchen übrig war, das er ihr überließ. „Mit dem hättest du keinen Spaß.“
„Wenn man euch so übereinander reden hört, käme man nicht auf die Idee, dass ihr Freunde seid.“
„Ach ja?“ Er lachte. „Normalerweise verstehen wir uns gut. Solange es nicht um Frauen geht. Schon gar nicht um seine Cousine. Manchmal dachte ich, er will sie für sich selber haben. Wäre ja auch kein Wunder. Er wird nicht noch mal ein vernunftbegabtes Geschöpf finden, das ihn so anbetet und alles, was er
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