Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
Vom Netzwerk:
vergessen. Aber Sie haben vergessen, uns etwas zu sagen. Wo Sie nämlich in der Zeit zwischen etwa 22 Uhr und Mitternacht gewesen sind.«
    Rabinsky schnappte nach Luft. »Sie verdächtigen mich also tatsächlich, meine Frau ermordet zu haben?«
    »Wir gehen allen Möglichkeiten nach«, sagte Felix ruhig. »Und im Moment haben wir das Gefühl, dass Sie keine besonders guten Karten haben, Herr Rabinsky.«
    »Ich habe ein Alibi«, sagte Rabinsky. »Ich war den ganzen Abend, ich sage es noch einmal, den ganzen Abend mit Freunden zusammen. Fragen Sie sie doch!«
    Er hatte ein Zittern in der Stimme, merkte das selber, versuchte es zu unterdrücken, es gelang nicht.
    »Wir haben sie gefragt«, sagte Franza. »Herr Rabinsky, Sie haben kein Alibi für die fragliche Zeit. Wo sind Sie gewesen?«
    Sie sahen, wie sein Herz für den Bruchteil einer Sekunde aussetzte. Sie sahen, wie er nach Luft rang und sich um Fassung bemühte. Sie ließen ihm Zeit.
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte er schließlich und hatte immer noch das Zittern in der Stimme. Franza sah, wie es langsam seinen Körper erfasste.
    »Eine Zeugin«, sagte Felix, »eine Zeugin hat Ihr Alibi widerlegt.«
    Rabinsky nickte, die Angst, die in seinen Augen gelegen hatte, verflüchtigte sich langsam, machte Zorn Platz, großer Hilflosigkeit.
    »Rieke«, sagte er, »nicht wahr. Es ist Rieke.«
    Felix nickte. »Ja. Rieke.«
    »Aber sie lügt«, sagte Rabinsky. »Rieke lügt.«
    »Warum sollte sie?«
    »Weil …«, begann er, »weil …«
    »Ja?«
    Er schüttelte den Kopf, ließ die Schultern hängen, schaute ins Leere, schwieg.
    Franza beugte sich vor und stützte die Arme auf den Tisch. »Wir haben unter den Fingernägeln Ihrer Frau Hautpartikel gefunden, die höchstwahrscheinlich von ihrem Mörder stammen. Wenn ein Mensch bedroht wird, wehrt er sich, fügt seinem Angreifer Abwehrverletzungen zu. Kratzspuren. Schürfwunden. Haben Sie so etwas, Herr Rabinsky? Haben Sie Kratzspuren?«
    Er schluckte.
    »Nein«, sagte er. »Habe ich nicht. Und ich habe meine Frau nicht umgebracht. Ich bin gegen 19 Uhr von daheim weg. Ich war mit meinen Freunden essen. Wir haben Lars’ Geburtstag gefeiert. Ein Kellner hat Rotwein über mich geschüttet. Also bin ich ins Büro gefahren, habe geduscht, mich umgezogen, eine Zigarette geraucht, ich wollte ein paar ruhige Augenblicke.«
    Er schwieg, schaute in den Kaffeebecher, fuhr fort: »Dann bin ich zu den anderen zurückgefahren. Ins ›jealousy‹. Von dort wieder ins Büro. Und am Vormittag heim. Da hab ich sie gefunden. Aber das alles habe ich Ihnen bereits erzählt. So und nicht anders ist es gewesen. Ich weiß nicht, wer meine Frau umgebracht hat. Hanna wahrscheinlich. Hanna Umlauf. Ich habe es nicht getan. Ich habe sie geliebt.«
    »Zeigen Sie uns Ihre Arme, Herr Rabinsky?«
    »Muss ich das?«
    Franza schüttelte den Kopf. »Sie müssen es nicht. Sie sollten es tun. Wenn es Sie entlasten kann.«
    Er reagierte nicht.
    »Ansonsten werden wir Sie bitten müssen, einem DNA -Vergleich zuzustimmen.«
    Er schaute auf. »Einem DNA -Vergleich?«
    »Die Hautpartikel. Wir werden Sie mit Ihrer DNA vergleichen.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Werden wir das gerichtlich verfügen lassen.«
    Er verfiel. Fiel in sich zusammen. Versank in Schweigen. Sie sahen, dass er weich wurde, dass seine Stärke auseinanderbröckelte wie sonnengedörrter Sand.
    »Also gut«, flüsterte er, »also gut.«
    Er schob die Ärmel des Hemdes hoch, hielt ihnen seine Arme entgegen, sie waren voller Kratzspuren.
    »Sie können sich den Aufwand sparen«, sagte er, »Sie müssen keine Vergleiche machen. Es ist wahr. Sie hat mich gekratzt. Die Haut unter ihren Fingernägeln ist meine. Aber ich habe sie nicht umgebracht. Als ich gegangen bin, hat sie gelebt. Und Hanna war noch da.«
    »Wo ist Hanna jetzt?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte er müde. »Woher soll ich das wissen?«
    Franza stand auf, trat hinter ihn, legte ihm ihre Hand auf die Schulter, hoffte, dass ihre Ruhe und Wärme sich auf ihn übertrug, ihn wieder ein bisschen stabiler machte.
    »Was ist geschehen?«, fragte sie. »Erzählen Sie einfach. Es wird Ihnen guttun.«
    Aber er war noch nicht so weit. Brauchte noch. Drei Schluck Wasser. Vier. Verzweiflung in den Augen. Kopfschütteln. Ungläubigkeit. Stützte sein Gesicht in die Hände, versuchte das Zittern seines Körpers zum Stillstand zu bringen. Dann … endlich.
    »Ja«, sagte er, »ja, gut, ich bin da gewesen. Scheiße, noch mal, ich bin da

Weitere Kostenlose Bücher