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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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kämpfte er an, gegen die Schwerkraft, gegen die Fallen des Älterwerdens, die sich unwiderruflich zu stellen begannen. Aber nicht nur ihm, dachte Franza wehmütig, wohl uns allen.
    »Hallo«, sagte er und drehte sich um. »Alles gut?«
    Wie friedfertig sie mittlerweile miteinander umgingen. Wie gelassen und zivilisiert. Freunde. Und doch, das war ihr klar, eine zerbrechliche Freundschaft.
    Was war das für ein Wort gewesen, das so gut diese Vagheit beschrieb zwischen Gefühl und Vernunft? Zwischen dem, was man im Bauch spürte, und dem, was der Kopf sagte?
    Zwiespältig?
    Ja, genau, das war es gewesen. Wer hatte es gesagt? Frau Brendler?
    Zwiespältig. Immer. Überall. Alles.
    Franza dachte an die Kräche, die sie gehabt hatten, Max und sie, in jener Zeit des allmählichen Auseinanderbrechens, der verzweifelten Suche, ob es nicht doch noch etwas gab, was die Liebe der ersten Jahre halten konnte.
    Waren wüst gewesen, diese Kräche, unberechenbar, plötzlich aufflackernd, Stichflammen, die Stück für Stück ihre Gemeinsamkeiten, ihre Gefühle füreinander verbrannten. Trotzdem war es irgendwie gelungen, eine Basis zu behalten, darauf war sie stolz.
    Sie berührte ihn kurz am Rücken. »Na ja«, sagte sie, »du weißt ja, neuer Fall.«
    Er nickte, fragte nicht nach. Er hatte nie etwas von den Morden und den Gewaltakten hören wollen, die einen großen Teil ihres Lebens ausmachten.
    »Wein?«, fragte er.
    »Lieber Bier«, sagte sie.
    Sie saßen in seiner Küche, aßen, tranken, redeten über Ben.
    Später Kaffee und Kekse, keine Plätzchen , nein, Kekse , die Bezeichnung ein Zugeständnis an ihre österreichische Heimat, die sie immer noch manchmal in unvermuteten Augenblicken vermisste. Dann ging sie an die Donau und ihre Gedanken flossen den Strom hinunter und sie wurde ruhig.
    »Wo ist dein Süßer heute?«, fragte Max, während er sich einen weiteren Lebkuchen in den Mund schob.
    »Vorstellung«, sagte sie.
    »Und Wien?«
    »In ein paar Tagen.«
    Er nickte. »Weißt du eigentlich noch, wie wir uns kennengelernt haben?« Er grinste.
    »Klar«, sagte sie, »weiß ich das noch. So was vergisst man doch nicht. Beim Keksebacken. Ich hatte Teig im Haar. Du hast ihn mir rausgezupft.«
    »Genau«, sagte er, »Kekse backen. Deine zweite Leidenschaft.«
    Sie musste lachen. »Und was ist meine erste?«
    »Mörder jagen.«
    »Aha«, sagte sie und war ein wenig enttäuscht, »und meine dritte?«
    »Ben.«
    »Aha«, sagte sie wieder. »Und meine …?«
    Er kam ihr zuvor. »Männer.« Und lächelte sie an, hintergründig, abgefeimt.
    Sie schaute ihm eine Spur zu lang in die Augen.
    »Doch jetzt Wein?«, fragte er. Sie nickte.
    »Ich denke manchmal, du bist vielleicht allein«, sagte er, als er zurückkam mit Rotwein und Gläsern, »alleiner als früher.«
    Sie kicherte, wiederholte, was er gesagt hatte. »Alleiner als früher. Hast du dieses Wort grad erfunden?«
    Er zuckte die Schultern, lächelte, wirkte verlegen, Franza staunte. »Kann sein«, sagte er, »für dich. Erschien mir passend.«
    »Ich bin nicht allein«, sagte sie, »auch nicht alleiner als früher .«
    »Dann hab ich mich wohl getäuscht«, sagte er.
    Sie schwiegen, wussten plötzlich nichts mehr zu sagen, schwiegen nebeneinander her. Irgendwann begann sie von Lilli zu erzählen, die Flasche wurde leerer, Franza bekam Lust zu rauchen.
    »Seit wann kann ich dir so was erzählen«, sagte sie, als sie auf dem Balkon saßen und in die Luft pafften. Er zuckte die Schultern.
    »Konntest du doch immer.«
    Sie lachte laut auf. »Wow«, sagte sie, »immer noch Weltmeister im Verdrehen von Tatsachen!«
    Er lachte auch. »Na ja«, sagte er, »heute hattest du es halt einfach nötig, dass man dir zuhört, und so habe ich es getan.«
    »Heute?«, fragte sie entgeistert. »Heute habe ich es nötig? Sonst nicht immer?«
    »Nein«, sagt er, »sonst nicht immer. Normalerweise kommst du immer recht gut klar mit allen Dingen. Man muss dir nicht immer zuhören.«
    »Aha«, sagte sie, nach wie vor erstaunt. »Das ist eine sehr interessante Überlegung. Weißt du das schon lange?«
    »Schon immer«, sagte er, schaute sie an, sie ließ es zu. Schweigen wie Dämmern wie rotes Licht am Himmel wie …
    Irgendwann sagte Max, dass er manchmal über die Eventualität nachdenke …
    »Über die Eventualität …?«
    »Wieder mit dir zu schlafen.«
    Er sagte es vorsichtig, fügte hinzu, dass er Angst habe, dass sie ihm das übelnähme. Schließlich sei sie liiert. Und der Liebhaber sei ein

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