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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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gewesen. Ich wünschte, es wäre anders. Ich wünschte, dieser Idiot von Kellner hätte mir nicht diesen Scheißwein …«
    Er brach ab, fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. »Ich wünschte, ich hätte all das nicht gesehen. Ich wünschte …«
    Er brach ab, schüttelte den Kopf, legte kurz die Hand über die Augen.
    »Was haben Sie gesehen?«, fragte Franza leise. »Was?«
    Er schwieg, kämpfte mit sich, wieder vergingen ein paar Augenblicke.
    »Sie waren … zusammen. Ich habe sie zusammen gesehen. Meine Frau und Hanna. Sie lagen im Bett. Auf die Seite gedreht. Gertrud hinter Hanna. Gertrud hatte ihren Arm um Hanna gelegt, ihr Gesicht an ihre Schulter. Sie waren ganz still, lagen nur aneinandergeschmiegt. Da war … eine ganz eigene Spannung. Eine ganz eigene Spannung. Etwas ganz Leises, Intimes.«
    Sein Gesicht wurde traurig. Er wird weinen, dachte Franza, es wird ihm guttun.
    Er weinte. Sie ließen ihn. Es tat ihm gut.
    »Ich habe nichts gesagt«, flüsterte er. »Ich stand in der offenen Tür und habe nichts gesagt. Ich bin einfach gegangen.«
    »Gegangen?«
    »Ja. Gegangen.«
    Er zupfte an einem Faden, der aus dem Stoff seines Ärmels stand. »Ich habe immer, wissen Sie, ich habe immer gespürt, dass da noch etwas ist, etwas in ihr, das nichts mit mir zu tun hat. Nein, nichts mit mir. Ich bin nicht prüde, ich kann mir vieles vorstellen. Aber … sie ist … sie war meine Frau. Ich habe sie geliebt.«
    Ein schmerzlicher Zug um seinen Mund, ein leises Schluchzen.
    »Was ist dann passiert?«
    Er zuckte die Schultern. »Sie haben mich bemerkt. Als ich zurückgewichen bin. Ich muss wohl irgendwo angestoßen sein. Ich bin hinunter in die Küche, hab ein Glas Wasser getrunken, glaub ich. Sie kam mir nach, Gertrud. Sie sagte irgendwas von, auf diese Weise hätte ich es nicht erfahren sollen, oder so ähnlich. Ich wollte ihr nicht zuhören, wollte weg. Da hat sie versucht, mich zu halten. Ich habe sie weggestoßen. Du verstehst nichts, hat sie geschrien, du verstehst nichts, es ist alles kompliziert.«
    Wieder Schweigen, Konzentration, es arbeitete in seinem Kopf, die Kommissare konnten das sehen.
    »Und sie hatte recht, ich hab es nicht verstanden. Wie soll man das verstehen?«
    Er schaute hilfesuchend auf, in seinem Blick lag eine Verzweiflung, die Franza frösteln ließ.
    »Sie näherte sich mir wieder, wollte erklären. Ich packte ihre Hände, schüttelte sie, wollte sie festhalten, an mich ziehen, wollte sie halten, sie war doch meine Frau, aber sie … sie sagte plötzlich ganz ruhig, ganz klar: Ich werde mit Hanna gehen.«
    Staunen nun in seiner Stimme, auch in der Erinnerung noch Staunen.
    »Und dann«, sagte er, »hörten wir Hannas Stimme von oben von der Treppe. Und sie sagte, nein. Sie sagte: Nein, Gertrud, das geht nicht. Das wirst du nicht tun. Das ist ein Missverständnis. Schick ihn nicht fort!«
    Wieder Pause. Er nahm einen Schluck Wasser. Seine Hand zitterte.
    »Gertrud war für eine Sekunde wie erstarrt. Hanna kam die Treppe herunter, kam näher. Du bist meine Schwester, sagte sie, und er ist dein Mann. Und dann ist Gertrud ausgerastet.«
    Er schüttelte den Kopf, das Staunen hatte sich in Fassungslosigkeit verwandelt, immer wieder schüttelte er den Kopf. »Sie hat geschrien, einfach nur geschrien. Keine Worte. Nur Schreie. Und ist auf mich los. Wie eine Furie. Ist mich angegangen. Hat gekratzt und geschlagen.«
    Er zeigte seine Arme noch einmal, sprach weiter. »Hanna ist zu ihr hin, hat sie von hinten umfangen, hat sie gehalten, und sobald sie Hanna gespürt hat, ist sie auf der Stelle weich geworden. Ist in sich zusammengesunken, weinend, wie ein kleines Kind. Ich habe sie nie zuvor so gesehen.«
    Er schluckte, schniefte, Tränen liefen über sein Gesicht. »Schließlich hat Hanna gesagt, ich solle gehen. Ich soll jetzt einfach gehen. Und dass alles sich beruhigen würde.«
    Er schwieg, wischte sich mit den Händen übers Gesicht, legte sie flach auf den Tisch.
    »Und ich bin gegangen«, sagte er leise. »Ich bin gegangen, bin zurückgefahren in die Stadt, zu den Kollegen, hab mich volllaufen lassen. Und als ich am nächsten Tag heimkam, lag sie in der Küche und war tot. Und Hanna war verschwunden.«
    Er atmete tief durch.
    »Das ist alles«, sagte er. Er lehnte sich zurück, seine Arme hingen an ihm herunter, als ob sie nicht zu ihm gehörten. Jetzt kommt die Müdigkeit, dachte Franza, nach dem Erzählen kommt die Müdigkeit, ich sehe sie schon in seinen Augen.
    »Und das sollen wir

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