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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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Das Ergebnis erklärte einiges, Tonio hatte 2,1 Promille Alkohol im Blut, andere Drogen waren nicht im Spiel gewesen. Leichtsinn stand als abschließendes Urteil in den Akten, tödlicher Leichtsinn, hervorgerufen durch exzessiven Alkoholgenuss, also Selbstverschuldung. Damit endeten die Aufzeichnungen.
    »Scheiße gelaufen«, sagte Felix. »Eine echte Tragödie.«
    »Muss eine große Liebe gewesen sein«, sagte Franza, »zwischen Tonio und Hanna«, und hielt den Stapel Briefe hoch, der unter den an die Wand gepinnten Fotos gelegen hatte. Zuoberst hing das Foto eines alten Mannes, das musste der Großvater sein, genau darunter hing Tonios Bild, der tatsächlich eine verblüffende Ähnlichkeit mit seinem Sohn aufwies, und links und rechts Jugendfotos der beiden Frauen, Gertrud hing in größerer Entfernung zu Tonio als Hanna.
    Auch Fotos aktuelleren Datums waren in den Papierstapeln zu finden. Die von Hanna waren Zeitschriften oder dem Internet entnommen, die von Gertrud hatte Tonio wohl selbst geschossen. Sie zeigten Gertrud vor ihrem Laden, wie sie arbeitete oder mit Kunden sprach. Sie zeigten sie aber auch im Garten vor ihrem Haus, mit ihren Kindern und dem Ehemann. Tonio war in Gertruds Leben eingedrungen, hatte es ausspioniert, hatte sie gestalkt, war ungebetener Zaungast gewesen.
    Wahrscheinlich hatte er stundenlang vor dem kleinen Altar gesessen, den er um die Fotos errichtet hatte. Ob er hier seine Rachepläne gesponnen hatte? Aber Rache wofür?
    Dass er keinen Vater gehabt hatte? Vielleicht auf eine Weise aufgewachsen war, die ihm nicht gutgetan hatte? Und nun die Frauen bestrafen wollte, die seinen Vater seiner Mutter entrissen hatten und somit auch ihm?
    Fragen, auf die die Ermittler keine Antworten hatten. Noch nicht.
    »Was jetzt?«
    Franza öffnete ein Fenster, stellte sich davor und zündete sich eine Zigarette an. »Ich muss meine Lungen wieder beruhigen nach diesem irren Treppenlauf«, sagte sie entschuldigend und grinste ein bisschen. Felix zeigte ihr den Vogel, setzte sich aber zu ihr ans Fenster und meinte: »Lass mich ein bisschen mitschnüffeln. Hin und wieder so eine kleine Dosis Nikotin, das muss einfach sein.«
    »Kleine Rebellion gegen den Gesetzesstaat?« Arthurs Laune war wieder gestiegen.
    Franza zuckte die Schultern. »Also«, sagte sie, »weitere Vorgehensweise?«
    »Fahndung natürlich«, sagte Felix, »mit allem Trara. Begründeter Tatverdacht. Also das Phantombild an alle Polizeidienststellen bundesweit. Sie sollen es auch in den Nachrichten bringen. Gut wäre natürlich, wenn wir auch eins von seiner Komplizin hätten. Arthur?«
    »Was?«
    »Na, wie sieht sie aus?«, fragte Franza. »Du hast sie ja gesehen.«
    »Gut«, sagte Arthur, »gut sieht sie aus. Glaub ich«, und verzog sein Gesicht zu einer verzweifelten Grimasse, weil er wusste, wie blöd das klang.
    Franza verdrehte die Augen. Männer, dachte sie. »Gut?! Ist das alles?!«
    »Na ja«, stotterte Arthur, »es ging doch so schnell. Sie hatte eine Sonnenbrille auf, die Haare irgendwie …« Er wusste nicht weiter.
    »Blond? Braun? Rot? Kurz? Lang?«, half Franza. Aber es nützte nichts.
    »Keine Ahnung«, seufzte Arthur, »tut mir echt leid. Lang. Nein, kurz. Vielleicht hochgesteckt. Ich weiß es nicht. Ich habe doch bloß einen Satz mit ihr gewechselt und schon war sie weg. Die andere könnte ich besser beschreiben, mit der habe ich länger geredet.«
    »Bloß brauchen wir die nicht«, sagte Franza und versuchte streng zu wirken, aber es gelang ihr nicht.
    Arthur zuckte bedauernd die Schultern.
    »Na gut«, sagte Felix, während Franza die Zigarette am äußeren Fensterbrett ausdrückte. »Wenigstens haben wir Clyde. Bonnie wird dann auch irgendwie zu finden sein.«
    »Auch die Fahndung nach Hanna müssen wir erweitern«, sagte Franza, »was, wenn er sie entführt hat, sie irgendwo versteckt hält?«
    Sie schwiegen kurz, wollten sich nicht vorstellen, was alles noch geschehen konnte, was alles möglicherweise in Gang war.
    »Ja«, sagte Franza, »ja. Lasst uns gehen. Gibt viel zu tun.«
    Sie brachen auf, holten noch die Zahnbürsten, die im Bad auf der Etagere lagen, um mit den Spuren vergleichen zu können, die sie in Gertruds Küche gefunden hatten, und schauten beim Verlassen des Hauses noch einmal bei Frau Steigermann vorbei.
    Die alte Dame erwies sich als harte Nuss, bestand darauf, nichts zu wissen über den Enkel von Ernst Köhler, keinen Nachnamen, keine Telefonnummer, nichts über sein sonstigen Leben.
    Vielleicht

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