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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Aufräumen und holte die Mermora von Isolda der Schweigsamen heraus.
    »Du bist also die letzte Überlebende deines Clans«, stellte Hennea fest.
    Seraph lockerte die Schnur um ihren Rucksack, sodass Hennea die anderen Mermori sehen konnte, die sie dabeihatte. »Die letzte von ziemlich vielen Clans«, sagte sie.
    »Wie vielen?«, fragte Hennea entsetzt.
    »Zweihundertvierundzwanzig«, antwortete Seraph.
    Hennea runzelte die Stirn. »Warum sind sie alle zu dir gekommen?«
    »Und nicht zu einem Clanführer, der tatsächlich einen Clan hat?« Seraph zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich habe im Lauf der Jahre viel darüber nachgedacht. Die letzten dreiundachtzig fand ich in einer einzigen Gruppe, und angeblich hatte sie ein einziger Mann gesammelt. Es könnte bedeuten, dass die Mermori von anderen Mermori angezogen werden. Je mehr Mermori man hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Mermori weiterer verlorener Clans auch zu dir kommen. Oder vielleicht hat auch Schattenfall einen gewissen Einfluss.«

    »Es ist mehr als das«, sagte Hennea bedächtig. »Wie ist es dir gelungen, einen Solsenti zu finden, der eine Weisung hat? Warum habt ihr beide drei Kinder mit Weisungen? So etwas funktioniert nicht wie beim Pferdezüchten: Die Weisungen gehen, wohin sie wollen - obwohl ich wirklich dachte, um eine Weisung zu bekommen, müsse man zumindest Reisendenblut haben. Ich kenne nicht viele Clans, die fünf Mitglieder mit Weisungen haben, und ich habe auch noch nie von einer Familie gehört, bei der jede einzelne Person zu einer Weisung geboren wurde.«
    »Es macht mir Angst«, gab Seraph zu und warf einen Blick zu den Jungen, die das letzte Geschirr einpackten. »Mein Vater sagte gern: ›Wenn du auf der Straße eine Münze findest und sie aufhebst, wirst du zweimal so lange brauchen, um die nächste Meile hinter dich zu bringen.‹ Er behauptete immer, die Weisungen gingen dahin, wo sie am dringendsten gebraucht würden. Aber ich würde mich lieber nicht inmitten von Ereignissen befinden, die Rabe, Eule, Adler, Falke und Kormoran brauchen.«
    Hennea lächelte dünn. »Ich ebenso wenig. Vielleicht sollte ich tatsächlich meiner eigenen Wege gehen.«
    Sie scherzte nur, aber Seraph nickte ernst. »An deiner Stelle würde ich mir das überlegen. Es ist gut für uns, dass du uns helfen willst, Tier zu finden, aber es könnte gefährlich werden. Du brauchst dein Leben nicht für jemanden aufs Spiel zu setzen, den du nicht einmal kennst.«
    Lachend schüttelte Hennea den Kopf. »Das ist nun einmal die Berufung eines Raben, das weißt du doch. Man riskiert sein Leben für Leute, die einen am liebsten lebendig verbrennen würden.«
    »Ganz schön verdreht.« Seraph grinste. »Es kam mir immer so vor, dass diejenigen, die am dringendsten Hilfe brauchten, sie am wenigsten haben wollten. Wie auch immer, ich habe die
Mermora herausgeholt, damit wir in Isoldas Haus gehen und sehen können, ob zu ihren Zeiten jemand so etwas wie die Steine mit den Weisungen geschaffen hat.«
    »Sie hatten noch gar keine Weisungen, als Isoldas Bibliothek zusammengestellt wurde«, sagte Hennea.
    »Das stimmt«, erwiderte Seraph. »Aber sie haben mit ihrer Suche nach Wissen viel Böses angerichtet. Und dabei haben sie vielleicht etwas gefunden, was uns helfen könnte. Ich will diese Steine nicht zerstören, ohne zu wissen, was das der dort eingefangenen Weisung antun wird.«
    Jes und Lehr, die mit ihrer Arbeit fertig waren, kamen zu ihnen, weil sie sehen wollten, was Seraph vorhatte. Sie steckte die Mermora in den Boden und beschwor Isoldas Haus herauf.
    »Kommt herein«, sagte sie. »Seid willkommen im Haus von Isolda der Schweigsamen.«
     
    Sie fielen bald in das Reisemuster, an das Seraph sich von früher erinnerte. Hennea und Jes gingen vorn, Seraph und Lehr hinter ihnen. Gura trabte davon, um sich umzusehen, und kehrte dann nervös zurück, um sich zu überzeugen, dass sie immer noch da waren. Nach einer Woche hatte Seraph das Gefühl, dass sie langsam die Haut der Bauersfrau aus Redern abwarf, die sie gewesen war.
    Jeden Abend holte sie Isoldas Mermora heraus und suchte in der Bibliothek, um herauszufinden, was sie mit den Weisungssteinen tun sollte.
    »Warum benutzt du sie nicht?«, fragte Lehr eines Abends. Er saß Seraph an dem kleinen Tisch gegenüber und spielte mit Figuren, die zu einem Spiel gehörten, das niemand mehr kannte. »Wir hätten gegen Volis beinahe verloren - und bei Papa werden noch mehr Zauberer sein. Würde die

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