Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
meisten murmelten eine Entschuldigung. Dass sie nun den riesigen knurrenden Hund oder Jes anstarrten und nicht mehr Hennea, war durchaus verständlich.
    »Verschwindet!«, rief Jes. »Lasst uns in Ruhe, und wir werden das Gleiche tun.«
    »Heh, was ist hier los? Droht ihr Vagabunden meinen Söhnen?«
    »Jes, ich werde mich um diese Sache kümmern«, sagte Seraph leise und schob sich zwischen Jes und die jungen Männer. Als der ältere Mann, wahrscheinlich der Vater der Jungen,
nahe genug war, um Seraph hören zu können, sagte sie ruhiger, als sie sich fühlte: »Es gab keine Probleme, bis Eure Söhne anfingen, welche zu machen.«
    Der Mann stapfte an seinen Söhnen vorbei und blieb keine zwei Schritte vor Seraph stehen. Er hatte offenbar vor, sie mit seiner Größe einzuschüchtern. »Meine Söhne, Reisende?«
    Seraph wusste, dass ihr Zorn sie zu etwas Dummem verleiten würde, und Jes war auch keine Hilfe. Wo war Tier, wenn man ein diplomatisches Wort brauchte? Sie hätte es Hennea überlassen können, aber die jüngere Frau hatte sich vor den Solsenti bereits als schwach gezeigt - wenn sie jetzt glaubte, es ihnen zeigen zu müssen, würde Blut fließen.
    »Einer Eurer Söhne hielt es für ein interessantes Spiel, Schlamm nach einer Frau zu werfen, die niemandem schadete«, sagte Seraph. Sie hätte nicht weiter sprechen sollen, aber sie konnte es einfach nicht ausstehen, wenn jemand einen anderen schikanierte. »Er ist offenbar schlecht erzogen: Er hat keine Manieren.«
    »Schlecht erzogen, du Miststück von einer Reisenden?«, fauchte der Mann. »Wer bist du denn, so etwas zu behaupten?«
    Seraph bemerkte dankbar, dass Jes auf sie gehört und die Angst zurückgenommen hatte, die er bewirkte. Angst nährte Zorn, und das würde den Mann vielleicht zu noch dümmeren Reaktionen verleiten. Sie würde ihre Zunge selbstverständlich beherrschen müssen, damit sie den Solsenti nicht zu weit trieb. Noch bevor sie weitersprach, war ihr klar, welche Wahl sie treffen würde, wenn sie Jahre eiserner Selbstbeherrschung und Vorsicht wegwarf.
    »Tatsächlich.« Sie blieb höflich, obwohl sie wusste, dass das den Mann mehr ärgern würde als Gekeife. »Mir kommt es so vor, als wären sie nicht die Einzigen, die schlecht erzogen wurden.« Sie hielt kurz inne, um das einsinken zu lassen, und benutzte
dann Jes’ Flüstertechnik. »Hat Eure Mutter Euch nicht beigebracht, dass Leuten, die Reisende ärgern, schlimme Dinge zustoßen?«
    Sie wusste selbst nicht, ob sie ihn verschrecken oder ihn dazu bringen wollte, sie anzugreifen. Eigentlich war sie davon ausgegangen, ihren Hass auf Solsenti , die die Reisenden hassten und sie dennoch brauchten, lange und tief begraben zu haben, aber es hatte nur einen Batzen Schlamm gebraucht, um ihr das Gegenteil zu beweisen. Der Zorn, der sie durchflutete, fühlte sich gut an, ja sogar läuternd.
    Was immer sie mit ihrer Drohung erreichen wollte, die Begleiter des Mannes, die inzwischen näher gekommen waren, zwangen ihn zu handeln, statt davonzulaufen. Vielleicht hätte er zurückweichen können, ohne das Gesicht zu verlieren, wenn Seraph ein Mann gewesen wäre.
    Wenn sie nicht eine ganze Tasche voller Mermori gehabt hätte, die sie daran erinnerten, wie gefährlich es war, wenn die Solsenti ihren Respekt vor den Reisenden verloren, hätte sie vielleicht auch selbst nachgegeben.
    »Sei vorsichtig, Seraph«, murmelte Hennea in der Reisendensprache.
    Der Mann kam einen weiteren Schritt näher. Er war groß und kräftig, aber Seraph war daran gewöhnt, zu Menschen aufzublicken, und ein paar Zoll mehr machten da kaum etwas aus. »Dein Mann hätte dir Respekt vor Leuten beibringen sollen, die etwas Besseres als du sind, Hure«, sagte er direkt im Anschluss zu Henneas Worten.
    Seraph biss sich auf die Zunge. Eine hochgezogene Braue und ein vielsagender Blick würden genügen. Du? Besser als ich? Das glaube ich nicht.
    Er hob die Hand. Gura schnappte zu, und sie konnte Tiers Schwertscheide rasseln hören, als Lehr sich bereit machte, die Waffe zu ziehen. Sie hätte sich vielleicht immer noch schlagen
lassen, wenn sie nicht Jes’ schweren Atem neben sich gehört hätte.
    Mit einem Wort und einem Hauch der Macht ließ sie den Arm des Mannes erstarren.
    Als sie die anderen Solsenti anlächelte, wichen einige von ihnen schnell zurück. Sie hatte das Gefühl, ihr Opfer hätte das auch gern getan, aber es konnte den Arm nicht bewegen.
    »Was ist hier los?«, fragte eine befehlsgewohnte Stimme, und ein junger

Weitere Kostenlose Bücher