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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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schlagen, als er ihn öffnete und die Einladung las.
    »Jetzt schon?«, sagte er.
     
    Seraph hatte sich in dem Bettzeug zusammengerollt, das nach Tier roch. Sie war zu den Reisenden gegangen, als die Sonne nur eine schwache Andeutung am Himmel war. Es war leichter gewesen, als sie gedacht hatte, Benroln und seinen Clan zu überreden, als Soldaten des Kaisers zu dienen. Sie hatte Lehr und Jes schlafen lassen und war dann von der Schäferei am Rand von Taela, wo der Clan sich niedergelassen hatte, wieder aufgebrochen, um in den Palast zurückzukehren.
    Tier war nicht in seiner Zelle gewesen, als sie zurückgekehrt war, um ihm von ihrem Erfolg zu erzählen, aber sie hatte gewusst, dass er seine normalen Gewohnheiten aufrechterhalten musste, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Also war sie in sein Bett gestiegen und hatte sich daran erinnert, dass er noch lebte. Wenn jemand hereinkam, würde er sie nicht bemerken, solange sie das nicht wollte.
    Jemand klopfe an die Tür.
    »Tier? Ich bin’s, Toarsen. Seid Ihr wieder da?«
    Widerstrebend stand sie auf und zog die Bettdecke zurecht. Sie öffnete die Tür und winkte den jungen Mann herein.
    »Er ist nicht hier«, sagte sie.
    »Ich kann ihn nirgendwo finden!« Toarsen klang ein wenig hektisch. »Die Disziplinierung soll schon heute Abend stattfinden, und ich kann Tier nicht finden.«
    »Er ist in Ordnung«, sagte Seraph, denn Toarsens Nervosität ließ sie nur ruhiger werden. »Er wird es wissen wollen,
aber im Augenblick müssen vor allem Phoran, Euer Bruder und meine Leute davon erfahren. Geht zu Eurem Bruder und sagt ihm, er solle Phoran unterrichten, seine Männer holen und sich in den Fluren, die wir festgelegt haben, mit meinen Leuten treffen. Ich werde die Reisenden holen, und nachdem Ihr Avar Bescheid gesagt habt, solltet Ihr weitermachen, als wäre nichts geschehen. Avar kann Phoran benachrichtigen. Achtet nur darauf, nicht unbewaffnet zu der Disziplinierung zu gehen.«
    Er nickte und ging. Seraph rannte durch das Labyrinth der Flure - sie durfte keine Zeit mehr verschwenden. Sie musste Benroln holen. Tier hatte lange überlebt, ohne dass sie über ihn gewacht hätte. Sie musste einfach glauben, dass es ihm gut ging.
     
    Avar und seine Männer warteten wie versprochen auf sie, in einem langen, dunklen Flur, der groß genug für doppelt so viele Menschen gewesen wäre. Er sah erleichtert aus, als er Seraph und den Clan des Bibliothekars sah.
    »Das hier gefällt mir nicht«, sagte er, ohne auf Vorstellungen zu warten. »Toarsen sagt, er kann Tier nirgendwo finden. Er suchte auch nach Myrceria, um ihr eine Botschaft für Tier zu geben, aber sie war ebenfalls unauffindbar, und die anderen Huren wussten nicht, wo sie steckte. Er sagte, er habe Tier zum letzten Mal bei den Schwertübungen gesehen, aber einer der Meister habe ihn zu sich gerufen. Und ich kann auch Phoran nirgendwo finden, obwohl sein Pferd immer noch im Stall steht.«
    Seraph schob ihre Unruhe beiseite und zwang sich, klar zu denken. Der Pfad war wütend auf Tier, weil er die Sperlinge auf seine Seite gezogen hatte … also hatten sie ihn abgeholt und … Ihre Gedanken gerieten ins Stocken. Hatten sie ihn einfach umgebracht?

    »Ich sehe keine andere Möglichkeit, als den Plänen zu folgen, die wir letzte Nacht besprochen haben«, sagte sie schließlich.
    Neben ihr nickte Benroln zustimmend. »Wenn es wahr ist, was Seraph uns über den Pfad sagt, ist das unsere beste Gelegenheit, sie alle zu erledigen. Es wäre besser für uns, wenn der Kaiser dabei wäre, um das Ganze zu bezeugen - aber der Pfad muss hier und jetzt vernichtet werden.«
    »Weder Tier noch Phoran werden unbedingt gebraucht, um den Pfad zu zerstören«, sagte Seraph mit schmerzhafter Ehrlichkeit. »Ohne Tier müssen wir allerdings vielleicht auch gegen die Sperlinge kämpfen. Und wenn Phoran nicht da ist, Benroln, werden deine Männer versuchen müssen, so schnell wie möglich wieder aus dem Palast herauszukommen und all unsere Gefallenen mitzunehmen. Vielleicht hat Telleridge Tier und den Kaiser ja ebenfalls als Teile der Vorstellung vorgesehen. Wenn die Meister Tier wehgetan haben, dürfte es ihnen allerdings schwerfallen, die Sperlinge zu beherrschen.«
    »Ihr kennt die Sperlinge nicht«, wandte Avar ein.
    »Ich kenne meinen Mann.«
    Ihr entging nicht, wie unbehaglich Avars Leute sich angesichts dieses exotischen Haufens bewaffneter Reisender fühlten oder wie verwirrt sie Brewydd anstarrten. Gewöhnlich gehörten zu einer Kampftruppe

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