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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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lassen, wie er sich freute. Wie erleichtert er war. Er würde sie beschützen, ebenso wie er seine Familie beschützte. Er hätte es nicht ertragen können, wenn sie in Gefahr wären und er sie nicht alle beschützen könnte. Sie mussten zusammen bleiben. »Seraph wird ihr Bestes tun, um ihre Geheimnisse zu ergründen und die Weisungen zu befreien, die an die Steine gebunden wurden. Sie wird sie dir nicht geben - ich kenne sie gut genug, um zu verstehen, dass sie diese Aufgabe niemals einer anderen überlassen würde, selbst wenn du das nicht siehst. Es ist ihr zu wichtig.« Und dir ebenfalls, dachte er.
    Sie nickte knapp. »Du hast recht«, sagte sie ernst. »Ich werde mitkommen. Aber ich werde nicht in Redern bleiben , Jes.« Sie rieb ihr Gesicht mit den Händen, und es kam Jes so vor, als wische ihre Geste ein wenig von ihrer Fassung weg. »Ich kann für dich nicht mehr sein, als ich bin. Du bist so jung. Du wirst eine andere finden. Ich war …« Sie hielt inne und holte tief Luft. »Ich war Volis’ Mätresse, Jes.« Ihre Stimme zitterte, als sie den Namen des toten Priesters aussprach, obwohl Jes sah, dass sie ihr Bestes tat, kühl zu bleiben. Der Priester hatte Glück, schon tot zu sein.
    Sie hatte seine Reaktion wohl gespürt, denn sie fuhr schnell fort. »Ich habe mich dazu entschieden, weil ich es für den besten Weg hielt herauszufinden, wie ich mein Volk retten könnte. Ich würde es wieder tun. Ich bin nicht wie deine Mutter, die die Familie über ihre Pflicht stellt. Ich bin in erster Linie Rabe - und Raben sind keine guten Gefährten. Starke
Gefühle sind für uns beinahe ebenso gefährlich wie für Hüter. Ich habe mich bewusst entschieden, nicht zu lieben, Jes. Niemals. Ich kann es mir nicht leisten. Du hast jemanden verdient, der dich liebt.«
    Der Hüter kam näher, aber sie blieb stehen, selbst als er eine Hand an ihren Hals legte und die andere an ihre Schulter, um sie festzuhalten. Er senkte den Kopf und küsste sie - zunächst sanft, obwohl das nicht in seinem Wesen lag. Dann ließ er Jes zurückkehren und den Kuss beherrschen, bis ihre Schulter unter seiner Hand nachgiebiger wurde und sie den Mund öffnete.
    Jes genoss die Berührung, aber er zog sich zurück, bevor Henneas wirre Gefühle den Bann des Kusses brachen und ihn komplizierter machten.
    Er schaute sie nicht an, wollte nicht versuchen, ihre Miene zu deuten. Er wusste nicht, was sie in ihm sah, er wusste selbst nicht, was er empfand.
    Sein Vater würde sagen, ihr Gespräch habe in einem Unentschieden geendet. Er meinte auch, dass so etwas manchmal das beste Ergebnis war, auf das man hoffen konnte. Jes war ziemlich sicher, dass es sich um eine dieser Gelegenheiten handelte.
    Also schwieg er und machte ihr Platz, damit sie ihm dorthin vorangehen konnte, wo der Clan wartete. Er folgte ihr und sorgte dafür, dass ihr nichts zustieß.
     
    Tier war unruhig, weil sie langsamer vorankamen, nachdem sie Benroln und seine Leute verlassen hatten. Das hatte vor allem damit zu tun, dass Seraph häufig auf einer Rast bestand, um Tiers Knie zu schonen. Brewydd war nicht so streng gewesen. Am Abend verbrachten Seraph und Hennea weiterhin Stunden in den illusionären Überresten der Häuser der Zauberer von Colossae, wie sie es schon zusammen mit Brewydd
getan hatten, seit sie Taela verlassen hatten. Sie benutzten Seraphs Mermora , das Haus, das einmal Isolda der Schweigsamen gehört hatte.
    Tier hatte seit Jahren von den Mermori gewusst, aber Seraph hatte selten mehr getan, als sich die anmutigen silbernen Gegenstände anzuschauen, die für ihn wie kleine, filigrane Dolche aussahen. Sie hatte Isoldas Haus in seiner Gegenwart ein- oder zweimal heraufbeschworen, aber das ließ das plötzliche Auftauchen eines Hauses mitten in der Wildnis nicht weniger fantastisch wirken.
    Sie suchten nach einer Möglichkeit, die Weisungen zu befreien, die der Pfad an die Edelsteine gebunden hatte.
    »Es wäre einfacher gewesen«, sagte Seraph ihm eines Abends, »wenn der Pfad tatsächlich geschafft hätte, was er wollte. Wäre es ihnen gelungen, die Weisungen vollkommen von den Reisenden zu trennen, die sie getötet hatten, dann könnte man die Edelsteine jetzt vielleicht einfach zerstören, um die Weisungen zu befreien.«
    »Aber das geht nicht mehr.«
    Sie schmiegte sich an seine Seite, um es bequemer zu haben. Er sagte ihr nicht, dass ihr Ellbogen sich in seine Rippen bohrte, wo sie immer noch ein wenig empfindlich waren, denn dann würde sie sich sofort wieder

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