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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Weisungen stahl, wie es auch die anderen taten. Er wird nicht froh darüber sein, dass wir seine Arbeit vernichtet haben - und ich habe den unangenehmen Verdacht, dass er vor allem mich dafür verantwortlich macht, obwohl ich den größten Teil des Kampfs in Ketten verbrachte. Benroln, meine Tochter Rinnie sitzt in Redern wie der Köder in einer Bergkatzenfalle. Ich werde sie nicht länger allein lassen als unbedingt nötig.«
    »Woher soll er denn von deiner Tochter wissen? Der Zauberer, Schatten oder nicht, befand sich in Taela - das ist weit entfernt von Redern.«
    »Der Pfad hat unsere Familie von jemandem beobachten lassen«, erwiderte Tier und verspürte erneut einen Anflug von Zorn, wie er ihn schon empfunden hatte, als er es erkannt hatte. Was, wenn sie beschlossen hätten, nicht ihn zu entführen, sondern eines der Kinder? Was, wenn er gestorben wäre? Hätte der Pfad sich die Kinder eins nach dem anderen geholt? Der Gedanke verstärkte sein Bedürfnis, seine Familie zusammenzuhalten, noch mehr - er wollte sie alle an einem Ort haben, wo er sie im Auge behalten konnte. Er musste nach Redern gehen.
    »Er weiß von Rinnie«, sagte Tier entschlossen. »Es tut mir leid, Benroln, aber ich werde sie nicht aufs Spiel setzen.«
    »Du wirst einen Weg finden zu tun, wozu du gerufen wurdest, auch wenn wir nicht bei dir sind«, sagte Seraph bestätigend.
    Hennea, der andere Rabe, gehörte ebenfalls nicht zu Benrolns Clan, sondern war in Redern zu Seraph gekommen und dann zusammen mit Tiers Familie nach Taela, der Hauptstadt des Kaiserreichs, gereist, um ihn zu retten. Sie hatte keine echte Verbindung zu ihm.

    »Vielleicht geht Hennea ja mit«, sagte er also zu Benroln.
    Jes war näher gekommen, um nachzusehen, warum sie angehalten hatten, und Gura folgte ihm. Der große Hund hatte sie kaum aus den Augen gelassen, nachdem sie den Nebelmahr getötet hatten, und rannte von einem seiner Leute zum anderen - ein bisschen wie Jes.
    Bevor Benroln eine Antwort auf Tiers Vorschlag geben konnte, schüttelte Jes den Kopf und erklärte mit fester Stimme: »Hennea bleibt bei uns.«
    Tier zog die Brauen hoch, ließ sich aber ansonsten die Sorge nicht anmerken, die er wegen der aufkeimenden Beziehung zwischen Hennea und Jes verspürte. »Hennea ist ein Rabe und wird tun, was sie will, Jes. Ich dachte, das wüsstest du, nachdem du bei deiner Mutter aufgewachsen bist. Warum suchst du Hennea nicht, und wir sehen, was sie dazu sagt?«
     
    Unterwegs hielt Hennea sich für gewöhnlich im hinteren Teil des Clans. Dort fand Jes sie auch diesmal, zusammen mit etwa einem halben Dutzend anderer und mit Lehr, der nach der Minze und den Kräutern roch, die er offenbar für die Heilerin gesammelt hatte.
    Lehr blickte auf, sah Jes und fragte: »Warum haben wir haltgemacht?«
    Jes spürte das Gewicht der allgemeinen Aufmerksamkeit, und er spürte auch die Furcht der anderen, verbunden mit Neugier. Er mochte das nicht, ebenso wenig wie der Hüter. Also senkte er den Blick und versuchte, die anderen nicht wahrzunehmen und zu ignorieren, wie sie zurückwichen.
    »Benroln wird nach Süden gerufen«, sagte er zum Boden. »Wir ziehen weiter nach Redern, weil Papa befürchtet, der Schatten könnte versuchen, Rinnie wehzutun.«
    Der Hüter war der gleichen Ansicht wie Papa. Er glaubte
ebenfalls, dass der Mann, den sie gejagt hatten, ein Schatten gewesen war und nicht nur umschattet.
    Jes hörte Henneas erste Worte nicht, aber der Rest - »Ich denke, ich sollte mit Benroln gehen« - genügte, um den Hüter an die Oberfläche zu bringen.
    »Nein«, sagte Jes, aber mehr konnte er über das Knurren des Hüters hinweg, das andere nicht mitbekamen, nicht herausbringen.
    »Sie kommt mit uns! Sie gehört mir!«
    Jes stimmte dem Hüter zwar zu, aber er war sicher, dass es nicht gut wäre, wenn er es Hennea direkt sagte. Also versuchte er, ihn zu beherrschen. Es half nicht gerade, dass der Hüter sich bereits erhoben hatte und seine eisige Präsenz die Angst von allen anderen noch vergrößerte. Ihre Gefühle rauschten um ihn herum wie der Fluss bei einem Unwetter, bis Hennea ihm die Hand auf den Arm legte und damit die kühle Erleichterung brachte, die so sehr Teil von ihr war. Er konnte die anderen immer noch spüren, aber Henneas Gegenwart schirmte ihn irgendwie gegen das Schlimmste ab.
    »Warum bringst du ihn nicht von allen weg?« Auch Lehrs ruhige Stimme machte es besser. »Du wirst keine vernünftige Antwort von ihm erhalten, wenn so viele Leute in der Nähe

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