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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihren Söhnen nach Taela aufgebrochen war. Sie hatten es irgendwie geschafft, aber es lag kein Triumph in einem Sieg, nach dem der Schatten immer noch lebte. Und selbst wenn es ihnen gelingen sollte, diesen Schatten zu vernichten, würde sich ein anderer erheben. Nach zehn Jahren oder ein paar Jahrhunderten würde es einen anderen machtgierigen Zauberer geben, der ewig leben wollte. Was immer sie tat, es würde nie genügen.

    »Sehr müde«, stellte Jes fest und wiegte sie sanft. »Still. Nicht weinen.«
    Sie wollte sich umdrehen und sich in seinen Armen verkriechen. Er hatte starke Arme, und sie fühlte sich bei ihm sicherer als je zuvor. Nur bei Jes. Sie liebte seinen Geruch nach Wald und Erde. Sie liebte …
    Sie wollte Jes nicht wehtun.
    Also löste sie sich von ihm und drehte sich zu ihm um. »Ich weine nicht. Es hat angefangen zu regnen.«
    Er legte den Kopf schief, dann streckte er die Hand aus und ließ ein paar vereinzelte Tropfen in seine Handfläche fallen. »Mein Vater würde wissen, ob du lügst.«
    Hennea wischte sich ungeduldig das Gesicht ab. »Dann ist es ja gut, dass du nicht dein Vater bist.«
    Sein Lächeln wurde strahlender, als er nickte. »Besonders, weil meine Mutter sich ziemlich aufregen würde, wenn du für meinen Vater empfinden würdest, wie du für mich empfunden hast, als ich dich im Arm hielt.«
    Er war Empath. Wie hatte sie das vergessen können?
    Sie wusste nicht, was ihre Miene zeigte, aber was immer Jes sah, brachte ihn zum Lachen. Selbst als ihre Wangen brannten, bemerkte ein Teil von ihr, wie Jes’ Lachen ihre kalte Mitte wärmte. Und es verstärkte ihr Bedürfnis, ihn zu berühren.
     
    »Schaut euch das an«, sagte Tier und zeigte auf einen Berggipfel. »Seht ihr diesen Gipfel? Ich würde ihn überall wiedererkennen. Wir sind näher an Redern, als ich dachte.«
    »Scheck geht seit etwa einer Stunde schneller«, stellte Seraph fest, als die ersten Regentropfen fielen. »Ich denke, wir sind höchstens eine Stunde von zu Hause entfernt. Vielleicht weniger. Ich bin zuvor nur ein einziges Mal auf dieser Straße unterwegs gewesen.«
    Sie blickte zu ihrem Mann auf und lächelte in sich hinein,
als sie seinen konzentrierten Ausdruck bemerkte. Es war Herbst gewesen, als er Rinnie zum letzten Mal gesehen hatte - es war länger als ein halbes Jahr her.
    Von irgendwo an der Seite des Weges hörten sie Jes’ zu lautes, fröhliches Lachen. Äste bewegten sich und raschelten, und Hennea kam auf den Weg hinaus. Sie wirkte ungewöhnlich verstört.
    Sie ging auf Seraph zu und drohte ihr mit dem Finger. »Sag deinem Sohn, dass er zu jung für mich ist. Ich will keine Kleinkinder, die gerade erst abgestillt wurden.«
    »Sie mag mich, Mutter«, erklärte Jes, der Hennea breit grinsend folgte.
    »Das kann ich sehen«, bemerkte Tier. »Aber lass mich sagen, Sohn, sie braucht Zeit, um ihr Gefieder wieder zu glätten.«
    Hennea warf Tier einen wütenden Blick zu. »Gerade du solltest ihn nicht auch noch ermutigen.«
    Seraph hatte nie von einem Hüter gehört, der stabil genug gewesen wäre, an eine Liebesbeziehung auch nur zu denken. Es gab so viele Probleme. Selbst andere zu berühren war schwierig - wenn der Hüter schlief, war der Weisungsträger, der immer auch Empath war, zu verwundbar, um anderen eine Berührung zu gestatten. Wenn der Hüter ihn beherrschte, genügte die Aura der Gefahr, die ihn umgab, um selbst die leidenschaftlichsten Geliebten abzukühlen.
    Aber Henneas Ausbildung als Rabe hatte ihr gewaltige Selbstbeherrschung verliehen, die Jes vor ihren Gefühlen zu schützen schien, sodass er ihre Berührung genießen konnte. Und was den Hüter anging, so ließ Hennea sich offensichtlich nicht von ihm einschüchtern.
    Das machte Seraph Hoffnung
    Während Tier und Hennea ein paar Worte wechselten, beißend auf ihrer Seite und neckend auf seiner, beobachtete
Seraph Jes und freute sich an seinem Lachen, bis es ein plötzliches Ende fand. Die Heiterkeit starb zuerst in seinen Augen, aber dann verschwand sie vollkommen, und es blieb ein Gesicht zurück, das aussah, als hätte es nie gelacht.
    Bevor sie noch fragen konnte, was los war, kam Lehr mit Gura aus dem Wald. »Papa, Mutter, etwas …«
    Er wurde vom schrillen Wiehern eines Hengstes unterbrochen. Scheck antwortete und bäumte sich dabei halb auf.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Tier, und da Scheck seine Warnung losgeworden war, erlaubte der Wallach ihm, ihn wieder zu beruhigen. »Was ist denn?«
    In diesem Augenblick wurde der bisher

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