Rabenzauber
Tier.
»Mach dir keine Sorgen wegen der Kosten«, riet Seraph Lehr. »Wenn es zu teuer ist, können wir das Pferd immer noch weiterverkaufen, wenn wir es nicht mehr brauchen. Aber geh, solange wir noch Tageslicht haben - nimm Scheck, er wird dich schneller tragen, als du zu Fuß gehen kannst. Morgen früh sprechen wir darüber, wo sich Benrolns Clan wahrscheinlich aufhält.«
Akavith lebte auf halbem Weg nach Leheigh. Es würde dunkel sein, bevor Lehr es nach Hause schaffte, zu spät, um sofort mit der Suche nach dem Clan zu beginnen.
Lehr nahm den Beutel und band ihn sich an den Gürtel. »Ich komme zurück, sobald ich kann.« Er wandte sich Jes zu.
»Ich werde ihm sagen, dass du mir geraten hast, nach Seide zu fragen.«
Nachdem die Tür hinter ihm zugefallen war, sah Seraph Hennea an. »Glaubst du, wir sollten auf Nachricht von Brewydd warten, bevor wir etwas versuchen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte hilfreicher sein. Ich weiß nicht, wie der Schaden entstanden ist, und auch nicht, wie man ihn reparieren kann.«
»Händeringend herumzustehen, wird uns auch nicht helfen«, sagte Seraph. »Tier, leg dich auf den Teppich an der Feuerstelle. Das hier könnte lange dauern, und du darfst dich nicht bewegen. Mach es dir bequem.«
»Können wir helfen?«, fragte Rinnie. »Ich könnte Tee oder Suppe kochen.«
Seraph setzte dazu an, den Kopf zu schütteln, dann hielt sie inne. »Es wäre vielleicht am besten, vorher zu essen. Bring Brot und Käse, Rinnie.«
»Und Tee«, ergänzte Jes. »Ich hole Wasser.«
Akavith saß gerade beim Abendessen, als Lehr an die Tür klopfte. Er streckte den Kopf hinaus. »Ah, Tiers Junge, wie?«, sagte er.
»Ja.« Akavith war ein furchterregender Mann, der nicht viel für Zweibeiner übrig hatte. Aber Lehr war von Seraph erzogen worden, und es brauchte ein wenig mehr, um ihn einzuschüchtern.
Schwarze Augen starrten ihn unter buschigen Brauen an. »Was willst du, Junge? Ich sitze gerade beim Abendessen.«
»Ich brauche ein Pferd. Ich kann warten, bis Ihr fertig gegessen habt.«
»Ein Pferd!« Das sagte er, als käme nie jemand zu ihm, um Pferde zu kaufen.
»Ja.«
Er warf einen Blick auf Scheck. »Du hast doch ein gutes Pferd.«
»Ja. Aber ich muss eine Reisendenheilerin für meinen Vater holen, der in Taela schlimmer verletzt wurde, als wir dachten. Ich brauche ein schnelles Pferd, das lange unterwegs sein kann. Scheck ist zu alt dafür.«
Die Feindseligkeit schwand aus Akaviths Miene. »Tatsächlich. Tier ist verwundet? Nun, das ist eine andere Sache. Geh in den Stall und such dir aus, was dir gefällt. Ich komme nach, sobald ich meine Stiefel wieder anhabe.«
Die Pferde in Akaviths Stall waren erstklassig. Lehr blieb bei einer großen Fuchsstute mit flachsheller Mähne stehen. Sie ließ ihr Heu liegen und kam zur Boxentür.
Er lehnte die Stirn an ihren Hals und atmete den süß-salzigen Geruch eines gesunden Pferdes ein, während er ihr sanft über den Wangenknochen streichelte.
Ihr Götter, dachte er. Ich hoffe, Brewydd kann etwas tun. Er hatte großes Vertrauen zu der Heilerin, aber die Angst in den Augen seiner Mutter bewirkte dennoch, dass sich ihm die Brust zuschnürte.
»Das ist eine gute Wahl, Junge«, sagte Akavith. Er sprach nun mit der leisen, sanften Stimme, die gewöhnlich seinen Pferden vorbehalten war.
Lehr richtete sich wieder auf. Normalerweise hörte er es, wenn jemand näher kam, aber er hatte keine Ahnung gehabt, dass der alte Pferdezüchter schon im Stall war.
»Ich mag auch den Braunen zwei Boxen weiter«, sagte Lehr. »Und mein Bruder sagte, ich solle nach einem Pferd namens Seide fragen.«
»Das da ist Seide, direkt vor dir, Junge. Dein Bruder hat ein gutes Auge für Pferde.« Akavith griff nach einem Halfter und öffnete die Boxentür. Er legte der Stute das Halfter an und führte sie nach draußen, damit Lehr mehr von ihr sehen konnte.
»Sie wird demnächst fünf Jahre alt und ist vollständig ausgebildet - einen Teil dieser Ausbildung hat dein Bruder ihr erteilt. Ich verkaufe sie für gewöhnlich jünger - dieser Braune ist vier und bereits verkauft. Ich hatte auch Angebote für die Stute, aber …« Akavith tätschelte Seides rotgoldene Schulter. »Du weißt sicher, dass Adlige meist zu stolz sind, um eine Stute zu reiten. Sie würden Seide zu einem Damenpferd machen, das von einer Festlichkeit zur anderen trabt.« Er zog eine unwillige Grimasse. »Und das würde ihr überhaupt nicht gefallen - sie ist gern
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