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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dennoch werdet Ihr Euch vielleicht an sie erinnern. Und meine Schwester Rinnie ist auch da. Sie ist zehn Jahre alt.«
    Ja, Phoran erinnerte sich an Hennea, und eine Tochter von Tier musste einfach vertrauenswürdig sein. Das Gemurmel unter dem Dach war verklungen, und Tier kam wieder herunter. Sein Hinken war besser geworden, seit er Taela verlassen hatte.
    Seraph folgte ihm. Als sie sich umdrehte und das Laternenlicht auf ihr Gesicht fiel, konnte Phoran sehen, dass Lehr nicht übertrieben hatte. Sie sah aus, als hätte sie wochenlang nicht geschlafen.
    »Es tut mir leid, Euch zu stören«, sagte Phoran.
    »Unsinn«, erwiderte sie - und machte ihn verlegen, indem sie ihm die Wange tätschelte, bevor sie zur Bank schlurfte. Sie setzte sich hin und stützte die Ellbogen auf, damit sie den Kopf in die Hände legen konnte.
    Alle waren da. Zeit, mit seiner Geschichte anzufangen - aber er wusste einfach nicht, wie er das tun sollte.
    »Ich nehme an, es war nicht einfach, mit dem Pfad fertig zu werden«, sagte Tier, nachdem er sich neben Seraph gesetzt hatte. »Warum fangt Ihr nicht damit an.«
    Phoran stellte fest, dass er sich nicht hinsetzen konnte, und er konnte sie auch nicht ansehen, während er sprach.

8
    Zwei Wochen zuvor im kaiserlichen Palast in Taela
     
    » M eine Septs, Wir danken Euch für die Geduld, mit der Ihr in den vergangenen Wochen an dieser Verhandlung teilgenommen habt.« Die Stimme des Kaisers hallte laut in dem riesigen Raum wider, in dem sich die meisten Septs des Reiches versammelt hatten.
    Phoran hatte diesen Augenblick in seinen eigenen Gemächern geprobt. Er hatte mit seinen engsten Beratern ausführlich besprochen, wie er vorgehen sollte, und sich dann für die Möglichkeit entschieden, die ihm am erfolgversprechendsten vorkam.
    »Wir haben Unsere eigene Macht eingesetzt, um all den jungen Männern, die zuvor als Sperlinge des Pfads bekannt waren, Verzeihung zu gewähren. Zunächst wegen ihrer Verteidigung Unserer eigenen Person, und zweitens, damit Wir sie als Augenzeugen einsetzen konnten, um dem Geheimen Pfad ein Ende zu machen, einem Geheimbund, der versucht hat, das Kaiserreich von innen heraus zu zerstören.«
    Er hielt inne, um den Septs Gelegenheit zu geben, sich im Flüsterton mit ihren Beratern und Kollegen zu unterhalten. Mehrere Sperlinge waren Söhne von Septs, überwiegend dritte oder vierte Söhne, die ihren Familien nichts als Ärger gemacht hatten, und daher waren einige anwesende Väter zweifellos froh, dass Phoran es sich zur Aufgabe gemacht hatte, diese Missetäter in nützliche Männer zu verwandeln.

    Er hatte jedem jungen Mann einen Platz in der neu eingerichteten Kaisergarde angeboten, seiner persönlichen Leibwache. Die meisten hatten angenommen. Phoran war noch nicht sicher, ob es sich dabei um eine gute Sache handelte oder nicht - immerhin waren diese jungen Leute vom Pfad als die amoralischsten und am leichtesten zu verderbenden jungen Adligen ihrer Generation ausgewählt worden.
    »Ihr habt die Aussagen dieser Männer gehört, die nun Uns dienen, und auch die von Avar, dem Sept von Leheigh, Unserem treuen Berater. Darüber hinaus haben Wir Euch mitgeteilt, was Wir selbst beobachten konnten.«
    Phoran genoss es insgeheim, von sich im Pluralis Majestatis zu sprechen. Es war vollkommen absurd und lieferte ihm gleichzeitig eine sehr wirkungsvolle Möglichkeit, alle daran zu erinnern, dass er - für wie ungeeignet sie ihn auch halten mochten - der Kaiser war. Beiläufig warf er einen Blick zu den Septs, die den größten Teil der Woche hier auf ihren Stühlen gesessen und sich darauf gefreut hatten, dass diese Sache endlich ein Ende fände. Selbstverständlich glaubten sie nur zu wissen, was nun geschehen würde.
    »Diese Aussagen«, fuhr Phoran fort, »wurden gemacht, um geheime Dinge ans Licht zu bringen, damit sie dort ausbleichen und sterben, ohne weiterhin eine Gefahr darzustellen. Und vor allem wurden sie abgegeben, damit Ihr Euch ein Bild machen konntet.« Er wusste, jetzt warteten sie auf sein Urteil - würde er die Angeklagten für schuldig oder unschuldig befinden?
    Phoran kannte sich inzwischen mit öffentlichen Auftritten noch besser aus, aber den meisten Männern, die dort auf ihren erhöhten Sitzplätzen warteten, war nicht aufgefallen, dass er auch zuvor schon seine angeblich betrunkenen Gelage inszeniert und die Teilnehmer zu seinem eigenen übersättigten Vergnügen manipuliert hatte.

    »Diese Personen, Unser Feind, werden von Uns selbst verurteilt

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