Rabenzauber
ihrer Septs Uns zufällt, damit wir es verwenden können, wie es Uns angemessen erscheint.«
Das rief bei seinem Publikum Unruhe hervor. Oh, es hatte schon mehrere Kaiser gegeben, die sich in Erbschaftsangelegenheiten eingemischt hatten - aber nicht in den letzten beiden Jahrhunderten, nicht einmal bei Verrat. Tatsächlich plante Phoran, den meisten Erben zu erlauben, ihre Sept zu behalten, aber darum ging es nicht. Er wollte diese Adligen an die Macht des Kaisers erinnern und die Erinnerung an den Narren wegwischen, für den sie ihn gehalten hatten. Er musste ihnen auf brutalste Weise klarmachen, dass ihre Macht von ihm kam und nicht andersherum.
»Für ihre Verbrechen werden diese ehemaligen Septs zum Tode verurteilt.«
Am Boden des Ratssaals befand sich ein Steinsockel, auf dem die Statue eines sich aufbäumenden Hengstes stand - das Symbol des Kaiserreichs. Wahrscheinlich hatten die meisten Septs vergessen, dass der Steinsockel einmal etwas anderes gewesen war als der Unterbau einer Statue.
Er streckte die Hand aus, und Toarsen, Erster Hauptmann der Kaisergarde und ehemaliger Sperling, entfernte sich aus seiner Ehrenwachenposition. In den behandschuhten Händen hielt er auf Brusthöhe ein ziemlich großes Schwert, das er zuvor unauffällig neben dem Podium des Kaisers abgestellt hatte.
Es war nicht Phorans eigenes Schwert. Sie waren in die Waffenkammer gegangen und hatten sich Dutzende von Waffen angesehen, bis sie etwas Passendes finden konnten.
Phoran nahm das Schwert von Toarsen entgegen und hob es hoch: beinahe fünf Fuß frisch geschliffener Stahl, die von einem großartigen, hervorragend gearbeiteten zweihändigen Griff ausgingen. Es war eine Ehrfurcht gebietende Waffe, wenn auch nichts, was er in einem Kampf gegen leichtere, schnellere Klingen ins Feld führen würde.
Phoran ließ sie lange Zeit hinsehen. Ein paar Septs runzelten die Stirn oder setzten sich gerade hin, aber die meisten wirkten gelangweilt. Sie warteten auf eine Fortsetzung der Ansprache, das wusste er. So etwas geschah häufig, selbst wenn das Schwert ein wenig extremer sein mochte als die üblichen Requisiten.
»Wir haben keine Liste aller Tode, für die diese Männer verantwortlich sind - obwohl sich Unser Vater und Unser Onkel zweifellos darunter befinden: Kaiser und Regent eines Kaisers. Also nennen Wir Euch stattdessen die Namen jener, die gestorben sind, als sie für Unser Leben kämpften.« Diese Namen hatte er schon lange auswendig gewusst, bevor er beschlossen hatte, sie hier zu nutzen. Ein Mann, dachte er, sollte die Namen der Menschen kennen, die für ihn gestorben waren. Er nannte die Namen von fünfzehn Sperlingen. Dann folgten die von zehn Männern, die Avar, dem Sept von Leheigh, gedient hatten, der zu Phorans Rettung gekommen war. »Und aus dem Clan Rongiers, des Bibliothekars …« Er nannte acht Namen, und die meisten Septs brauchten das Rezitieren
aller acht, bevor ihnen klar wurde, dass es sich tatsächlich um Reisendennamen handelte.
Zwei seiner Berater, Gerant und Avar, die beide ebenfalls Septs waren, hatten sich dafür ausgesprochen, diese Namen wegzulassen. Es war seit Generationen die Politik des Rats gewesen, die »Geißel« der Reisenden zu eliminieren. Aber diese Männer waren ebenfalls für ihren Kaiser gestorben, und Phoran war zu dem Schluss gekommen, dass ihre Namen gleichermaßen für die Schuld der Angeklagten sprechen sollten.
»Der ersten Person, die an diesem Abend fiel, wird dadurch allerdings noch keine Gerechtigkeit zuteil. Myrceria von Telleridge, Tochter des ehemaligen Sept von Telleridge, starb bei der Folter, die ihr der eigene Vater zufügte. Sie starb, um Unsere Geheimnisse zu wahren, damit Wir dem Pfad ein Ende machen konnten. Ich wünschte, Telleridge wäre hier, um sich für seine Verbrechen zu verantworten, aber er starb an diesem Tag, und sein Tod war viel zu leicht.«
Bei diesen Worten hoben zwei Gardisten, die für diese Pflicht ausgewählt worden waren, die Statue des sich aufbäumenden Pferdes von ihrem Ehrenplatz und zogen die bestickte Decke darunter weg, um den kalten Granitsockel zu enthüllen.
Phoran nickte, und Jennes Wachen führten ihn zu dem Stein. Sie rissen ihn von den Beinen und drückten seine Schultern gegen den Granit, sodass sein Kopf über ein Ende hing, und sie taten es deshalb so geschickt, weil sie die letzten drei Tage damit verbracht hatten, diese Bewegungen an anderen Gardisten zu üben.
Ein Sept, der des Verrats überführt worden war, musste sein
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