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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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werden.« Er ließ den Septs keine Gelegenheit, in Gemurmel auszubrechen, sondern warf einen Blick auf das Pergament auf seinem Lesepult und begann, die lange Liste von Namen laut vorzulesen: überwiegend Kaufleute, Wachen, Generäle und geringere Adlige, aber auch einige kaiserliche Bedienstete. »Wir befinden all diese Männer des Mordes und der Verschwörung zum Mord schuldig …«, und dann folgten noch ein Dutzend geringfügiger Anklagen, die er ebenfalls mit bedächtiger Präzision rezitierte.
    »Sie werden zum Tod durch den Strang verurteilt. Das Urteil soll vom heutigen Tag an auf dem Marktplatz vollzogen werden, jeden Tag fünf Personen, bis alle tot sind.«
    Das hätte er auch den Septs überlassen können. Dann würden all diese Tode auf ihren Schultern lasten und nicht auf seinen. Er bezweifelte nicht, dass die Septs jeden dieser Männer für schuldig befunden hätten.
    »Aber das sind nicht die Einzigen, die Wir anklagen.« Die nächste Gruppe wäre zweifellos der Gerechtigkeit entgangen, wäre sie vom Rat der Septs abhängig gewesen. »Bringt die angeklagten Septs herein.«
    Während der Verhandlung hatte er beweisen können, dass zumindest ein Kaiser - Phorans eigener Vater - ermordet worden war. Wenn er dem Rat erlaubte, die Verantwortlichen freizulassen, würde das einen Präzedenzfall schaffen, den er unbedingt vermeiden wollte.
    Er legte das Pergament wieder aufs Pult und wartete, während seine Garde die dreizehn Septs hereinbrachte, die er hatte vor Gericht stellen können. Es gab noch andere, die ebenfalls hierhergehörten, schuldige Männer, die aber zu mächtig waren für die Beweise, die er gegen sie vorbringen konnte. Phoran achtete genau darauf, diese Männer jetzt nicht anzusehen - vor allem nicht Gorrish, den Ratsvorsitzenden.

    Die Septs wurden hereingeführt, alle geknebelt und mit auf den Rücken gefesselten Händen. Jeder wurde von jeweils zwei jungen Männern in Grün und Grau eskortiert, den Farben von Phorans eigener Sept, die rasch wiedererweckt worden waren, um eine Uniform für die Kaisergarde zu schaffen, komplett mit Stickerei eines goldfarbenen fliegenden Singvogels an der linken Schulter.
    Phoran nahm an, dass die Knebel der Gefangenen das heftigste Gemurmel unter den Septs auslösten. Er sah auch, dass Gorrish nicht zu denen gehörte, die etwas sagten. Man glaubte allgemein, ein Sept sei zu ehrenhaft, um ihm Fesseln anlegen zu müssen. Die gefesselten Hände hätten noch damit entschuldigt werden können, dass es praktischer war, aber die Knebel stellten für viele eindeutig eine Beleidigung dar. Dabei war es Phoran überhaupt nicht darum gegangen, sie zu beleidigen, aber diese Männer würden schweigen müssen, damit er seine Aufgabe vollenden konnte.
    Die Gardisten des Kaisers führten ihre Gefangenen mitten in den Raum, wo sie den Reihen ihrer Kollegen gegenüberstanden. Sobald sie dort angelangt waren, verließ Phoran sein Podium und ging auf die Angeklagten zu.
    Das Gemurmel wurde leiser, als die Angehörigen des Rates gespannt warteten, was Phoran vorhatte.
    »Der Sept von Jenne«, sagte Phoran, stellte sich vor den Angeklagten und sah ihm in die Augen, bevor er zum nächsten ging. »Der Sept von Siegelburg.« Es waren insgesamt dreizehn. »Der Sept von Vertess.« Einige waren alte Männer - Männer, die Phorans Vater besser gekannt hatten als er. Sie hatten ihn gekannt und dafür gesorgt, dass er umgebracht wurde, wie sie auch den Onkel hatten umbringen lassen, der Phoran aufgezogen hatte. Andere waren junge Männer, die seinen Wein getrunken und sein Essen verzehrt und ihn für einen fetten Trottel gehalten hatten - was er ja auch gewesen war.

    Er nannte einen nach dem anderen beim Namen.
    Phoran wusste, heute würde er für die Jahre zahlen müssen, in denen er sich gestattet hatte, zu einem fetten Kapaun zu werden. Er hoffte, dass seine Sünden ihn am Ende ein bisschen weniger kosten würden als diese Männer die ihren.
    »Eure Hände sind gefesselt«, sagte er, »weil Ihr heute machtlos vor Uns steht. Eure Zungen wurden zum Schweigen gebracht, weil Ihr zuvor bereits Gelegenheit hattet, Euch zu verteidigen, und Wir Euch nicht länger anhören werden.«
    Er wandte sich dem Rest seiner Septs zu. »Wir befinden diese Männer, die alle Septs sind, des Mordes und des Verrats für schuldig. Wir halten ihr Verbrechen für schrecklicher als die Untaten geringerer Männer, weil ihr Verrat so viel größer war. Wir sind der Ansicht, ihre Verbrechen verlangen, dass das Erbe

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