Rabenzauber
großen Schluck und ließ sich auf seinem üblichen Sessel nieder. Irgendwann in den vergangenen paar Wochen war Phorans Wohnzimmer zum Schauplatz eines Kriegsrats geworden.
»Jetzt fürchten sie Euch, Phoran«, sagte Gerant. »Aber sie haben auch mehr Respekt vor Euch.«
»Ich habe Gorrish beobachtet«, berichtete Toarsen. »Ein kalter Fisch. Er hatte keine Angst, und er war von dem ganzen Theater auch nicht beeindruckt. Wenn er ein Zauberer wäre, wäre unser Kaiser inzwischen schon feierlich aufgebahrt.«
Avar nickte seinem Bruder zu. »Ich weiß. Ich habe es auch gesehen. Wir werden etwas unternehmen müssen.«
»Wir müssen ihn ebenfalls umbringen«, stimmte Gerant zu, suchte sich einen Hocker und setzte sich hin. Es gab auch einen Sessel für ihn, aber zu Phorans Erheiterung wählte der Sept lieber bescheidenere Möbel. »Es ist schade, dass es nicht genug Beweise gegen ihn gab.«
Phoran grunzte säuerlich und tauschte den Wasserbecher gegen einen Bierkelch. »Er war zu sehr damit beschäftigt, für Telleridge den Rat zu führen, um sich oft unten sehen zu lassen. Die Diener des Pfads wussten von ihm, aber ich konnte sie nicht den Dingen aussetzen, die Dienstboten zustoßen, die gegen ihre Herren aussagen.«
Er ging lässig zu seinem Sessel und ließ sich fallen, ein Bein über eine Armlehne baumelnd. Diese Männer beruhigten ihn und gaben ihm Gelegenheit, über etwas anderes nachzudenken als über die Blutflecke auf seiner Kleidung.
»Das erinnert mich an etwas«, begann Gerant. »Ich habe Tier versprochen, dass ich auf Euch aufpassen werde, aber Ihr macht es mir verdammt schwer. Wenn Avar und Kissel nicht daran gedacht hätten, Euch sofort zu folgen, wäret Ihr nach der Hinrichtung alleine den Flur entlangstolziert. Ihr hättet warten und die Hälfte der Garde mitnehmen sollen. Eure Vorstellung heute hat Euch zum Ziel gemacht - nicht nur für die Angehörigen des Pfads, die uns entkommen sind, sondern für jeden Sept oder Kaufmann, dem es besser gefiel, als Ihr Euch ausschließlich mit Herumhuren und Saufen abgegeben habt statt mit Staatsangelegenheiten.«
»Ja, sie hatten zu lange einen Hurenbock zum Kaiser«,
stimmte Phoran trocken zu. »Wir werden Zeit brauchen, um uns umzugewöhnen. Ich werde versuchen, daran zu denken, immer Gardisten mitzunehmen.«
»Kissel und ich haben aus der Garde ein paar vertrauenswürdige Männer ausgesucht«, sagte Toarsen, und Phoran hoffte, dass dem jungen Mann Avars Grimasse bei dieser Bemerkung entgangen war. Er selbst hielt es ebenfalls für wahrscheinlich, dass viele Gardisten sich als alles andere als vertrauenswürdig erweisen würden. »Sie werden paarweise vor Euren Gemächern stationiert werden, Tag und Nacht.«
Gerant rieb sich das Gesicht. Auch er kannte die Kaisergarde. Er trainierte jeden Morgen mit den jungen Männern (auch Phoran nahm daran teil), aber die abendlichen Übungen überließ er den Hauptleuten. »Es gibt nicht ein Dutzend, dem ich bereits vertrauen würde«, sagte er.
»Sie werden zwölf Stunden Wache stehen«, meinte Toarsen. Phoran registrierte, dass er Gerants Einschätzung nicht widersprach. »Jeweils zusammen mit Kissel oder mir.«
Gerant schüttelte den Kopf. »Die Schichten sind zu lang. Und wenn Ihr nur einige wenige auswählt, sagt Ihr den anderen, dass sie nicht gut genug sind. Bildet Paare - ein vertrauenswürdiger Mann mit einem, der das nicht ist. Und richtet Drei-Stunden-Schichten ein. Nach drei Stunden lässt jede Wache nach.«
Einer der Vorteile, diese Männer um sich zu haben, dachte Phoran, bestand darin, dass sie häufig das Debattieren übernahmen, sodass er sich auf das wahre Problem einer Situation konzentrieren konnte.
»Und sie sollen mich hier drin bewachen«, verbesserte er.
Gerant zog eine Braue hoch.
»Es sind Adlige«, sagte Phoran mit einem dünnen Lächeln. »Sie sind in adligen Haushalten aufgewachsen. Sie wissen, welche Gabel sie zum Essen benutzen sollen - wahrscheinlich
besser als ich. Selbstverständlich taugen sie als Türwachen nichts, denn sie sind auch keine. Sie sind keine Diener oder Palastwachen. Sie sollen hereinkommen und mir Gesellschaft leisten, und vor die Tür stellen wir Palastwachen. Wir können doch sicher ein paar finden, die mich nicht erdolchen wollen, weil ich ihren Hauptmann habe hängen lassen. Nehmt die, die er am häufigsten disziplinieren ließ.«
Avar schnaubte. »Gute Idee: Nehmt die schlechtesten aus der Palastwache, um für die Sicherheit des Kaisers zu
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