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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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sorgen.«
    »Das ist es«, sagte Gerant plötzlich. Phoran nahm an, dass er eher ihm als Avar zustimmte. »Und das ist uns entgangen. Die Kaisergarde muss etwas anderes sein als eine Leibwächtertruppe oder eine Armee. Sie ist nicht geeignet für die Art von Dienst, die man von einer Wache erwartet.«
    »Ich komme selbst aus adligem Hause«, sagte Toarsen. »Wenn mir jemand eine Uniform gäbe und erwartete, dass ich mit dem Hintergrund verschwimme, solange keine Befehle gebrüllt werden, gefiele mir das ganz und gar nicht.« Er grinste, und seine Augen blitzten. »Wenn ich es recht bedenke, haben die Raubvögel genau das getan, und man sieht ja, was es ihnen eingebracht hat.«
    »Das bedeutet nicht, die Disziplin schleifen zu lassen«, sagte Phoran zu Avar, der über die Worte seines Bruders nicht froh zu sein schien. »Ganz im Gegenteil, denke ich. Tier sagte, es gibt keinen ehemaligen Sperling, der kein brauchbarer Schwertkämpfer wäre. Aber wir werden noch weitere Experten herbringen und sie im Kampf mit Messern und Stöcken unterrichten lassen, in schmutzigen Tricks und allem, was uns sonst einfällt. Tier war der Ansicht, diese jungen Männer müssten spüren, dass sie etwas wert seien.« Er wusste, wie sich das anfühlte. Er kannte jene jungen Männer, die nach einem Lebenszweck suchten; bis vor Kurzem war er ebenfalls einer von ihnen gewesen.

    »So werden sie denken, dass ihre Arbeit geschätzt wird«, sagte Kissel. »Und dann werden sie zu loyalen Kämpfern.«
    Phoran schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nur Theater - ich brauche sie wirklich, Kissel. Und genau das muss ich ihnen zeigen. Sie werden die Palastwache nicht ersetzen können - ich hoffe, dass es nicht notwendig wird, aber falls es wirklich dazu kommen sollte, kann ich für die Wache auch anderswo Ersatz finden. Ich brauche die Kaisergarde, damit diese Männer meine Augen und Ohren sind, meine Hände und meine Füße.« Er fing an, sich für die Idee zu erwärmen. »Erinnert Euch, wie viele Probleme die Stadtwachen mit den reicheren Kaufleuten und geringeren Adligen haben. Sollen sie sich in diesen Fällen doch an die Kaisergarde wenden - Adlige, Männer von Rang, auf die man hört und die allgemeinen Respekt genießen.«
    »Adlige«, sagte Avar trocken, »die bis vor Kurzem Vandalen und Diebe waren. Ich hoffe, nichts Schlimmeres. Und unter denen Eure Hauptleute nur wie viel? … vierzehn verlässliche Männer finden können?«
    »Zehn«, sagte Kissel, »und dabei sind Toarsen und ich bereits eingeschlossen.«
    »Adlige, die einem Kaiser dienten, der ein versoffener Versager war«, fügte Phoran hinzu. »Ich hoffe wirklich, dass es ihnen ebenfalls möglich ist, sich zu verändern - und wenn nicht, dann sollten sie wenigstens so tun, oder sie verärgern Uns.«
    Avar grinste. »Also gut. Aber Ihr müsst dafür sorgen, dass immer wenigstens einer Eurer Leibwächter auf der Vertrauensliste der Hauptleute steht.«
    Gerant lachte leise. »Es wird funktionieren. Ich denke, Phoran hat es genau getroffen. So etwas passiert, wenn Leute zu viel mit Tier zu tun haben. Sie fangen an, Wunder zu erwarten - und für gewöhnlich kriegen sie sie auch.«

    »Bevor Ihr hergekommen seid«, sagte Kissel, »hattet Ihr Tier seit dem Krieg gegen die Fahlarn nicht mehr gesehen. Folgt Ihr immer dem Ruf von Gemeinen, die zwei Jahrzehnte zuvor unter Eurem Kommando standen?«
    Gerant lächelte und fuhr sich mit dem Finger über den Schnurrbart. »Ich bin einem Ruf meines Kaisers gefolgt, Junge, das solltet Ihr nicht verwechseln.«
    Phoran prostete Gerant zu. »Und da heißt es, Ihr wüsstet nicht, wie man Politik spielt.«
    Gerant lachte erneut. »Falsch. Es heißt, dass ich Politik nicht mag.« An Kissel gewandt, fuhr er fort: »Ich verstehe allerdings, worauf Ihr hinauswollt. Tier und ich haben einander seit dem Krieg nicht mehr gesehen, aber wir haben zwanzig Jahre lang zwei oder drei Briefe im Jahr ausgetauscht, und …« Er schüttelte den Kopf. »Ihr habt Tier ja kennengelernt. Ich würde mich eher auf sein Urteil als auf mein eigenes verlassen - und das habe ich auch schon getan. Und ich nehme an, selbst wenn ich nichts von ihm gehört hätte, seit er Gerant verließ, würde ich immer noch kommen, wenn er mich riefe.«
    »Ihr habt es ebenfalls«, stellte Phoran fest. »Dieses Etwas, das Leute dazu bringt, das zu tun, was Ihr ihnen sagt. Ich weiß nicht genau, was es ist. Avar hat es hin und wieder, aber Ihr und Tier tragt es so selbstverständlich wie ein

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